„Das crazy“ vor „Goonen“ und „Checkst du“

Und was bedeutet „das crazzy“ nun?

- man etwas verrückt oder krass findet,
- man auf ironische Weise sagen will, dass man etwas nicht verrückt oder krass findet, oder
- man einfach irgendwas sagen will.
 

Für alle, die eine Erklärung sinnvoll finden, hat Jugendwort 2025 | ‚Das crazy‘ vor ‚Goonen‘ und ‚Checkst du’ Beispiele bereitgestellt:

A: Digga, dein Datenvolumen ist schon wieder aufgebraucht!
B: Ne, oder? Das crazy!

A: Beim Bäcker gibt’s die Donuts heute zum halben Preis.
B: Das crazy. Gönn dir!

A: Gestern einkaufen gewesen und anschließend noch joggen. Abends Conmom auf Netflix geschaut, aber danach konnte ich nicht einschlafen. Geht dir das auch manchmal so? Mit dem Einschlafen mein ich.
B: Äh, manchmal, ja … Das crazy.

Das korrespondiert mit (passt zu) dem Eintrag im Forum „Eure Sicht auf Bildungssprache“: „Muss ich jetzt auf eine Sprache ohne Artikel und Wenig-Wort-Sätze zurückfallen?“

Auf jeden Fall heißt es wieder „Jugendsprache-Vokabeln“ trainieren.

Immerhin: „Das grazy“ nähert sich einem – wenn auch sehr kurzen – Satz an!

Jugendsprache grenzt sich ja bewusst und gewollt (und in sämtlichen dagewesenen Generationen) klar von jeglicher anderen Sprache, erst recht Bildungssprache, ab. Daher lassen die gesetzteren Jahrgänge besser die Finger davon, denn nichts ist lächerlicher als ein 50-Jähriger, der etwas "cringe" findet.

Lustig fand ich immer schon die Diskussion mit meinen Kindern (als sie Anfang 20 waren), die ich jedes Jahr nach dem Sinn und Inhalt des gewählten Jugendwortes fragte und die stets mit Augenrollen antworteten: Wer hat DAS denn gewählt, sowas sagen nur 14jährige, die cool wirken wollen, es aber nicht sind.  

Sprache tritt in unterschiedlichen Formen auf: als Soziolekt (siehe Jugendsprache, aber auch Kiezdeutsch etc.), Dialekt, Alterssprache (verbunden mit dem Alter der Sprecher) oder persönlicher Idiolekt. Begriffe, die früher der Jugendsprache zugeordnet waren, wandern mit ihren Sprechern mit und werden später mit älteren Generationen assoziert (siehe hier: https://www.arabella-bayern.de/kennt-ihr-noch-die-jugendwoerter-von-damals-687636/ ). Sprache verändert sich eben, das ist völlig normal und auch grundsätzlich nicht schlimm.  

Die entscheidende Frage bleibt: Wie viel sprachliche Variation oder Sprachwandel ist im schulischen und vor allem gesellschaftlichen Kontext tragbar? Gerade wenn sich sprachliche Formen zunehmend von den etablierten grammatischen Strukturen verabschieden, stellt sich doch die Frage, wie wir damit im (Deutsch-)Unterricht umgehen sollten. Sowohl in der Leistungsbewertung als auch in der Sprachreflexion mit den Lernenden! 

Und da geht es mir nicht direkt um Begriffe wie Digga(h), Lowkey oder goonen (auch wenn ich diese bewusst meide, obwohl ich nicht sooo alt bin!  ). Wenn es dann aber in die Richtung Das crazy geht, komme ich mir selbst (und vermutlich auch meinen Lernenden) ein bisschen doof vor, wenn ich ihnen noch vor wenigen Minuten etwas von der Notwendigkeit eines Prädikats in einem vollständigen Satz erzählt habe…

das eine tun, ohne das andere zu lassen. Ich nehme mal stark an, dass die Jugend sich darüber klar ist, dass die von ihr benutzte Sprache keine Billigung im schulischen Kontext erfahren wird - das ist ja genau der Reiz daran!

Ich selbst stamme ja noch knapp aus der Zeit, als "knorke" ein verwendbarer Begriff war und ich habe den Wandel erlebt über "stark", "super", "groovy", "geil" bis hin zu "nice", und bestimmt habe ich ein paar vergessen. Das eine war die Sprache innerhalb der Zielgruppe, das andere war die Erkenntis, dass derartige Wörter nicht in Aufsätzen zu verwenden war, und wenn doch, wurden sie angestrichen.

ist eine (Werbe-)Veranstaltung des Langenscheidt-Verlags, nicht mehr und nicht weniger.

"Mit der Wahl zum Jugendwort des Jahres wirbt der Langenscheidt-Verlag jedes Jahr für sein Lexikon 100 Prozent Jugendsprache." siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Jugendwort_des_Jahres_(Deutschland)

ist ja  nun keine neue Erkenntnis...