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Forum: "Disziplinprobleme mit Spätaussiedlern"
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 | Du schreibst: |  | von: heidehansi

erstellt: 13.06.2008 15:28:35 |
"ich habe schon oft das Gespräch zu ihm gesucht und wenn ich ihn frage, warum er so drauf ist, krieg ich keine Antwort. Er verschließt sich total und ich habe das Gefühl, dass er es scheinbar selbst nicht weiß."
Ich habe gelernt, dass man in solchen Fällen besser nicht nach dem "Warum" fragt.
Du hast Recht, er ahnt es vielleicht, aber er weiß es nicht und vor allem will er sich nicht die Blöße geben und es dir (und sich) eingestehen, dass er "unterlegen" ist.
Er sieht ja anscheinend an seinem Vater, dass ein Mann immer der Starke sein muss.
Und er will etwas gelten: Er hat vermutlich das Gefühl, dass er nicht durch Können, Fleiß, ... glänzen kann, aber er will glänzen - also lieber "in der Hölle der erste als im Himmel der zweite" sein.
Lies dir mal durch, was caldeirao dir geraten hat! Da kommst du vermutlich eher auf das Warum, obwohl du nicht danach fragst.
Ich glaube auch, dass es wichtig ist, ihn mal nach seinen Vorstellungen für das Leben nach der Schule zu fragen.
Wenn es völlig abwegige Träume sind, dann kann man das vielleicht sagen. Aber dann sollte man trotzdem Wege aufzeigen können, die zumindest in diese seine Richtung gehen.
Sind die Ziele noch erreichbar, dann wäre es noch ergiebiger, denn dann könnte man ihm klar machen, wie wichtig für ihn störungsfreier Unterricht wäre, dass er auch wichtig ist für ihn.
Du fragst dich, warum er positive Verstärker nicht annehmen kann.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass das Menschen sind, die viel zu oft enttäuscht wurden, oder die mit solchen "Sprüchen" manipuliert wurden (z.B. als Kleinkind).
Das sollte aber für dich kein Grund sein, aufzuhören damit. Es ist nur immer noch viel, viel zu wenig. |
 | Hallo Crusher |  | von: caldeirao

erstellt: 13.06.2008 16:40:51 |
jeder kluge Mensch durchschaut positive Verstärker. Lobe werden nicht ernst genommen. Sie wissen, dass sie mehr könnten.
Stell Dir vor einer sagt zu Dir, dass du gut abwaschen kannst. Du würdest ihm wahrscheinlich einen Vogel zeigen.
Ich Botschaften nach Gordon sind aus meiner Sicht hier Kontraproduktiv. Sie haben doch nur Sinn, wenn man eine positive Beziehung zu seinem Gegenüber hat. Was interessiert den, wie Du Dich fühlst, was Du denkst, wie es Dir geht ...
Wenn er sagt, dass er kein leistungsstarker Schüler sein will, sag ihm einfach, dass er das nicht braucht. Er soll Dich einfach nur in Ruhe lassen, weil Du Deine Arbeit machen willst. Vereinbart über ein Verhältnis, dass Du arbeiten kannst. Lust zum Kämpfen hast Du nicht. Da geht nur unnütze Energie verloren. Und wenn Ihr euch einigt, dass er die ganze Stunde schläft, dann ist es so.Und wenn er gern mitmachen möchte, dann bist Du gern bereit, ihm zu helfen.
Und falls Du noch geduldig dir das Rauchen abgewöhnst, raucht doch mal eine zusammen, wäre z.B. ein guter Türöffner.
Na viel Glück. |
 | Also das mit den Positivverstärkern und den "Ich" Botschaften |  | von: crusher

erstellt: 13.06.2008 18:33:24 geändert: 13.06.2008 18:42:11 |
Hallo heidehansi und caldeirao,
natürlich mach ich mit den Positivverstärkern weiter ,wenn es bis jetzt auch keinen nenneswerten Erfolg bringen mag.
Mit den "Ich" Botschaften bin ich immer etwas vorsichtig, denn das Ziel einer Provokation ist es doch den Lehrer in Rage zu bringen, oder?
Ich habe immer etwas Angst, damit ins offene Messer zu laufen.
Ich vermute auch, dass es ihm egal ist, wie ich mich fühle, eher noch eine Genugtuung für ihn das er die Oberhand hat, was anderswo nicht der Fall ist.
Wenn ich zusammen mit ihm eine rauchen würde, erzählt er es an der ganzen Schule weiter und meine pädagogische Glaubwürdigkeit ist in Frage gestellt. Du hast sicherlich Recht, dass es Verbindlichkeit schafft und dafür wäre ich auch gerne für eine letzte Zigarette meines Lebens bereit. Nur steig mir dann mein Schulleiter aufs Dach und für den mache ich und unser Kollegium sowieso nichts richtig.
Dann stehe ich eher mit der letzten Zigarette und Augenbinde an der Wand.
Aber wieder viele wertvolle Inputs, die für meinen Unterrichtsverlaufsplan wichtig sind, denn ausgerechnet in seine Klasse kommt übernächste Woche der Schulrat. "Gud`n Tach Frau Berlebach!"
Grüße und Dank
Ach ja und nochwas. Ich hatte heute Aufsicht und er saß zuerst ziemlich isoliert auf einer Bank und wirkte leicht apathisch. Als ich auf ihn zuging und ansprach, sagte er einfach nur, dass er müde sei. Oder war es wegen Freitag dem 13.? |
 | Heute leider wieder über Tische und Bänke |  | von: crusher

erstellt: 18.06.2008 00:37:22 |
Also heute hat er wieder in einer Tour nur versucht zu provozieren und zu nerven! Ich mußte einmal laut werden und Sanktionsmaßnahmen androhen,um einigermaßen Ruhe in die Klasse zu kriegen.
Ich habe versucht, ihn als Stundenassistenten in die Verantwortung zu nehmen, aber wie im "Wilden Westen" kurz den Rücken zugedreht, dann macht er wieder Blödsinn.
Ich werde aber auf dieser Schiene weiterfahren, denn in den ganzen 45 min, hatte ich für wenigstens 10 min einen relativ störungsfreien Unterricht. Wenn auch nicht völlig zufriedenstellend, dennoch besser als nichts. Das Problem ist, dass er ja auch die Mitschüler noch infiziert. Wenn er wenigstens schon mal arbeitet kann ich zufrieden sein. Aber ich weiß nicht mehr, wie ich mit seinen ewigen Beleidigungen umgehen soll. "Eh, Du Mongo!" "Halt die Schnauze man" "Fresse man" "Ich komm Dir gleich rüber!" "Eh, Du Schlampe!" usw. usw. Das ist ca. 80 % seines Vokabulars! Allmählich neige ich dazu es zu akzeptieren, denn abgewöhnen, werde ich es ihm nicht können. Er scheint es auch nicht anders zu wissen. |
 | sagt er |  | von: reliente

erstellt: 18.06.2008 06:45:31 |
es zu dir oder ist es der Umgangston untereinander?
Auch wenn ich jetzt vielleicht hier eher Kritik ernte, mir ist aufgefallen, dass ich mehr Erfolg habe, wenn die ich Ausdrucksweise untereinander ignoniere. "Sie ärgern sich ja gar nicht?" "Wollen sie gar nichts sagen?" "HAben sie nicht gehört, was der gesagt hat?" ist der O-Ton meiner Schüler gewesen. Ich nur gesagt, dass ich sicher bin, dass sie grundsätzlich wissen, dass ich ich davon nicht begeistert bin, aber nicht bereit bin, es jede Stunde wieder zu sagen. Wenn sie untereinander so miteinander reden wollen - bitte schön! Und siehe da - es hat schlagartig abgenommen. (Prozentual gesehen
Anders ist es, wenn es gegen mich geht. Da mache ich meine Schmerzgrenze durchaus klar und habe schon Einzelne nach der Stunde mit raus genommen. Da bekam ich sogar fast eine Entschuldigung, er hätte es nicht so gemeint, er hätte persönlich nichts gegen mich.
Ob das jetzt ein guter oder richtiger Weg ist, keine Ahnung! Für mich ist es ein Weg, der halbwegs funktioniert hat und meine Nerven schont....
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