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Forum: "Blick zurück im Zorn?"
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 | Was die Alten noch wußten... |  | von: kfmaas

erstellt: 28.04.2005 13:04:06 |
"Wie notwendig eine gewisse Erregung des Gemüts ist, auch selbst nur, um Vorstellungen, die wir schon gehabt haben, wieder zu erzeugen, sieht man oft, wenn offene, und unterrichtete Köpfe examiniert werden, und man ihnen, ohne vorhergegegangene Einleitung, Fragen vorlegt, wie diese: was ist der Staat? Oder: was ist das Eigentum? Oder dergleichen. Wenn sich diese jungen Leute in einer Gesellschaft befunden hätten, wo man sich vom Staat, oder vom Eigentum, schon eine Zeit lang unterhalten hätte, so würden sie vielleicht mit Leichtigkeit, durch Vergleichung, Absonderung und Zusammenfassung der Begriffe, die Definition gefunden haben. Hier aber, wo die Vorbereitung des Gemüts gänzlich fehlt, sieht man sie stocken, und nur ein unverständiger Examinator wird daraus schließen, daß sie nicht wissen. Denn nicht wir wissen, es ist allererst ein gewisser Zustand unsrer, welcher weiß.
Nur ganz gemeine Geister, Leute, die, was der Staat sei, gestern auswendig gelernt, und morgen schon wieder vergessen haben, werden hier mit Antwort bei der Hand sein. Vielleicht gibt es überhaupt keine schlechtere Gelegenheit, sich von einer vorteilhaften Seite zu zeigen, als grade eine öffentliches Examen. Abgerechnet, daß es schon widerwärtig und das Zartgefühl verletzend ist, und daß es reizt, sich stetig zu zeigen, wenn solch ein gelehrter Roßkamm nach den Kenntnissen sieht, um uns, je nachdem es fünf oder sechs sind, zu kaufen oder wieder abtreten zu lassen: es ist so schwer, auf ein menschliches Gemüt zu spielen und ihm seinen eigentümlichen Laut abzulocken, es verstimmt sich so leicht unter ungeschickten Händen, daß selbst der geübteste Menschenkenner, der in der Hebeammenkunst der Gedanken, wie Kant sie nennt, auf das meisterhafteste bewandert wäre, hier noch, wegen der Unbekanntschaft mit seinem Sechswöchner Mißgriffe tun könnte.
Was übrigens solchen jungen Leuten, auch selbst den unwissendsten noch, in den meisten Fällen ein gutes Zeugnis verschafft, ist der Umstand, daß die Gemüter der Examinatoren, wenn die Prüfung öffentlich geschieht, selbst zu sehr befangen sind, um ein freies Urteil fällen zu können. Denn nicht nur fühlen sie häufig die Unanständigkeit dieses ganzen Verfahrens: man würde sich schon schämen, von jemanden, daß er seine Geldbörse vor uns ausschütte, zu fordern, viel weniger, seine Seele: sondern ihr eigener Verstand muß hier eine gefährliche Musterung passieren, und sie mögen oft ihrem Gott danken, wenn sie selbst aus dem Examen gehen können, ohne sich Blößen, schmachvoller vielleicht, als der, eben von der Universität kommende, Jüngling, gegeben zu haben, den sie examinierten. "
Alles klar?
kfmaas |
 | Mit meinem Referendariat |  | von: mimi-maus

erstellt: 07.07.2005 14:21:35 geändert: 07.07.2005 14:23:03 |
hatte ich wohl weitgehend Glück. Ich war an einer einzügigen Grundschule mit sehr netten und glücklicherweise kompetenten Mentorinnen gelandet, denen ich heute noch unglaublich dankbar bin. Bei der Hauptseminarleiterin hatte ich einfach Glück: Ihre erste Hospitation bei mir machte sie in Musik, wovon sie überhaupt keine Ahnung hatte. Dadurch war es recht leicht, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, der sich zwei Jahre hielt. Andere Kolleginnen hatten da mehr Pech. Eine wurde gefragt, ob sie eigentlich auch noch was anderes gelernt hätte, sie wäre für den Beruf völlig unfähig (Anmerkung: Sie hat die Prüfung trotzdem geschafft und ist heute eine klasse Lehrerin...), einer anderen wurde mitten im Unterricht der Entwurf zerrissen mit dem Kommentar "Den Quatsch sehe ich mir nicht länger an!". Na prima! Wie sehr ein Referendariat von den betreuenden Seminarleitern abhängt, hat unsere letzte Referendarin auch spüren müssen. Sie war mit Vornote 1-2 in die Prüfung gegangen. Alle vorherigen Besuche waren super gelaufen, unser Schulleiter hatte sie mit 1,0 bewertet... und dann kamen die Fremdprüfer. Das Ende vom Lied: Prüfungsnote 3,7. Da stimmt doch was nicht im System! |
 | In den letzten Zügen... |  | von: sandra20

erstellt: 07.07.2005 16:53:39 geändert: 07.07.2005 16:54:14 |
Ich befinde mich gerade in den letzten Wochen des Referenadriats. Es war die härteste und frustrierendste Zeit meines Lebens. Meine endgültige Note weiß ich noch nicht. Ich kann sie ab Dienstag erfragen.
Gelernt habe ich sicher etwas, vor allem was fürs Leben: Kritik ertragen, sich selbst motivieren, Niederlagen einstecken, Tränen verkneifen, Ungerechtigkeiten vergessen, ...
Nein, schön war diese Zeit sicher nicht.
Bis letzte Woche hat mich der Gedanke an meine Mitreferendare aufgerichtet. Ich dachte, wahre Mitstreiter und gute motivierte Freunde, ein richtiges Team, gefunden zu haben. Pustekuchen! Auch diese Enttäuschung muss ich jetzt verarbeiten: Meine Mitreferendare haben einer nach dem anderen unsere Seminarfahrt abgesagt. Jetzt findet sie NICHT statt.
Ich bin echt mehr als nur enttäuscht und habe kaum noch Lust, zum letzten Seminartag zu fahren.
Hätte mir mein Privatleben nicht Rückhalt gegeben - ich hätte alles an den Nagel gehängt.
Ja, im Moment blicke ich im Zorn zurück.
Schade
SANDRA |
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