|
Forum: "Studie zur Empfindlichkeit von Lehrern"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
 | Ich gehöre auch zu den Lehrerinnen, |  | von: clausine

erstellt: 01.11.2006 14:50:11 |
die sehr dünnhäutig in den Beruf gegangen sind. Im Laufe der Jahre bin ich, was die Eltern angeht und meine Reaktion auf deren Unverschämtheiten (ähnliche Erfahrungen wie oben geschildert), sehr viel dickfelliger geworden und kann gut damit umgehen. In Bezug auf die Kollegen und meine Vorgesetzten und deren "Bild" von mir hat es seeeehr lange gedauert, bis ich überhaupt gemerkt habe, dass ICH nicht diejenige bin, die m.E. "verkehrt" denkt, sondern dass ich einfach falsch bin an dieser Schule. Und dann gibt es Mittel und Wege, dort weg zu kommen, nicht ganz so wie in der freien Wirtschaft, aber es geht. (Mein Mann arbeitet auch in der freien Wirtschaft, und ab einem gewissen Alter ist es nicht mehr so, dass man in anderen Betrieben auf ihn wartet....In seinem Betrieb ist es übrigens üblich, dass alle 1 bis 2 Jahre umstrukturiert wird, erfolgreiche Gruppen auseinander gerissen werden und immer neue Vorgesetzte eingesetzt werden. Ob das zum Erfolg beiträgt, ist für mich fraglich. Gut funktionierende Schulkollegien sind da sicher fruchtbarer, eingefahrene dagegen .....)
ABER: den Schülern gegenüber habe ich mir meine Empfindlichkeit regelrecht BEWAHRT! Ich wollte nie eine abgeklärte, unnahbare ....Lehrerin werden, wollte nah bei den Interessen der Schüler bleiben, ansprechbar für ihre Nöte und Sorgen. Einschränkung: Empfindlichkeit schließt eine angemessene Distanz schon ein, Mama möchte ich für meine Schüler nicht sein. Aber ich habe so viele Kolleginnen erlebt, die "ihren Stiefel" über den Köpfen der Kinder hinweg durchziehen, nicht rechts und links gucken, sich nichts über den Freizeitbereich der Kinder erzählen lassen...das ist mir schlichtweg zu "unempfindlich". |
 | Be- und Empfindlichkeiten |  | von: rhauda

erstellt: 01.11.2006 14:56:51 geändert: 01.11.2006 14:57:06 |
Der Druck, der auf Lehrkräften lastet, ist enorm.
Das ist unbestritten.
Jedoch ist auch eine Menge des Druckes hausgemacht:
# durch die stellenweise Unfähigkeit der Zusammenarbeit (besonders Merkmal von Realschullehrern)
# durch nicht konsequentes Handeln und Einhalten von Absprachen innerhalb des Kollegiums bei Verfahren und Disziplinproblemen
# durch Grenzen, die die Lehrkraft nicht klar zieht zwischen der Privatperson Meyer und dem Lehrer Meyer
und ein ganz wichtiger Grund:
# der Druck, der von außen kommt, bringt viele Kolleginnen und Kollegen dazu, Dinge ganz verstärkt auf der Beziehungsebene und nicht mehr auf der Sachebene wahrzunehmen, selbst wenn Dinge sehr sachlich an sie herangetragen werden.
Die Tatsache, dass man als Lehrkraft immer auch mit seiner Persönlichkeit zur Diskussion steht, läßt einen die Grenzen verwischen. Kritik an der Sache wird sehr schnell als Kritik an der Person wahrgenommen.
Ich weiß nicht, wie viele Foren hier schon total entglitten sind, weil Thesen, zitierte Studien oder langfristige Beobachtungen zu Sachverhalten bei Einzelnen einen wunden Punkt treffen.
Da wird häufig persönliche Betroffenheit zitiert, die von niemandem so gewollt war und die für viele auch nicht nachvollziehbar ist.
Eine englische Redewendung lautet "to give someone the benefit of the doubt". Das bedeutet, dass man von zwei Wertungsmöglichkeiten einer unklaren Aussage oder eines Sachverhaltes erst einmal diejenige annimmt, die NICHT böse gemeint war.
Das BEWUSST zu tun, kann enorm helfen, Stress abzubauen. |
 | @pulverfass |  | von: clausine

erstellt: 01.11.2006 18:18:29 |
Zu Supervision: beides, die "anonyme" als auch die innerkollegiale Supervision, kann sinnvoll sein. Entscheidend ist, was man damit erreichen will. Bei der anonymen, also nicht ans Kollegium gebundenen, Supervision kann man eigene Probleme frei und unbelastet vom Alltag bearbeiten, bei der Super innerhalb eines Kollegiums können Probleme, festgefahrene Einstellungen oder neue Verhaltensweisen in den Griff bekommen werden. Ich persönlich kenne, leider, nur die erste Form, kann sie aber wärmstens empfehlen. Ich empfinde es mittlerweile als absoluten Luxus für meine Lehrer-Seele und fühle mich jedes Mal, wenn ich mal wieder eine Sitzung genossen habe, wie aufgetankt. Verrückt ist, dass es in den Augen vieler Kollegen immer noch als Zeichen von Schwäche angesehen wird, wenn man Supervision macht. Im Gegenteil, finde ich, es beweist Stärke, zu seinen Problemen zu stehen und sie zu bearbeiten - und vor allem: es MACHT stark!
Clausine |
 Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|