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Forum: "Studie zur Empfindlichkeit von Lehrern"
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| liebe ines | | von: poni
erstellt: 03.11.2006 21:06:26 |
dasist ein Thema für sich, sage ich dir, da könnte ich Bände zu schreiben, die aber keiner lesen will
Ich bin in der Lage meinen Kollegen viel Kleinkram abnehmen zu können und bei Chaos oder Katastrophen zu helfen, weil ich seit bald drei Jahren nicht unterrichten darf, aber nicht gekündigt werden konnte bis jetzt hihi
Meine Nerven sind damit viiiiieeeel besser als die der Kollegen, deshalb interessiert es mich, wie die Kollegen "ticken", die sich so viel Stress machen oder machen lassen oder auch wirklich haben, ich habs ja selber genauso gehandhabt und war damit fast am Ende meiner Kraft. Die Vermeidungsstrategie etlicher Kollegen ist abwiegeln bei allem zusätzlichen ungewohnten und vor allem ungewöhnlichen. Das schont Nerven, aber ich finds langweilig und es wird auch den Kindern nicht gerecht. (wir haben 5.-7.Klasse in einem Extra-Gebäude)
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| . | | von: palim
erstellt: 04.11.2006 15:29:49 |
Hinzu kommt, dass es ja sehrwohl Lehrer gibt, die sich Gedanken um Pädagogik machen, pädagogisch arbeiten möchten, Konzepte überlegen oder überlegt haben etc.
Dann aber wird durch das stetige Zusammenstreichen von Stunden und Mitteln und anderen rationalisierenden Maßnahmen und der zusätzlichen Arbeit durch QM - und was damit einhergeht - jeglicher Mut, Willen, Einsatz zerschlagen.
Inzwischen bin ich der Meinung, dass unter den Kollegen jenseits der 50 (und das sind bei uns über 50%) viele sind, die früher engagiert waren, aber oft erfahren mussten, dass ihre Kraft und ihre Ideen eine sehr sehr kurze Halbwertszeit hatten.
Viele möchten pädagogisch arbeiten und passen ihre Arbeit den immer neuen Umständen auch an. Gerade die, die sich ohnehin viel Mühe und Arbeit machen, fühlen sich doch angegriffen, weil ihre Arbeit nicht gewürdigt wird, sondern ständig kritisiert und durch neue Auflagen reglementiert.
Hinzu kommt: die Vorgaben, die zur Zeit - zumindest in Niedersachsen - vom KuMi gemacht sind, sind seit Jahren gar nicht mit Inhalt gefüllt.
Ob es die frühe Sprachförderung, die Förderpläne o.a. ist - es gibt zwar Vorgaben, dass es zu machen ist - und bitte sofort und manches sind sogar gute Ansätze, dass eine Schule sich aber auch Gedanken machen muss, wie so etwas umgesetzt werden kann, daran scheint keiner zu denken. Es entseht wirklich der Eindruck, dass das Ministerium nicht weiß, was seine LehrerInnen leisten.
Bitte, bitte: Kommt doch mal für 1 Woche (durchgängig!) in meinen Unterricht hospitieren (dann habe ich auch gleich jemanden für die Differenzierung der Schwächeren und Stärkeren,
jemanden der die Akten für die Förderpläne ergänzt,
passendes Material selbst erdenkt, erstellt und aus seiner Tasche bezahlt,
der diverse Elterngespräche führt,
Konferenzen vorbereitet,
neuen Richtlinien adhoc erklärt und umsetzt...
und ich habe mal wieder Zeit für den Unterricht und die Erziehung der Schüler.
Sollte dieser Mensch innerhalb der Woche feststellen, dass er kein Basteldiplom hat, kein Kommunikationstrainer, Sozialpädagoge, Computerfachmann, Kinderbuchspezialist, Therapeut, Eheberater, Arzt und Dolmetscher ist,
sollte er seine Examen am Ausgang abgeben.
Die grauen Männer im Anzug (es erinnert doch ein bisschen an Momo) nehmen einem erheblich viel Zeit und vergessen, dass Schüler kleine Individuen und keine Maschinen sind.
Palim |
| @palim | | von: rhauda
erstellt: 04.11.2006 17:52:42 geändert: 04.11.2006 19:23:53 |
ich kann dir nur zustimmen, was die totale Entrücktheit der KuMiKaoten betrifft. Neuestes Beispiel: ILE (Individuelle Lernentwicklungsberichte).
Da sagt das KuMi nun, wir müssen das in den weiterführenden Schule betreiben. So weit, so gut. 40 Modellschulen haben eine ganze Zeit darauf verwendet, das vorzubereiten. Was findet man jetzt an Hilfe vom KuMi? Im Downloadbereich eine Menge dummes Zeug, Allgemeinplätze und das Signal: Eigentlich egal, wie ihr das macht, auch egal in welcher Qualität, Hauptsache ihr macht es.
Ja, was haben die eigentlich die ganze Zeit gemacht, für was bekommen die ihr Geld?
Hätte man nicht aus den Ergebnissen der Modellschulen so etwas wie eine grobe Richtlinie erarbeiten können? Einfach, damit nicht 6 zuliefernde Grundschulen 7 verschiedene ILE-Bögen benutzen, dazu noch 3 Gymnasien, die uns Rückläufer schicken weitere Versionen, die dann mit der Version, die wir haben nicht zusammenpassen?
Gibt es eine Idee, wie man als Fachleher (ich unterrichte fast 250 verschiedene Schüler)überhaupt so was geregelt bekommen soll?
Wie soll die individuelle Förderung und das Fordern gestaltet werden, wenn noch nicht einmal Förderunterrichtsstunden da sind wegen Lehrermangels?
Es ist so einfach, von obern immer nur zu verordnen, wenn die Zeche die Kolleginnen und Kollegen bezahlen. Leider (das habe ich ja in verschiedenen foren immer wieder bemängelt) haben wir als Lehrer so gut wie kein gewerkschaftliches Denken und lassen alles mit uns machen. Da sind wir wieder beim Punkt: hausgemachter Druck. Wir setzen uns selbst unter Druck, weil wir (zwar maulend aber doch) willig alles mit uns machen lassen.
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