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Forum: "Unterrichtsgarantie Plus (Hessen)"
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 | Eltern? |  | von: veneziaa

erstellt: 28.05.2006 14:06:49 |
Bis auf die eine erwähnte Ausnahme Gottseidank NICHT!! Wer will denn schon, wenn er zu Hause mit EINEM Kind nicht zurecht kommt, sich in der Schule mit 25 oder mehr auf einem Haufen abgeben?
Es wurde ja oben schon mal erwähnt:
KollegInnen im Erziehungsurlaub? Die haben keine Zeit, Lust, Nerv.
KollegInnen im Ruhestand? Die sind froh überlebt zu haben..
Schulfremde? Die haben ihren Job und es reizt sie nichts!
Studenten? Die haben eh genug Probleme, einen Platz in den überfüllten Veranstaltungen zu bekommen...
und ruf mal morgens um 7.30 Uhr einen Studenten an, er soll um 7.55 Uhr in der Schule sein!!
Wie soll denn das eigentlich funktionieren können?
Holen wir Großeltern, klar, die können vorlesen - oder den Fernseher einstellen. Nur: So´ne einfache Betreuung kriegen wir auch mit unseren eigenen Oberstufenschülern hin..
Eine "Feuerwehr" für akute Erkrankungen kann nur jemand hauptberuflich machen, der jedoch ausgebildet und darauf eingestellt ist. Er bekommt dafür nach spät. 1 Jahr eine Einstellung - oder so ähnlich..
Aber ehrlich:
Möchtet ihr, dass eure Nachbarin euer Kind unterrichtet, abends in die Singstunde geht und jedem erzählt, wie dein Kind sich vielleicht heute gerade daneben benommen hat oder was du ihm zum Frühstück mitgegeben hast?
Möchtet ihr, dass eure Kinder der Klasse von einem phantastischen Musiker unterrichtet werden, der ihnen die ganze Zeit hochtrabende Musik auf dem Klavier vorspielt, sie aber gar nichts davon verstehen, nicht mitsingen können und sich zu Tode langweilen?
Möchtet ihr, dass JEDER unseren Beruf ausüben kann, um hinterher sagen zu können "Alles easy"?
Ich möchte das NICHT!
Das Allerschlimmste jedoch für mich ist nicht die Tatsache, dass Andere ohne Ausbildung meine Arbeit machen, sondern dass es so undemokratisch, so selbstgefällig, so autoritär durchgedrückt wird - egal zu welchem Preis...
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 | Material... |  | von: klytaemnestra

erstellt: 01.06.2006 09:11:08 |
für die Ersatzcowboys (oder wie sie weiter oben so treffend genannt wurden)
Habt Ihr auch schon den tollen "Materialpool" iom Kollegium besprochen?? Nicht nur, dass so ein Aushilfspädagoge mehr Stundenlohn bekommt als ich - jetzt muss ich ihm auch noch den Unterricht vorbereiten, mit allen Lösungen (weil fachfremd) und natürlich in 35facher Ausführung für die Schüler bereitlegen. Sonst noch was???? Ich muss alle Kopierkosten privat bezahlen. Kommt pro Jahr ne ganz schöne Menge zusammen. Und jetzt auch noch für die Aushilfen vorarbeiten, falls ich mal krank werde.
Also tschuldigung. SO krank kann man doch gar nicht mehr sein, da komm' ich doch lieber selbst, steck alle an und hab keinen Ärger mit der Vertretung, die sowieso nicht DAS macht, was man ihr sagt.
Und vor allem, wenn das alles jetzt ohnehin nach Jahresstudenkontingent berechnet wird, d.h. nämlich de facto, dass man seinen gesamten Krankenstand unter Umständen nachzuarbieten hat. Tageweise mag das ja noch gehen, aber falls es tatsächlich so schlimm kommen sollte, dass man mal vier Wochen fehlt, hat man eben Pech gehabt. DANN muss man halt in den vier Wochen danach doppelt so viele Stunden halten.
Der KLeinkram wird ja mit hauseigenen Kräften vertreten und freu mich jetzt schon darauf, mal Fächer zu unterrichten, die ich schon immer mal unterrichten wollte. So ganz ohne Verbindlichkeit... DAS wird ein Spass!! |
 | gegen das überkochen |  | von: elgefe

erstellt: 01.06.2006 10:19:52 geändert: 01.06.2006 10:21:41 |
hilft ein blick über den zaun, in andere länder, z.b. nach finnland...
bei uns passt eine unterrichtsgarantie plus nicht ins berufsbild des lehrers an sich und auch nicht in unser schulsystem und das macht U-Plus in der tat zu einer sehr ärgerlichen angelegenheit...die finnen hätten vielleicht weniger probleme mit ihr als wir:
Das allgemeinbildende Schulsystem in Finnland
Schulträger sind in der Regel die Gemeinden. Die Schulen haben eine sehr weitgehende Autonomie, sogar in Bezug auf den Lehrplan.
Lehrkräfte sind nicht Beamte, sie werden zu einem großen Teil nach Bedarf eingestellt und entlassen.
wäre das bei uns denkbar????
oder:
Das Schulpersonal
mindestens einen Tag wöchentlich in der Schule präsent sein, und sei sie noch so klein. In gZum Personal einer jeden Schule gehören nicht nur Schulleitung, Klassenlehrerinnen und -lehrer sowie Fachlehrkräfte. Die nachstehend Genannten müssenroßen Schulen sind sie es täglich.
1. Eine Schulschwester. Sie ist ihrer Grundausbildung nach Krankenschwester, hat aber eine Zusatzausbildung für vorbeugende Gesundheitsarbeit. Das Berufsbild ist in Deutschland unbekannt.
2. Eine Kuratorin. Sie hat eine sozialpädagogische Ausbildung und ist für alle Probleme zuständig, die "sozialer" Natur sind. Gibt es z.B. in einer Klasse Konflikte zwischen zwei Cliquen, ist es nicht Sache der Klassenlehrerin, sich damit zu befassen. Sie schickt die Betreffenden zur Kuratorin, deren Kompetenz u.a. gruppentherapeutische Methoden umfaßt. Auch bei Problemen, die man nur in Kooperation mit dem Elternhaus angehen kann - z.B. Schwänzen - ist die Kuratorin zuständig, nicht die Lehrkraft.
3. Eine Psychologin. Oft gehen Kinder von sich aus zu ihr, nicht auf Grund einer Überweisung durch die Klassenlehrerin. Ein unter Schweigepflicht stehender Erwachsener, der Zuwendung und Kompetenz einbringt, mit dem man also über seine Probleme offen reden kann, ist für viele Kinder und Jugendliche ungeheuer wichtig. Die Klassenlehrerin hat dafür nicht einmal die Zeit, die ein "Klient" braucht, von der Qualifikation gar nicht zu reden. Selbstverständlich kann die Schulpsychologin keine Psychotherapie im eigentlichen Sinn des Wortes leisten, aber sie ist für individualpsychologische Probleme zuständig. Beispiel: Eine gute Schülerin sackt in ihren Leistungen plötzlich ab. Sie ist nicht imstande, sich auf den Unterricht zu konzentrieren: Ihr Bruder hatte einen schweren Unfall und liegt für lange Zeit im Krankenhaus. Dieses Mädchen braucht nicht Lernhilfe, sondern Unterstützung bei der Verarbeitung ihres Kummers. Wenn sie die bekommt, wird sie sich auch wieder auf Lernprozesse einlassen können.
4. Eine Speziallehrerin. Ihre Ausbildung sieht folgendermaßen aus: Zuerst Klassenlehrerin, mindestens zwei Jahre Schulpraxis nach beendeter Ausbildung, dann ein Jahr an der Universität mit einem extrem intensiven Lehrplan, der von den physiologischen Grundlagen über diagnostische Kompetenz bis hin zu einer differenzierten Methodenpalette alles vermittelt, was sie für ihre Aufgabe braucht. Diese besteht darin, für die Schwachen unter den Schülern zu sorgen. Wenn ein Kind im Klassenunterricht nicht richtig mitkommt, wird sie erst einmal in die Klasse gerufen, beobachtet, was da läuft, und berät die Klassenlehrerin. Ggf. übernimmt sie dann das Kind für bestimmte Stunden und gibt ihm gezielten Einzelunterricht oder Kleingruppenunterricht in den Inhalten bzw. Verfahren, die es nicht bewältigt. Oft hat es nach kurzer Zeit wieder den Anschluß an die Klasse.
Das ursprüngliche Organisationsmodell sah für je drei Klassen eine Speziallehrerin vor. Heute ist die Wirklichkeit davon recht weit entfernt, hauptsächlich, weil es an Lehrerinnen und Lehrer mit Spezialausbildung mangelt, aber z.T. auch aus finanziellen Gründen.
5. In Schulen mit größeren Lerngruppen gibt es eine unbestimmte Anzahl von Assistenten, die keine Ausbildung haben und auf Stundenbasis arbeiten. Das können z.B. Abiturienten sein, die auf einen Studienplatz warten, oder Hausfrauen, die ihren Beruf nicht ausüben. Sie arbeiten nicht eigenverantwortlich und sind kein Ersatz für eine fehlende Speziallehrerin, dennoch aber eine große Entlastung für die Klassen- oder Fachlehrerin.
6. "Küchenpersonal". In jeder Schule gibt es Küche und Speisesaal. Die Kinder bekommen täglich eine volle Mahlzeit.
Ouelle: http://www.finland.de/dfgnrw/dfg043a-pisa07.htm
oder das????
unterrichtsgarantie plus alà koch und co ist vielleicht nicht gerade glücklich, aber sie deutet uns allen, dass unser schulsystem am Ende ist... |
 | und jetzt zu unserem Anteil: |  | von: rhauda

erstellt: 01.06.2006 19:08:45 geändert: 01.06.2006 19:10:20 |
Wir haben uns damals unsere Unkündbarkeit (un-)freiwillig mit der Preisgabe des Streikrechts erkauft.
Ich bin davon überzeugt, dass im Laufe der Jahrzehnte sich die Lehrerschaft so ziemlich zum ungewerkschaftlichsten Haufen entwickelt hat, den es in Deutschland gibt (hier meine ich nicht unbedingt die Mitgliedschaft in der GEW oder den Schriftführerposten in der VDR Ortsgruppe).
Wir lassen uns ALLES gefallen. Wir knirschen mit den Zähnen, wir lamentieren, aber am Ende setzen wir um, was verlangt wird, und das bei überproportional sinkenden Reallöhnen und ständig steigender Arbeitsbelastung. "Aber am Ende trifft es doch die Schüler,wenn wir das nicht machen!", ist die Standardantwort auf die Probleme.
FALSCH! Am Ende trifft es immer uns.
Eltern wissen doch kaum, welche Verrenkungen eine Schule machen muss,um überhaupt noch alle Schüler zu beaufsichtigen, geschweige denn sinnvoll zu beschäftigen oder gar zu unterrichten!
Wenn man denen erzählt, dass Lehrer die Kopien ihrer Schüler bezahlen, glauben die doch, man will sie vergesäßen.
Die meisten wissen doch nich nicht einmal, dass man für Klassenfahrten keine Überstunden abfeiern kann oder gar, dass man die selbst bezahlen muss.
Und genau dort muss unsere Überzeugungsarbeit ansetzen. Und mal ehrlich? Wen interessiert es denn, wenn irgendwo in Hannover ein Haufen Lehrkörper mit Protestplakaten durch die Straßen läuft?
Wir müssen die Elternschaft auf unsere Seite bringen.
Wir müssen jedes Lippenbekenntnis von Politikern als solches entlarven ( nicht im Lehrerzimmer untereinander,sondern in der Öffentlichkeit).
Wir müssen uns weigern, weiterhin Selbstausbeutung zu betreiben. Wenn wir wollen, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird, dann müssen wir erst einmal lernen, sie selbst wertzuschätzen.
Wir müssen unsere Möglichkeiten der politischen Mitbestimmung auf Kommunaler Ebene wahrnehmen und in jede vermaledeite Schulausschuss-Sitzung pilgern, die auf dem Plan steht.
Wenn wir solche Stunts wie pädagogische Hilfskräfte ohne großes Murren akzeptieren, dann müssen wir uns doch nicht wundern, wenn von außen gedacht wird, dass man eigentlich auch noch ne Menge mehr mit Billigheimern abdecken könnte.
Wir müssen in Scharen zu den Informationsabenden unserer Abgeordneten gehen, und von denen fordern, dass sie Rede und Antwort stehen. Natürlich mit entsprechendem Presserummel.
Es gibt schon Möglichkeiten. Leider sind wir alle dazu zu beschäftigt. Wir haben uns ja entschlossen, unsere Zeit mit Kopieren für die Aushilfskräfte zu verbringen.
Wo bleibt bitte der politische Aufschrei der Profis an den Schulen? Ich höre nichts. Aber auch GAR NIX.
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