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Forum: "III. Geschichte zum Weiterschreiben"
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 | 6.11 |  | von: cath1

erstellt: 16.08.2007 00:24:52 geändert: 16.08.2007 10:26:46 |
Statt ihm hinterher zu rufen, gab Lena ihre Bestellung auf und wartete, dass die Verkäuferin ihr alles ordnungsgemäß, aber in einem verlangsamten Tempo, einpackte.
Kann es sein, dass ein mitleidiger Blick auf Lena fiel? Wäre es möglich, dass die Mitarbeiter der Bäckerei von ihrer privaten Situation etwas wussten? Vielleicht mehr als sie selbst? Oder bildete sie sich diese Blicke nur ein, da ihr die nackten Füße nun doch immer peinlicher wurden? … ´ Ich muss ihr raus! `, waren Lenas Gedanken, als sie, schneller als gewollt, die Treppenstufen hinuntereilte.
`Au!` Was hatte dieser Bilderbuch-Mann gesagt … Passen Sie auf, dass Sie nicht in einen Ameisenhaufen oder auf eine Wespe treten… Na prima, vor spitzen Steinen hatte er sie nicht gewarnt. In Lena begann wieder die Wut zu kochen. Sie hatte Wut auf Ronaldo, Wut auf die vergessenen Schuhe, Wut auf die mitleidig dreinschauende Verkäuferin in der Bäckerei, Wut auf den jungen Mann mit seinen schlauen Vorwarnungen (die doch nichts taugten) und natürlich Wut auf diesen dummen spitzen Stein.
Leicht humpelnd machte sie sich auf den Heimweg. Lena atmete mehrfach tief durch, damit diese geballte Wut aus ihr wich, schließlich sollten die Mädchen nichts davon merken.
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 | 7.1 |  | von: cath1

erstellt: 16.08.2007 21:25:32 geändert: 16.08.2007 21:43:34 |
Florian kam mit seinen Schrippen vom Bäcker zurück. Hoffentlich war es eine gute Idee, seine leidgeplagten Nachbarn einzuladen… Er deckte den Tisch – 4 Tassen, 4 Frühstücksbrettchen, 4 Messer, Marmelade, Honig, Käse, Butter, ein wenig Wurst. Die Kaffeemaschine begann gerade, das heiße Lebenselixier zu produzieren, als Florian noch einen prüfenden Blick auf den gedeckten Tisch wandern ließ. Was war nur mit ihm los? Florian zählte nach: Simon, Tobias und er, Florian. Das waren 3 Personen. Wo waren seine Gedanken, als er für vier deckte? Wer sollte Nummer 4 sein? Die neue Bekanntschaft von Simon? Nein, die hatte eilig die Wohnung verlassen, als der Streit ausbrach. Zeigte sich mit dem 4.Gedeck, wie stark sein innerer Wunsch war, eine Partnerschaft einzugehen? Sollte er diese Gedanken bisher erfolgreich verdrängt haben? |
 | 7.2. |  | von: keinelehrerin

erstellt: 16.08.2007 22:32:05 geändert: 16.08.2007 22:51:09 |
Florian verstand sich selber nicht mehr. Ganz in Gedanken schüttelte er den Kopf. Langsam wurde er sich selber unheimlich. So wie er die Sache sah, hatte er zwei Möglichkeiten, entweder konnte er bei klarem Verstand verrückt werden: weiterhin Kontaktanzeigen lesen – wie peinlich! -, attraktive Frauen in Geschäften ansprechen – auch nicht besser! - oder für fiktive Personen Tischgedecke auflegen – wenigstens nicht in der Öffentlichkeit blamabel!. Oder er konnte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und mit jemandem reden, der sich damit auskannte. Nur wer? Ihm fiel auf Anhieb niemand ein. Aber ganz bestimmt gab es dafür in der Tageszeitung auch eine Anzeigengruppe. Mit einem tiefen Seufzen strich er sich die Haare aus der Stirn und kratzte sich am Bauch. Jetzt war ja sowieso schon fast alles egal. Er griff sich die Zeitung, setzte sich an den Tisch und blätterte auf. Flott strichen seine Augen über die Spalten bis er die Kleinanzeigen gefunden hatte. Unter „Sonstigem“ wurde er fündig, verblüfft sah er die Menge an Kleingedrucktem. Tapfer begann er zu lesen. Neben der Ankündigung eines Flohmarktes zu Gunsten des Tierheims, einer Cheerleadergruppe die Nachwuchs sucht und einer Firma, die sich für „Entsorgungen jedweglicher Art“ anbot fand er auch Folgende: „Sie suchen Rat in Geldfragen? Wollen wissen was der Job bringt? Oder wann Sie den Partner fürs Leben finden? Ich kann Ihnen kompetent helfen. Tarotkartenlegen seit mehreren Jahren, mit hoher Erfolgsquote. Rufen sie an! 0......“
Von Kartenlegen hielt Florian nicht viel, sozusagen überhaupt nichts. Aber außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.
Jetzt klingelte es an der Haustür und Florian öffnete die Wohnungstür.
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 | 7.3 |  | von: aloevera

erstellt: 16.08.2007 22:59:44 geändert: 16.08.2007 23:46:10 |
Er traute seinen Augen kaum, als er sah, wer da die Treppe heraufkam. Er fasste sich an die Stirn, ob er nun auch noch im Fieberwahn sei. „Guten Morgen . Wie geht es unserem Patienten?. Hmmm, das ganze Haus duftet nach frischem Kaffee. Darf ich herein kommen?“
Völlig perplex hielt Florian die Tür auf und ließ seinen Besucher eintreten.
„Ja … ähm…danke…, es geht mir wieder besser. Wie haben Sie mich gefunden?“ fragte er.
„Sie haben doch in der Ersten Hilfe Ihre Personalien angegeben, erinnern Sie sich nicht? Und da mein Oberstübchen recht gut arbeitet, dachte ich, ich schau mal bei Ihnen vorbei, sogar rechtzeitig zum Frühstück.“
Gerdi betrachtete sorgfältig den Frühstückstisch, setzte sich hin und hielt Florian eine leere Kaffeetasse hin.
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 | 7.5. |  | von: siebengscheit

erstellt: 17.08.2007 10:34:10 geändert: 17.08.2007 10:52:06 |
„Hm – ja, hab’ ich“, Florian überlegte, wo er die Flasche Sekt, die er extra zum letzten Silvestertag gekauft hatte, finden könnte.
Er hatte sie am Neujahrsmorgen enttäuscht in die letzte Ecke seiner Küche verbannt, weil sie ihn an den Jahreswechsel erinnerte, den er wieder einmal allein verbracht hatte.
Florian öffnete eine Schranktür und – tatsächlich, ganz hinten entdeckte er eine verstaubte Sektflasche, die er nun herausholte und triumphierend vor Gerdis Nase hielt.
„Ist die recht?“, wollte er wissen. Gerdis Wangen blähten sich auf und sie pustete zweimal gegen das Etikett.
„Oh, wenn Ihre Gläser nicht auch so aussehen!“ Florian bemerkte erst jetzt die kleinen Staubwölkchen, die sich um die Flasche bewegten.
Das war ihm jetzt aber richtig peinlich!
Florian öffnete eine weitere Schranktür, nahm zwei Gläser heraus und stellte eines davon vor Gerdi auf den Tisch. Diese nahm das Glas mit spitzen Fingern und hielt es prüfend gegen das Licht.
Bevor aber Gerdi auch nur ein Wort über den Zustand des Glasses äußern konnte, hatte Florian nach einem Handtuch gegriffen, ihr das Glas kommentarlos aus der Hand genommen und mit einem verlegenen Lächeln kräftig poliert.
Zufrieden mit sich und dem Glas, reichte er es Gerdi zurück, griff nach der Sektflasche, löste die Metallkapsel und....es klingelte.
‚Oh, nun würde sie endlich den „Deckel“ zum „Topf“ kennenlernen’, Gerdi zupfte ihre Bluse zurecht, setzte eine freundliche Mine auf und blickte erwartungsvoll in Richtung der Wohnungstür.
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 | 8.1 |  | von: cath1

erstellt: 17.08.2007 14:03:19 geändert: 17.08.2007 14:16:38 |
Ungläubig schaute Lena ihren Töchtern nach. Zum Glück hatten sie nicht mit Schwung die Haustür zufallen lassen, so dass Lena endlich in die Wohnung gelang. Zuerst brachte sie die Bäckertüte in die Küche. Das Geschirr der Mädchen, zwei Müslischalen, stand noch auf dem Tisch. `Die zwei hatten es aber eilig. Aufräumen ist Müttersache`, waren Lenas erste Gedanken und ihre Blicke schweiften umher, vielleicht lag ja irgendwo ein kleines Zettelchen mit einer Nachricht für sie. Eine Nachricht, warum die beiden so schnell das Haus verlassen hatten. Nichts!
Lena beschloss, heute endlich ihre Freundin Elli (eigentlich ja Elisabeth, aber seit Jahren von ihr nur Elli genannt) anzurufen. Sie hatte das innere Bedürfnis, sich einmal alles von der Seele zu reden. Elli war dafür die perfekte Zuhörerin.
Als Lena zum Telefon griff, bemerkte sie das Blinken des Anrufbeantworters.
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