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Forum: "aktuelle Untersuchung zum Lehrerberuf"
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| Geht es immer nur im Extremen? | | von: oblong
erstellt: 17.05.2006 10:46:41 geändert: 17.05.2006 17:17:09 |
Vielen Dank für den Link, rfalio.
Ich frage mich: Können schulische Probleme immer nur extrem dargestellt werden? Sind wir Lehrer wirklich entweder Lernbegleiter (diese Diskussion nervt mich zur Zeit, entschuldigt bitte), oder sind wir nervliche Wracks, die zum willenlosen Spielball gesellschaftlicher Kräfte und Entwicklungen mutiert sind?
Mich beschleicht das Gefühl, dass Print- und AV-Medien an dem wirklichen Zustand, an den Erfordernissen und Problemen selbst nicht wesentlich interessiert sind, sondern eher an einem Bild, das sie von der Schule "verkaufen" können.
Trotzdem ist dieser Artikel eher an der Wirklichkeit dran als so manche abgehobene Erziehungstheoriesammlung, die ich in letzter Zeit in den Foren bei 4t vorfinde.
ganz schnell Kopf einziehen, jetzt kommt wieder die Wortdusche!
Klar, die Belastung sehe ich auch; ich halte es aber für ethisch nicht aufrichtig, fiktive Gedankenmodelle einer belastungsfreien Schule diesem Übel entgegenzustellen.
Auch der verschämte Verweis auf psychologische Betreuung der belasteten Lehrerinnen und Lehrer ist für mich eher eine Verdrängung des Problems.
Ich finde es anstößig, dass der Ausweg, den einige Betroffene gehen, weil sie alleine gelassen werden, schnell als Bequemlichkeit und Unbeweglichkeit abgetan werden: Dienst nach Vorschrift, innerer Rückzug und Verstummen.
Ich weiß, dass dies die psychischen Probleme dieser Kolleginnen und Kollegen vergrößert, aber ich vermisse eben bei vielen Bemerkungen das Mitleid und die Einfühlsamkeit.
Liebe Grüße,
oblong |
| Bravo, rfalio! | | von: veneziaa
erstellt: 17.05.2006 17:16:04 |
Du hast die Problematik treffend ergänzt..
Uns in Hessen geht von Seiten der Bürokratie mächtig an den Kragen. Mal sehen, wie sich die Lehrer noch mehr ausbeuten lassen.. und wenn es mit Anweisungen nicht geht, weil sich Schulleitungen FÜR ihre Lehrer dagegen wehren, dann ändern wir halt ein Gesetz, das den Personalräten in Zukunft das Mitspracherecht in Personaldingen verweigert...
Demnach KANN es gar nicht so schlimm sein, in unseren Schulen zu unterrichten, denn man sucht händeringend Personal (egal welcher Art) für Vertretungsunterricht, um "Unterrichtsgarantie plus" abzudecken, Wahlversprechen einzulösen...
Zurück zum Thema: Es ist in der Tat bedauerlich, was in diesem Zeitungsartikel berichtet wird. Dahinter stecken viele Momente des Unglücks und der bitteren Erkenntnis, "versagt" zu haben.
Außenstehende können in der Tat oft nicht beurteilen, was einem Lehrer an manchen Tagen alles abverlangt wird.
Es gibt Eltern, die werden mit EINEM Kind nicht fertig, die Lehrer müssen es mit immer mehr ... Bis zu 33 Kinder in EINER Klasse... Ist das nicht bitter zu sehen, was man in diesem Land für unsere Kinder übrig hat? Befinden wir uns da nicht in einer beschämenden Situation?
Doch Lehrer versuchen es zu richten - und mancher geht dabei ganz einfach vor die Hunde ...
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| Vielen Dank für die Ergänzung, rfalio! | | von: oblong
erstellt: 17.05.2006 17:24:36 |
Aus irgendeinem Grund hat die Verlinkung bei dir nicht so recht geklappt; hoffentlich geht es bei mir besser:
http://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=420335.htm
Ich habe zu dem bayrischen Modell "Exercitium Paedagogicum" hin den Link gelegt.
Liebe Grüße,
oblong |
| Es ist wie in der Kirche, rfalio: | | von: oblong
erstellt: 18.05.2006 11:09:09 geändert: 18.05.2006 15:23:06 |
Wenn der Pfarrer schimpft, hören es die Falschen!
@ keinelehrerin
Klar kannst du dich zu dem Problem äußern, das rfalio angeschnitten hat; wenn sich nette Menschen, die seit ihrer eigenen Schulzeit keine Schule mehr betreten haben, in vielen Beiträgen über die perfekte schulische Erziehung von Kindern auslassen können, dann kannst du mit Fug und Recht dich zur Überlastung von Lehrern und Lehrerinnen äußern.
@ veneziaa
In der Tat, die Situation ist beschämend; traurig finde ich besonders, dass über die Parteigrenzen hinweg eine nur wenig erstaunliche Einigkeit in der Schulpolitik herrscht: Personalkosten sparen, Arbeitsdruck erhöhen, Klassenzahlen unverändert lassen, schöne Euphemismen erfinden (und noch mit einem "plus" toppen, gell?)und Nebelkerzen werfen:
Egal, ob CDU (bei dir CSU, rfalio) oder SPD, die Konzepte heißen überall anders, doch das Ergebnis ist sich verflixt ähnlich.
@ rfalio
Es ist interessant, wie in anderen Foren Bezug genommen wird auf neueste Erkenntnisse der Wissenschaft. Bei so einer Untersuchung, die Missstände aus dem Schulbereich einmal beim Namen nennt ( und auch Eltern einbindet und in die Verantwortung nimmt), da herrscht Schweigen.
Das trifft exakt meine Ansicht der Dinge. Für keinelehrerin will ich verdeutlichen, wie ich diese Meldung aufnehme:
Aus der Tatsache, dass Lehrer oft nicht schlecht bezahlt sind in Deutschland und nach der Verbeamtung eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit haben, (gilt beides für mich, aber nicht für einige Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich schon diskutiert habe und die ich bitte, sich nicht als betroffen zu betrachten, weil ich auf etwas anderes hinauswill)meinen viele, sie dürften nicht klagen oder sich beschweren, da es ja viele Menschen in Deutschland gebe, denen es noch schlechter geht.
Andere haben Angst vor Konfrontationen und Disputationen und möchten im Dienst und auch im Internet bei 4t als Moderator(in) von Lernprozessen angesehen werden. Bei einem solchen Selbstverständnis wäre ein Beklagen von Strapazen und Belastungen nicht positiv genug und würde auf andere nicht genügend motivierend wirken.
(Ich fange schon an, ironisch zu werden; oblong, beherrsche dich!
Ich bin ein streitbarer Franke mit einer gründlichen Referendarausbildung in Bayern (Augsburg/Würzburg) und habe das Glück, an einem kirchlichen Gymnasium als Fachschaftsleiter Religion mein Unwesen ziemlich ungestört verbreiten zu können; wenn mir etwas nicht passt, dann sage ich es deutlich; wenn ich überlastet bin, spreche ich es aus und schiebe Arbeit ab. Das gelingt mir mal gut, mal weniger, aber mein Gegenüber weiß, was Sache ist. (Im Schriftlichen wie hier ist das etwas anders)
Sicherlich kann man mit einer gewissen Berechtigung sagen: Das hättest du freundlicher, gefälliger, positiver, optimistischer usw. formulieren können: ich bezweifle aber, dass dann der Appellcharakter klar genug "angekommen" wäre.
Ich bin rfalio einfach dankbar, dass er einen Link angeboten hat, in dem Belastungen von Lehrern ganz schlicht zugestanden werden und als das dargestellt, was sie sind:
Ein Übel, das abzustellen eine Aufgabe der Politik ist.
Ich könnte auf Anhieb schon sagen, wer mir jetzt vorschlägt, statt des "ist" ein "wäre" zu setzen...
Liebe Grüße,
oblong |
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