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Forum: "Schon wieder: gewalttätige Schüler"
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| Was spricht denn eigentlich gegen Grenzen? | | von: balou46
erstellt: 13.06.2006 15:52:08 |
@rolf: du betonst immer so, dass wir Grenzen setzen. Ok, das mag im Einzelfall so sein.
Bei dir hat man immer das Gefühl: Grenzen, das sind Eiserner Vorhang, Stacheldraht, Gitterzaun und dahinter lauern Raubtiere.
Grenzen sind viel mehr: Brückengeländer grenzen Wege ab von Abgründen, Absperrungen sind häufig auch zum Schutz da.
Und dann gibt es auch noch andere. Ein Garten ist von einem Blumenbeet eingegrenzt, eine Oase ist abgegrenzt von der Wüste.
Leider habe ich den Eindruck, du meinst, wir wollen die Kinder aus dem Garten in die Wüste führen.
Unsere Grenzen können aber durchaus als Hilfe gemeint sein.
Grenzen markieren in einer Gemeinschaft den Unterschied und die Vielfalt, nicht den Beginn der Feindseligkeiten. |
| @rolf - du bist doch kein "Feind" | | von: veneziaa
erstellt: 13.06.2006 17:22:14 |
und wir haben in vielen Dingen doch die gleichen Ansichten.
Mit dem Unterschied: DU hast versucht, eine alternative Idee zu leben, ich versuche, in den realen Begebenheiten eine Verbesserung herbeizuführen - aber ich bin REALISTISCH!! Und das, lieber rolf, muss ich dir einfach absprechen.
Wenn wir hier ein Forum hätten "Wie stelle ich mir die ideale Schule vor" (wäre sicherlich eine sehr interessante Idee), da wären wir in unseren Vorstellungen und Träumen oftmals gar nicht weit auseinander.
Aber so IST es nun mal nicht!
Ich bin in das System hinein gegangen und arbeite (sehr gerne) darin. Ich bin Realist und versuche, bestimmte Ideale dennoch umzusetzen. Glaub es ganz einfach mal!
Aber dieser Thread heißt nun mal nicht: Mein Traum von Schule.
Er lässt uns diskutieren: Tatsachen, Ursachen, Wirkung .. es wurde weder eine Frage gestellt noch um unseren Senf gebeten..
Ich finde es richtig gut, dass hier verschiedene Typen an Menschen mitreden, auch eine Schülerin, die du scheinbar kennst. Ist doch auch alles okay.
Aber diese Grundsatzdiskussionen...
Deine Einstellung zu Regeln:
Meinst du nicht doch ein wenig (zumindest im Geheimen), dass Regeln den Kindern beim Erwachsenwerden helfen?
... dass bestimmte Regeln ein gutes Gitter zum Langhangeln sind (auf das man sich verlassen kann)?
... dass Regeln nicht grundsätzlich positiv sein können?
Apropos: Wir sind eine der wenigen (Gesamt-)Schulen, an der es KEINE Schulordnung gibt. Sie muss weder gelesen, gelernt noch abgeschrieben werden... und sie existiert doch! Ungeschrieben!
Wir bringen 90 % unserer Hauptschüler in Berufe. Das ist außergewöhnlich viel. Und warum? Weil wir sie durch bestimmte Absprachen (nenn sie meinetwegen auch Regeln) zu ihrem "Glück" zwingen.
Ich bin gespannt auf deine Reaktion.
(Eigentlich ist es nicht okay, dass wir beide hier so viel Raum beanspruchen..). |
| @balou und... | | von: kla1234
erstellt: 13.06.2006 17:33:10 geändert: 13.06.2006 17:36:12 |
Ich möchte da auch gerne antworten:
so wie üblicherweise Lehrer und Eltern Grenzen setzen entsteht bei den Kindern meiner Meinung nach sehr oft der Eindruck, dass sie selbst keine Ahnung von Grenzen haben und sich von alleine auch nicht darum bemühen müssen. Wenn dann ständig erinnert und ermahnt wird, werden Grenzen zur reinen Erwachsenensache und man steckt in einer sehr bekannten Erziehungsfalle. Das Kind sieht dann ständig Fehler und "falsch gemacht", "wieder vergessen" etc.
Sehr viele Grenzen werden von Kindern gar nicht wirklich angenommen, geschweige denn verstanden und dann als Gehorsamsaufgabe erfüllt oder nicht, je nach Charakter.
In überlebenswichtigen Situationen verlange ich Gehorsam und rede später darüber. Wenn mir in Ausnahmen!! persönlich etwas seeeehr wichtig ist oder ich keine Zeit habe bitte ich um Gehorsam und rede später darüber und entschuldige mich sogar eventuell!
Ansonsten ist für mich als Mutter alles, und wenn noch so abstrus, auf den ersten Blick unverschämt, technisch unmöglich, diskutierbar, und zwar so lange, wie es braucht, und immer wieder!!.
Als Lehrer im üblichen Schulbetrieb hat man keine Zeit für den Einzelnen, muss man viel zu viel Gehorsam verlangen, schlagt die Seite...auf, seid leiser, setz dich wieder hin, nimm das Lineal, üb das, lern das....
Das Lernen ist vom Lehrer vorgegebene Sache, seine Sache, mit klarer Vorgehensweise. Alles andere ist schnell falsch. Die Schüler vergessen schnell, dass sie selbst etwas lernen wollten.
Eine siebenjährige Erstklässlerin wollte gestern Abend nicht aus dem Planschbecken: dann werd ich krank und muss nicht in die Schule!
Ein ausgesprochen fröhliches Kind, das in Ballett und Chor geht. Was kann so schlimm sein in der Schule, schon nach einem Dreivierteljahr? Nicht gut genug. So empfindet sie sich.
"Ich bin nicht gut." Das finde ich schlimm!!
Liebe Grüße
kla
Kennst du rolfs Seite? Wenn man die wirklich studiert findet man viele Möglichkeiten...
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| Kinder dürfen Grenzen suchen | | von: balou46
erstellt: 13.06.2006 18:23:14 |
@rolf: wunderbar, das sollen sie auch. Wenn sie in der Lage sind, sie zu erkennen. Ich gehe mal davon aus, dass ein versteckter Hinweis, ein stummer Impuls, ind deinen Augen gerade noch so gestattet sind. "Sagen, wos lang geht", war dein Ausdruck, dagegen würde ich mich wehren. "Zeigen, wo der Weg ist", wäre mir lieber. Veneziaa hat recht: unter idealistischen Bedingungen wären wir nicht weit auseinander.
@kla1234: ich liebe es, wenn meine SchülerInnen Formulierungen gebrauchen wie wie üblicherweise Lehrer und Eltern Grenzen setzen. Die helfen nicht weiter, sondern polarisieren. Und ich gestatte mir, mit meinen Schülern darüber zu reden. Meist sind sie irgendwann reif genug, es zu verstehen.
Ja, ich kenne Rolfs Seite. Sie ist gut, sie zeigt Idealismus, und ehrlich ist sie auch. Aber er hat nicht meine Klasse, irgendwie zusammengewürfelt, mit sehr heterogenem Leistungsvermögen und Leistungswillen, nicht meine Schüler, deren Karrieren teilweise wie aus dem Bilderbuch sind und solchen, bei denen man weinen könnte. Ich habe mir die Klasse nicht ausgesucht, wie es in Privatschulen mit den Schülern zumindest teilweise möglich ist. Aber ich mag diese Klasse, weil sie reales Leben spiegelt, auch wenn ich es nicht täglich laut sage.
Und ich unterrichte dort auch gerne, gerade weil solche Problemfälle dabei sind, denen man hin und wieder die "gelbe Karte" zeigen muss. Und wieder allgemein: die meisten Lehrer belassen es dann auch beim Zeigen.
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| sieht so aus | | von: rolf_robischon
erstellt: 14.06.2006 09:29:07 geändert: 14.06.2006 09:29:36 |
als ob wir uns hier ganz gut verständigen können.
(vielen dank venezia für die rosenbilder. ich hab auch wieder neue http://www.rosen.website.ms)
inzwischen geht die gewalt an schulen und unter schülern und lehrern weiter
Berlin - An der Leistikow-Schule in Berlin-Zehlendorf haben sich am Dienstagmorgen Schüler und Lehrer geprügelt. Beteiligt waren mehr als zehn Schüler, sagte die Polizei.
Die Ursache für die Schlägerei an der Hauptschule ist noch unklar. Die Schule war bereits mehrfach in die Schlagzeilen geraten.
die ursache ist noch unklar? ich bin gespannt auf die ermittlungsergebnisse. |
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