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Forum: "Grundschule früher und heute"
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| Grundschule früher und heute | | von: klexel
erstellt: 15.09.2006 20:10:09 geändert: 15.09.2006 22:38:11 |
Ich hätt da gern mal’n Problem (hi hi)
Immer wieder lese ich Sätze wie (Zitat).
Ich möchte am Montag das R einführen. Der Arbeitsplan dazu ist schon fertig, allerdings brauche ich noch einen netten Einstieg. Irgendein Spiel oder eine nette Geschichte (snowflake)
Neben Nachspur- und Schreibübungen in unterschiedlicher Form haben wir die Ziffern auch geknetet, mit Wachsmalkreide gemalt und als Puzzle gelegt. (kohlwei0ling)
Zum Klassenraum:
Ein Toilettenhäuschen aus Pappe, woraus hervorgeht, ob das Clo "besetzt" oder "frei" ist (ysbp)
... ein Jahreszeitentisch macht sich auch sehr gut. (marion)
Ich bin RS-Lehrerin und habe Null Ahnung vom Unterricht bei den ganz Kleinen. Ich bin immer wieder überrascht und lese fasziniert, was für ein Aufwand da getrieben wird. Und dann denke ich zurück an meine Schulzeit, wo ich im Jahr 1956 angefangen habe, in einer Klasse mit 40 Kindern auf festen Holzbänken sitzend, auf der Schiefertafel Buchstaben in Schreibschrift zu malen, die uns unsere alte Lehrerin, Fräulein Koch, kurz vor der Pension mit grauem Dutt, an die Tafel geschrieben hat.. All das, was ich oben zitiert habe, war unbekannt, aber irgendwie ist doch auch was aus uns (jetzt) Grauen Panthern geworden. Ich bin immer gerne zur Schule gegangen, habe in der 4. Klasse eine 1 in Rechnen gehabt und bin ganz stolz zum Probeunterricht gegangen in der Hoffnung, auf’s Gymnasium gehen zu dürfen.
War das alles schlecht so? War das alles falsch so?
Bitte nicht falsch verstehen: Die ist keine Kritik an den SchreiberInnen, die ich oben zitiert habe und keine Kritik an dem, was da heutzutage gemacht wird. Ich möchte es nur verstehen, warum das früher so gut funktioniert hat und nun nichts mehr davon Gültigkeit hat. Ich weiß, es gibt massenweise neue Erkenntnisse, und ich gehöre auch nicht zu den Ewig-Gestrigen, aber ich staune nur noch.
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| Was ich mitbekommen habe | | von: oblong
erstellt: 15.09.2006 20:19:17 |
Ich verstehe dich gut, klexel.
Ich bin, um es allen Lesern und Leserinnen des Forums zu sagen, 1957 geboren. Meine Volksschullehrerin (so hieß das damals) war ein Fräulein, das unverheiratet blieb, damit sie sich ganz ihren Kindern in der Schule widmen konnte. (Soviel zum Thema: schülerorientiertes Leben)
Was sie mit uns machte, war weniger aufwendig (und nicht aufwändig, wie uns Neugelehrte erklären wollen), aber es war mit vollem Einsatz ihrer Person.
Wir mochten sie einfach; sie war neben unseren Eltern die höchste Autorität - und das erreiche ich nicht einmal bei den ganz wenigen Schülern, die ich in zwei Leistungskursen zugleich unterrichte.
Es war keine Idylle, aber wir waren weniger abgelenkt und haben sie und ihren Unterricht mehr wahrgenommen.
So war das eben früher.
Punkt.
In getreuem Angedenken,
oblong |
| Hallo klexel, | | von: heidehansi
erstellt: 15.09.2006 22:33:34 |
ich hab noch ein wenig früher als du angefangen und wir waren 5o Kinder.
Was früher anders war?
Uns bot die Schule auch in der damaligen Form etwas: Wir erfuhren viel Neues.
Wir konnten nicht abwinken: Weiß ich schon vom Kindergarten! Kenn ich schon vom Fernsehen!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie unsere Lehrerin in der 7. Klasse von ihrem Spanienurlaub erzählte. Wir waren ganz Ohr, war das damals doch noch eine Seltenheit. Und was die alles zu erzählen wusste!
Auch wenn wir keine Engel waren, waren wir doch disziplinierter, zumindest wir Mädchen. (Es gab ja in den größeren Städten Mädchen- und Bubenschulen, getrennt.) Wir waren "braver", weil wir es damit auch leichter hatten: Was unsere LehrerInnen von uns erwarteten, erwarteten auch unsere Eltern. So wie wir erzogen wurden, wurden auch die Nachbarkinder erzogen,... Es gab lange nicht die Vielfalt der Erziehungsstile wie heutzutage.
Und wir übten viel in der Schule. Denn der Lehrplan war noch lange nicht so umfangreich, dafür wurde es dann gründlicher durchgenommen.
Wir hatten kaum Bücher: Katechismus, Biblische Geschichte, Lesebuch, Rechenbuch, das wars. Also mussten wir viel abschreiben: Alle Sachtexte z.B., wir mussten viel abzeichnen. Immer war damit auch eine Übung verbunden. Da man sich bei den Einträgen beschränken musste, waren es die wichtigsten Sachen, die notiert wurden, in einfachen Sätzen, auch das trug dazu bei, dass es uns leichter fiel zu lernen.
Aber auch uns fiel es leichter, wenn wir sozusagen mit Hand und Aug und Ohr lernten. Ich weiß noch heute, wie wir unsere erste Landkarte erstellten: Zuerst die Wanderung, dann die Zeichnung, die - unter lebhafter Teilnahme von uns Schülerinnen - immer mehr verfeinert und dabei immer abstrakter wurde. Die wurde auf der waagrecht liegenden Tafel angefertigt und erst am Schluss senkrecht aufgehängt, so war sie dann auch noch "eingenordet". |
| stimmt schon in gewisser Hinsicht | | von: glinda
erstellt: 18.09.2006 14:16:09 |
Ich denke schon, dass sich Grundschullehrer im Allgemeinen mehr Mühe geben als früher. Schließlich müssen sie gegen das mediale Zeitalter ankämpfen, was die Lehrer damals nicht mussten. So fehlt den Kinder eben der Draht zu der Natur und zur Familie (besonders bei Scheidungskinder) und die Kinder beschäftigen sich eher mehr mit Computer und Fernseher, anstatt mit den Eltern zu lesen.
Die Grundschullehrer müssen sich daher besonders viele verschiedene neue Eindrücke einfallen lassen, um den Kindern etwas beizubringen, denn wenn es alles nach dem gleichem Schema abläuft, dann ist es für die Kinder schnell langweilig und sie passen nicht auf.
Vielen Dank auch für die netten Erfahrungen in eurer Schulzeit. Ich bin "erst" vor 18 Jahren eingeschult worden. Unsere vier Lehrer, die wir in der Grundschule hatten (jedes Jahr einen neuen Lehrer) waren -bis auf denjenigen in der 4. Klasse- sehr jung. Ebenso haben sie uns mit uns viele Lieder gesungen. Die Lehrerin aus der zweiten Klasse hat diese sogar auf der Gitarre begleitet. Wir hatten auch einen Geschichtenordner, wo wir selbstgeschriebene GEschichten hineinschreiben konnten und einige Diktatkärtchen aus der vorherigen Klasse, wo wir immer Aufgaben machen konnten. Insagesamt war es sehr entspannen, auch wenn wir 30 Kinder waren. Heutzutage regt man sich auf, wenn es 30 Kinder sind... aber damals war das eigentlich ganz normal. |
| 1956 | | von: sfstoeckchen
erstellt: 18.09.2006 16:13:22 |
Auch ich wurde 1956 eingeschult in eine kath. Volksschule, im gleichen Gebäude eine evangelische mit getrennten Pausen und auch Schulhöfen. Ich hatte das Glück, an einen Vollblutpädagogen (so ist er in meiner Erinenrung geblieben) geraten zu sein. Toll, wie er z.B. mitten im Unterricht zum Schrank ging, seine Geige herausnahm, einige Takte fidelte und dann in die Klasse "Freunde, das Leben ist lebenswert" schmetterte. Schulfunk gab's auch mitunter, dann wurde das schuleigene Radio mit 2 eisernen Handgriffen herbeigeschafft. Waren die Röhren warmgelaufen, lauschten wir der dargebotenen Sendung, versuchten Geräuschen zu erraten oder verfolgten auch ein Hörspiel. Schön war sie, die Grundschulzeit!
Ob mein Lehrer aber auch ständig neue Konzepte oder Förderpläne formulieren, seine Energie in Schulprogrammarbeit stecken, sich einer Qualitätsanalyse unterziehen musste oder auch den Begriff "Evaluation" schon kannte, kann ich ihn leider nicht mehr fragen. |
| vergangenheit | | von: rolf_robischon
erstellt: 18.09.2006 16:59:22 |
eine volksschule in der kleine kinder geschlagen oder bedroht wurden, stillsitzen mussten, den mund halten, nur auf aufforderung etwas sagen durften, nachsprechen mussten, aufgaben abliefern mussten ...
http://www.rolf-robischon.de/klassenteiler.htm
ich hab keine guten erinnerungen an die schulzeit, einschulung 1946 bis zum abitur 1960.
also bin ich als lehrer anders mit kindern und ihrem lernen umgegangen. |
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