GS-Chat vom 23. Januar 2007-01-25
Thema Fördern udn Fordern...
... daraus wurde dann aber:
Bedingungen des Förderns im MU
Wir haben uns mit einigen 4tlerinnen getroffen und über das Thema Förderung im Mathematikunterricht gesprochen.
In den verschiedenen Bundesländern gibt es viele Modelle, Vorschläge und Vorgaben, wie die Schüler gefördert werden sollen.
Die Ausstattung mit Stunden und Materialien ist ebenso variabel.
In vielen Bundesländern fehlen Lehrerstunden, so dass das Fördern nur intern durchgeführt werden kann, andere BL oder Schulen haben Förderbänder und anderes eingerichtet, wobei manchmal der Eindruck entstehen kann, das zu viel Förderung den Kindern auch nicht wirklich zu Gute kommt. Wenn das Stundenpensum zu hoch ist, können die Kinder nichts mehr aufnehmen.
Innere Differenzierung finden viele sinnvoll, allerdings sind die Bedingungen nicht gegeben, dass eine Förderung effektiv stattfinden kann. Gerade im Unterricht ist es häufig so quirlig und die großen Klassen fordern insgesamt so viel Kraft und Aufmerksamkeit, dass kaum Ruhe und Zeit ist, mit den schwächeren in einer Einzelsituation etwas zu erklären oder aufzuarbeiten.
Dabei helfen auch keine Vorgaben, es sei jeder Schüler individuell zu fördern.
Selbst offene Unterrichtsformen, die ein geringes Maß an Raum und Zeit schaffen, reichen häufig nicht. Lernschwache Kinder benötigen ein hohes Maß an Zuwendung und Kontrolle der einzelnen Lernschritte. Gerade in Mathematik kommt es darauf an, mit den Kindern gemeinsam zu rechnen, Rechenwege durchzusprechen, sich von den Kindern erklären zu lassen, wie sie mit Aufgaben umgehen, um ihre Rechenwege oder –umwege zu erkennen.
Egal, welche Ausstattung nun vorhanden ist,
alle Lehrerinnen versuchen den Spagat, die ganz schwachen Schüler zu fördern – möglichst so gut, dass sie auch an das Niveau der anderen heran geführt werden.
Das geht soweit, dass innerhalb der Klassen auf 3 oder noch mehr verschiedenen Niveaus gearbeitet wird und viele Materialien (Montessori u.a.) soll Hilfen bieten, die Schwierigkeiten zu überwinden. Selbstständiges Lernen wird groß geschrieben und auch umgesetzt.
Allerdings ist häufig zu beobachten, dass die schwachen Schüler mit dem Material nicht selbstständig lernen können. Die Aufmerksamkeitsspanne ist durch die viele Technik und Reizüberflutung sehr gering, aber auch Basiskompetenzen fehlen.
Über die Förderung im Unterricht kamen wir bald auf das Thema Frühförderung. Auch hier gibt es ja verschiedenste Formen in den Ländern.
Auffällig ist, dass die Lehrer in der 1. Klasse häufig zunächst die Grundvoraussetzungen und Basiskompetenzen mit einigen/etlichen Schülern erarbeiten müssen, bevor diese den Lernstoff aufnehmen und umsetzen können. Dazu gehören motorische Grundfertigkeiten, z.B. Greifen um überhaupt das Material gebrauchen zu können, Raum-Lage-Erfahrungen, das Halten eines Stiftes, Figur-Grund-Diskriminierung, Mengenerfassung von Kleinstmengen (sie nehmen die Anzahl 3 nicht wahr) etc.
Die Möglichkeit, einiges an Fachkräfte außerhalb der Schule abzugeben, werden nur eingeschränkt gelten gelassen. Während es in einigen Gebieten gute Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten etc. gibt, ist es in größeren Städten häufig unüberschaubar, welche Therapeuten gute Dienste leisten. Zudem dürfen Lehrer keine Empfehlungen geben. Hinzu kommt, dass es meist Wartelisten von mindestens einem halben Jahr gibt, bevor die Kinder eine Therapie beginnen können und viele Kinderärzte die notwendigen Maßnahmen nicht verschreiben wollen.
Hilfreich wäre es sicherlich, wenn auch seitens der Kindergärten mehr Möglichkeiten bestünden, aber da der Besuch des KiGa freiwillig ist, werden Kinder abgemeldet, wenn Erzieherinnen zu forsch oder fordernd auftreten. Dann werden Kinder lieber zu Hause gelassen, statt sich mit den Problemen und der Förderung auseinander zu setzen.
Die frühen Sprachstandsüberprüfungen in manchen Ländern bieten nun die Möglichkeit, den Eltern seitens der Schule mögliche Therapien anzuraten. Das hat meist mehr Gewicht, ist aber generell immer noch zu spät.
Abschließend haben wir uns über einige Materialien unterhalten, z.B. das neue Werk 3-malig von Cornelsen. Wie auch bei dem Werk „Denken und Rechnen“ werden verschiedene Themen auf 3 Stufen (Fördern – Normal – Fordern) angeboten. Allerdings hatte noch keiner ein Heft von 3-malig vorliegen.
Hops war auf der Suche nach der haasischen Rechenlatte. Gemeinsames googlen konnte allerdings nicht helfen. Vielleicht kennt jemand anderes dieses Holzgerät, dass am Zahlenstrahl helfen soll??
Aufgrund der Suche nach der Rechenlatte haben wir auch entschieden, dass wir uns im nächsten Chat mit Materialien zum Fördern im Mathematikunterricht beschäftigen wollen.
Also kramt schon mal auf eurem Dachboden in Kisten und Schachteln und bringt alles mit, was man irgendwie einsetzen kann.
Wenn ihr etwas ergänzen möchtet, dann tut das!
Liebe Grüße
Palim