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Forum: "Das Bild des Lehrers in der Gesellschaft"
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| Toll ... | | von: lunalovegood
erstellt: 03.10.2007 22:06:22 geändert: 03.10.2007 22:14:52 |
... spannend und unendlich wichtig finde ich meinen Beruf nach wie vor. Und ich bin auch stolz darauf Lehrerin zu sein!!!! Trotzdem kann ich die Kritik vieler Menschen am Berufsbild sehr gut verstehen, denn in manchen Kollegien werden dermaßene Vollpfeifen mit durchgeschleppt, das es wirklich jeder Beschreibung spottet. Ich bin selbst an "Lehrerverteilungen" beteiligt gewesen, bei denen es nur um Schadensbegrenzung ging. So nach dem Motto: "Okay, er/sie hat letzes Jahr in der Klasse xy im Fach xy den und den Flurschaden angerichtet, die Eltern stehen auf den Barrikaden, jetzt geht er/sie mit einem unverfänglichem Fach (am besten Werken, Technik oder Kunst) in die Klasse xy, weil dort auch keine Geschwisterkinder oder so zu erwarten sind." So ist das nun mal mit unserem Berufsbeamtentum, das meiner Meinung nach abgeschafft bzw. abgewandelt gehört.
Jetzt gibts bestimmt "Haue", bin schon gespannt. Luna
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| als ich Schülerin am Gym war und mich mit 14 Jahren | | von: bernstein
erstellt: 03.10.2007 23:12:10 geändert: 04.10.2007 17:54:29 |
entschloss, Lehrerin zu werden, war dieser Beruf noch ein recht angesehener (das war 1964). Ich studierte in den 1970er Jahren, machte - nein - ich erlitt die Referendarzeit, in der Fachleiter nicht einfach nur ihre Erfahrung weiterzugeben, sondern den Referendaren am Zeuge zu flicken versuchten nach dem Motto: "Ihr seid nicht in Ordnung, so wie ihr seid." Ich bestand dieses zweite Staatsexamen, allerdings traumatisiert dahingehend, dass ich nie wieder eine Prüfung, egal welcher Art, machen wollte, also auch keine Beförderung.
Als ich meine erste Stelle in NRW 1976 antrat, wusste ich noch nicht, dass ich zu den letzten Jahrgängen gehörte, die komplett eingestellt wurden. Ab 1978 brach die große Lehrerarbeitslosigkeit aus. Wenn Lehrer eingestellt wurden, dann nur unter Bedingen wie: zuerst 2/3-Stellen einige Jahre lang, bevor die volle Stundenzahl kam. Dieser Zustand währte mehr als ein Jahrzehnt und führte dazu, dass das Durchschnittsalter vieler Kollegien, auch meines eigenen Kollegiums, auf 50 stieg.
Ich denke, ich brauche nicht aufzuzählen, welche weiteren finanziellen und ideellen Einbußen Lehrer in der Zwischenzeit hinzunehmen hatten. Das Lamentieren hierüber hat keinen Zweck, weil sich seit Schröders Ausspruch die Landschaft sehr verändert hat. Der Zeitgeist ist ein Hau-Drauf-Zeitgeist geworden und Lehrer sind oft Opfer wie auch viele andere Menschengruppen.
Für mich - nach so vielen Jahre Schule - bedeutet das auch angesichts der immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen (immer höhere Klassenstärken, immer zuwendungsbedürftigere Schüler, kleine Räume, immer weniger Geld für Arbeitsmittel, keine Steuervergütung mehr für Arbeitszimmer etc.): es gibt ein Leben außerhalb der Regelschule. Ich suche mir Nischen, in denen meine fachlichen Fähigkeiten gefragt sind, die ich im normalen Schul-Wahnsinnbetrieb immer weniger an den Mann oder die Frau bringen kann. Die Schule überfordert mich menschlich-physisch durch die o. g. Bedingungen und unterfordert mich fachlich aus denselben Gründen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es mir alleine so geht.
Wahrscheinlich ist dieser Beitrag jetzt gänzlich am Thema vorbei.
Nachtrag am 4. 10.: Ich denke, ich habe hier aus meiner Sicht geschildert, wie die Arbeitsbedingungen des Lehrers sich in den letzten 40 Jahren verschlechtert haben, was natürlich auch mit dem Bild des Lehrers in der Gesellschaft zu tun hat. |
| Eltern betrachten uns immer mehrals "Dienstleister", | | von: clausine
erstellt: 04.10.2007 13:06:43 |
ähnlich wie Friseure, Finanzberater oder ähnliche Anbieter. Verstärkt wird das Ganze dadurch, dass die Eltern jetzt die Schule auswählen können, zu der ihre Kinder gehen können. Im Prinzip OK, aber ich möchte nicht wissen, wie viele "Elterntaxis" ab sofort in NRW durch die Gegend gondeln, weil Eltern meinen, eine 7km entfernte Schule biete mehr als die Schule in der Nachbarschaft....Und wenn einem eine Schule nicht passt (oder ein Lehrer), dann wechselt das Kind eben ein paar mal die GS, statt mal etwas durchzuziehen....
Ich persönlich habe auch an meinem konkreten Arbeitsplatz nicht das Gefühl, schlecht geachtet zu sein. Meist sind Eltern, die hospitieren, angetan von meiner / unserer Arbeit und beneiden uns nicht gerade. Die schlechten Meinungen kommen m.E. von Leuten, die die Schule nur von der Schüler-Seite kennengelernt haben und / oder gar nichts damit zu tun haben, weil sie gar keine KInder haben. Wer seine Nase mal in Schule steckt, kann "riechen", wie viel gearbeitet wird..... |
| zum Thema immer mehr eine aktuelle Geschichte... | | von: joqui
erstellt: 04.10.2007 20:49:44 |
Vor den Ferien wurde ich angerufen, ob ich Interesse hätte, in Bayern müsste jeder Schulamtsbezirk ein sogenanntes Englisch-Kleeblatt an die Regierung melden, die bereit wären, die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Schularten zu verbessern (erst einmal vornehmlich im Fach Englisch). Ich fühlte mich im ersten Moment geehrt und hab (voller Idealismus) nahezu erfreut zugestimmt. Es seien auch maximal 4 Fortbildungen im Jahr von den Vieren auszurichten - ohne Stundenermäßigung.
So, nun war diese Dienstbesprechung für Kleeblätter letzten Dienstag bei der Regierung von Oberbayern. Es waren ca. 150 "Freiwillige" anwesend. Es wurde viel erzählt wie die Pilotprojekte liefen - nur konkret wurde uns irgendwie nicht gesagt, was eigentlich nun von uns Kleeblättern erwartet wurde. Erst nach einigem Nachfragen kam heraus: Wir sollten weitere Kleeblätter "installieren" mit Hilfe von Hospitationen mit anschließender Aussprache und Gruppenarbeit und Bewirtung (wer zahlt die?) und Begrüßungsrede vom Schulleiter und und und - das volle Programm... Ein Riesenbrimborium um zu verbessern, was in jahrelangen Änderungen vom KuMi verschlechtert wurde (keine Zusammenarbeit bei den Lehrplänen - G8 - R6 - Nachbesserung des GS LP Englisch....). Da saßen wir einen ganzen Nachmittag, bekamen gesagt, wann von uns erwartet werde einen konkreten Zeitplan vorzulegen - aber es gab nichts zu trinken für die Anwesenden (der bereit gestellte Kaffee reichte gerade mal für 1/3 der Leute). Die Regierung will mal wieder alles gleich möglichst zum Nulltarif.
Wenn man dann noch schaut, wie viel die Schulleiter jetzt für das gleiche Geld leisten müssen...
Ich glaube auch dass in der Gesellschaft gerade durch die schwierigen Fälle, die durch die Presse gingen auch die problematischen Seiten unseres Berufes mal ins Licht gerückt werden.
Doch mir passiert es immer noch (zu) oft, dass ich blöd angeredet werde, von wegen viele Ferien und ich hätte es doch so gut, der ideale Familienjob und trallala. Irgendwie meine ich dann immer, mich rechtfertigen zu müssen und das ärgert mich dann.
Wie reagiert ihr denn auf sowas?
lg joqui |
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