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Forum: "Schulfrust- hilfe!"
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| Schulfrust- hilfe! | | von: bullybine
erstellt: 12.11.2007 16:32:19 |
Hi zusammen,
wer weiß Hilfe bei akutem Schulfrust?
Ich bin seit 5 Jahren im Dienst (HS 7-9)und war bisher extremst motiviert. Im vergangenen Schuljahr gab es am Ende sehr viele Probleme mit meiner Klasse (Körperverletzung zu Mitschülern usw.), die mich sehr runtergezogen haben. Erstmals hatte ich schon im September keine Lust auf Schule. Obwohl ich dieses Jahr nur 18 Schüler habe, ist es sehr anstrengend. Die Klasse ist sehr demotiviert, führt sich bei Fachlehrern auf, macht keine Hausis und bringt schlechte Leistungen in PRoben. Probleme mit der Schulleitung gibt es auch immer wieder. Ich habe alles probiert, geschimpft, gesprochen, positiv verstärkt, bestraft, nachsitzen usw., nichts wirkt. Von der Klasse kommt nichts zurück und sie wollen mich ständig hintergehen um ihre Faulheit zu vertuschen. (verschweigen z. B. dass sie keine Hausi haben bis ich sie erwische)Schwierige Schüler mit wurschtigen Eltern tun das Ihrige dazu.
Ich bin jetzt so frustriert, dass ich am liebsten alles hinwerfen würde. Wofür soll ich mich stressen, wenn weder von den Schülern was kommt, noch von der Schulleitung etwas honoriert wird? Geschweige denn die Noten passen oder das KLima in der Klasse? Ich habe übrigens eine 8. Ich habe zwar keine Disziplinprobleme aber diese ständige Unlust und leistungsverweigerung macht mich fertig. Ich komm mir vor wie ein Schießhund der nur aufpassen muss, dass ihm nichts durch die Lappen geht. Das kann es doch nicht sein.
Ich liebe meinen Beruf wirklich sehr, aber kann mir jemand sagen, wie ich aus dme Loch wieder rauskomme? Und bitte sagt jetzt ncith mein Anfangsmotivationstief würde sich auf die Schüler abfärben, so ist es nämlich nicht, ich hab am anfang alles gegeben, wie immer!
Gruß
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| Ich wünschte, ich könnte dir helfen | | von: bernifrank
erstellt: 12.11.2007 17:50:19 |
ich bin seit sechs Jahren im Schuldienst, hatte bisher immer Klasse 5/6 und habe mich nach meinem zweiten Durchgang entschlossen die Klasse als H-Klasse weiter zu machen. Ich habe jetzt ebenfalls eine H8 mit 21 Schülern.
Ich selber bin mit der Klasse unzufrieden, denn sobald ich nicht im Raum bin, gibt es viele Störungen (Zwischenrufe, Herumlaufen, Beleidigungen).
Auf der anderen Seite bekomme ich aber viel Schlimmeres aus den anderen H-Klassen zu hören, dort ist z.T selbst beim Klassenlehrer kein Unterricht möglich! (Damit versuche ich mich zu trösten)
Ich habe erfahrene Kollegen (einschließlich Schulleitung) befragt, was man tun könne. Alle sagten mir, das wäre eben so, sobald der Klassenlehrer aus dem Raum ist geht es nicht mehr. Das wäre normal. Doch damit wollte ich mich nicht zufrieden geben.
Ich habe deshalb alle Schüler gebeten aufzuschreiben, welches Verhalten an welchem Mitschüler sie stört. Diese Zettel habe ich zusammen geschrieben. Da steht dann:
Paulchen, du stört deine Mitschüler durch:
- Zwischenrufe
- Beleidigungen
usw.
Mehrfach Nennungen habe ich auch mehrfach aufgeführt, damit die Schüler sehen, dass sich nicht nur ein Mitschüler dadurch gestört fühlt. So steht bei einem Schüler zehn Mal, dass er andere beleidigt! Insgesamt wurden nur sechs Schüler namentlich erwähnt und nur für diese sechs habe ich so einen Zettel geschrieben. Natürlich habe ich nicht angegeben, von welchem Mitschüler die Beschwerde stammt.
Ich habe dann alle Fachlehrer gebeten mir ihre Beschwerden über die sechs Schüler zu geben. Die Beschwerden der Lehrer habe ich dann noch dazu geschrieben.
Diese Zettel wurden den Schülern vor der Klasse vorgelesen und ausgehändigt. Dazu kam von mir der Hinweis, dass dies nicht als Starfe gedacht ist, sondern als Anregung ihr Verhalten zu ändern.
Sollte es keine Verhaltensänderung geben, würde ich den Eltern diesen Zettel zukommen lassen.
Zwei Schüler haben den Zettel am selben Tag noch den Eltern gezeigt. Bei einem davon hat sich nun der ältere Bruder eingeschaltet. Er ruft mich jede Woche an und fragt, wie sein Bruder war. Mit diesem Jungen gibt es keine Probleme mehr. Bei dem anderen Jungen ist ein Familienhelfer am Ball.
Bei zwei weiteren Schülern habe ich den Zettel inzwischen (per Post) den Eltern zukommen lassen. Beide machen seit dem wieder Hausaufgaben und die Beschwerden werden weniger.
Bei den letzten beiden hat sich noch nichts getan.
Auch wenn sich ein bisschen was geändert hat, bin ich immer noch nicht ganz zufrieden. Ich tröste mich immmer damit, dass alle Klassen in Jahrgang 8 am schwierigsten sind. Es kann also nur noch besser werden.
Du hast sicher auch Schüler, die dir besonders liegen, über deren Fortschritte du dich freust. Halte dir diese Schüler vor Augen, sage dir, dass du für diese Schüler da sein willst.
Vielleicht konnte ich dir ein wenig helfen, du bist mit deinen Gefühlen nicht allein.
Gruß Berni
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| Genau! | | von: lunalovegood
erstellt: 12.11.2007 18:09:40 geändert: 12.11.2007 18:10:51 |
Unabhängig von dem guten Tipp, hat bernifrank geschrieben, was ich beim Lesen deines Beitrages auch gedacht habe: Versuche doch dir auch die Schüler vor Augen zu halten, die mitmachen. Das ist nicht immer einfach, weil man in einer solchen Situation dazu neigt nur die Chaoten zu sehen, es gibt die anderen aber garantiert auch in deiner Klasse.
Ich würde den Schülern mitteilen, was diese Situation auch mit dir macht und nachdrücklich darauf hinweisen, dass du nicht gewillt bist diese Situation so wie sie jetzt ist, weiter fortzuführen.
Also gemeinsam besprechen, wie der Istzustand ist, wo ihr hinwollt und was passiert, wenn eure Zielvereinbarung von einigen torpediert wird.
Auch LuL haben ein Recht darauf ihre Arbeit ohne "Bauchschmerzen" zu verrichten und wer das nicht einsehen kann oder will, muss eben die Konsequenzen tragen. LG Luna
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| Hallo bullybine | | von: janne60
erstellt: 12.11.2007 18:40:18 |
So richtig kann ich als GS-Frau vielleicht nicht mitreden, aber habe mir trotzdem Gedanken gemacht: Da anscheinend auf der ganzen Linie alles sch.... ist, wäre es nicht ein Ansatz, mit dem Klassenklima anzufangen? Da die Kids eh faul sind, pfeif doch mal zunächst auf Leistung (wenn sie ja sowieso keine bringen) und tu was, um die Klasse dazu zu bringen, sich wie eine Gemeinschaft zu fühlen. Welche Fächer unterrichtest du denn? Manchmal hilft es, eine Frustkette zu durchbrechen, indem man das Unerwartete tut. Sag doch mal:"Ich stelle fest, das was ich anbiete, wollt ihr nicht. Wir müssen aber den Vormittag zusammen verbringen. Schlagt mir also was vor, das ihr tun möchtet..." Und dann ernsthaft drauf eingehen: Film gucken (o.k. welchen und mit welcher Aufgabenstellung), Ausflug machen (o.k. wohin ...), Fotostory machen (o.k. was für Thema) etc., sammeln, diskutieren, abstimmen lassen.
Deine Schilderung klingt nach Kampf, und wenn wir als Lehrer uns auf Kampf einstellen, haben wir schon verloren. Selbst wenn wir nach außen kleine Teilsiege erringen, geht doch die Freude am Beruf in den A.... und das wäre einfach zu schade.
Weiß nicht, ob dich das weiterbringt, aber ich wünsch dir einen Sack voll Kraft!
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| Denk doch auch mal ein bisschen | | von: elefant1
erstellt: 12.11.2007 18:57:32 geändert: 12.11.2007 18:58:16 |
zurück, wie du als pubertierende(r) 14jährige(r) warst.- Das hilft mir immer enorm.
Das Gehirn eine Baustelle, die ersten großen Lieben, Zoff mit den Eltern, Probleme mit dem Erwachsenwerden, Freunde als wichtigste Bezugsgruppe;
Nun kommen gerade Hauptschüler meist noch aus einem Milieu, das sie in dieser schwierigen Zeit nicht auffängt.
Nur da kannst du ansetzen.
Sei für die Schüler da!
Fordere sie, aber überfordere sie nicht;
binde sie mit ihren spezifischen Interessen in die Arbeit ein. (z.B. Raps zu Unterrichtsthemen verfassen)/siehe auch der vorherige Beitrag
Falls es dir möglich ist, schau mal, ob du auf eine Lions-Quest-fortbildung gehen kannst, oder Material daraus bekommst.
Auch hier bei 4t sind einige hilfreiche Materialien.
Und nimm das Verhalten nicht persönlich. Sie wollen nicht dich ärgern - sie sind so!!
elefant1
PS: Auch ganz wichtig: sich selbst Freiräume schaffen und abschalten - schlechte Laune ist wirklich übertragbar.
ganz interessanter Link:
http://www.schulfragen.at/soz_lernen.htm
Sozialtrainigs können überhaupt hilfreich sein:
http://www.dietrich-bonhoeffer-realschule.de/schule_sozialtraining.htm |
| Hallo bullybine, | | von: elsaw
erstellt: 12.11.2007 19:08:04 |
das hört sich schlimm an und ich kann mir gut vorstellen, wie dir zumute ist. Habt ihr an eurer Schule keinen bzw. keine Schulsozialarbeiter/in? Es wäre gut, Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen in die Klasse zu holen, die dann mit den Schülerinnen und Schülern Umgangsformen untereinander einüben und zunächst über eine Bestandserhebung den Rahmen abstecken, in dem gearbeitet werden soll. Wenn ihr selbst keine Fachleute dafür habt, kann man sich auch von einer Uni oder Fachhochschule in der Nähe Fachleute holen. Wichtig ist es dass es Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter sind. Man kann auch einen Prof. bitten mit Studenten, die kurz vor dem Abschluss stehen, solche Übungen durchzuführen. Daraus kann dann eine WinWin-Situation entstehen, die beiden Seiten hilft.
Sonst kannst du aber auch beim zuständigen Schulamt nachfragen, ob es Fachleute gibt, die mal für eine gewisse Zeit so mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten.
Ich hoffe, dass eine der Maßnahmen, die ich vorgeschlagen habe, bei euch umsetzbar ist. Auf jeden Fall drücke ich dafür die Daumen.
Liebe Grüße
ElsaW |
| Liebe bullybine! | | von: elanor777
erstellt: 13.11.2007 12:02:47 |
Auch mir ist besonders in den HS- Klassen aufgefallen, wie wenig motiviert die Schüler sind. Als ich mal versucht habe, mit einer Klasse über Perspektiven zu sprechen, die eine gute Bildung eröffnet, hat ein Schüler geantwortet:
"Meine Eltern kriegen Sozialhilfe - ich werde sie ja eh krigen, wozu dann lernen". Ganz ehrlich, in dem Moment stockte mir der Atem. War übrigens auch 8 Klasse. Ich denke, viele Probleme kommen aus dem Elternhaus. Ich würde mit den Eltern reden! Hauptschhullehrer muss-leider-auch ein Sozialarbeiter sein. Welche Probleme haben diese Schüler zu Hause, ob Du das weißt? Haben vielleich welche alkoholabhängige Eltern oder viele Geschwister und keine Zeit zum Hausaufgaben machen oder ist einfach nur gar keiner da, der sich für sie interessiert? Die Eltern tragen ebenso die Verantwortung für ihre Kinder! Ich würde einen Elternabend veranstalten und mit den Eltern über die Probleme reden. Wenn auch nur einige mitmachen und sich mehr für das Leben und Lernen ihrer Kinder interessieren, bringt es was.
Ich finde es bemerkenswert, dass Du keine Probleme mit Disziplin in dieser Klasse hast. Das ist ja auch nicht selbstverständlich.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld
elanor777 |
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