|
Forum: "Das Mathe-Jahr fängt ja gut an!"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| . | | von: palim
erstellt: 02.02.2008 15:14:10 |
Also ehrlich gesagt, finde ich gar nicht so falsch, was er da sagt.
Beutelspacher geht es doch darum, Mathematik als etwas anderes als nur rechnen darzustellen.
Er beginnt schon gleich mit den vielen Themen, die Mathematik eben auch ausmachen und er sagt, dass man wegkommen muss vom Rechnen als Kulturtechnik und Mathematik eben auch ausprobieren, vermuten, versuchen ist.
Damit sind nicht die abstrakten Beweise gemeint, sondern ein Forschen mit ganz konkreten Materialien. In dem Mathematikum in Gießen kann man viele Sachen einfach anfassen, BE-GREIFEN.
Es ist doch deutlich, dass viele Menschen sich einfach nicht vorstellen können, was diese Zahlen darstellen und abbilden. Viele werden schon in der Grundschule abgehängt - spätestens aber beim Bruchrechnen sagen sie: das ist mir zu hoch. Dann quälen sie sich von Mathearbeit zu Mathearbeit und begreifen einfach nichts, weil ihnen die Grundlagen fehlen.
In Deutsch würde man die Rechtschreibfehler sehen oder merken, dass ein Kind nicht lesen kann und erst einmal für die Grundlagen noch großen Bedarf hat.
In Mathematik fragt keiner mehr nach den Grundlagen.
Neuere Mathewerke und auch die Curricula gehen doch von verschiedenen Rechenwegen, Ansätzen, Vermutungen aus. Es geht nicht mehr darum, ein Ergebnis zu haben, sondern unterschiedliche Rechenwege zu kennen und zu wissen, warum man etwas auf die eine oder andere Weise rechnen kann.
Das ist auch schwierig, das weiß ich. Manche Kinder können eben nur nach Rezept einen Weg gehen. Wenn sie den verstanden haben, ist viel gewonnen - mehr jedenfalls, als wenn sie gar nichts mehr verstehen.
Beutelspacher will Lust auf das Entdecken machen und nimmt dafür Kurioses zu Hilfe. Dabei fängt nämlich jeder an zu Denken, zu Grübeln, zu Probieren. Da gibt es Knobelspiele, GeoWürfel, Brücken-Bauen, Mandalas, Spiegel-Spiele und vieles mehr ... und dann ist Mathematik nicht mehr nur Rechnen, sondern Entdecken, Probieren, Nachahmen ...
Vielleicht erreicht man darüber eben viel mehr Menschen ... und auch solche, die eigentlich sagen: Ich konnte noch nie Mathe!
Palim |
| @palim | | von: jamjam
erstellt: 02.02.2008 16:10:02 |
fragt keiner mehr nach den Grundlagen
Ich kann ja nur von mir sprechen.
Und da ist mir schon bewusst, dass vielen Schülern die Grundlagen fehlen. Nun woran liegt das?
Ich beobachte mit regem Interesse den Unterricht meiner Kinder in der Grundschule. Hier wird sich sehr bemüht im Zusammenhang zu rechnen. Besonders bei der Einführung neuer Rechenarten. Das reine Zahlenrechnen ist eigentlich nur als Übung da, und in den Arbeiten.
Ich habe noch keine Erfahrung über das Vorgehen im SEK I.Bereich. (Da bin ich auf nächstes Jahr gespannt, wenn mein Sohn in die 5.Klasse kommt).
Aber wenn die Schüler bei mir in die Berufsschule kommen, fehlen bei mehr als der Hälfte das Verständnis der Grundlagen.
Sie können Brüche nicht addieren, Wurzeln nicht ziehen, Gleichungen nicht umformen, und Buchstaben rechnen schon gar nicht.
Außerdem schreiben sie unsinnige Ergebnisse hin ohne die zu hinterfragen.
(In der Berufsschule rechnen wir fast ausschließlich mit Anwendungsbezug)
Auf Nachfragen kommen Bemerkungen wie
- das haben wir immer mit dem Taschenrechner gemacht
- wir haben immer mit Zahlen gerechnet, ohne Anwendung
- ...
Nach meiner Einschätzung läuft demnach in der SEK I. was schief. (Und in der Grundschule: denn was passiert mit den Kindern, die Probleme in Mathe haben, bei meinen Kindern gibt es zwar Lesemütter aber keine Rechenmütter - Väter sowieso nicht)
Wenn ich dann z.B. in der 11. Klasse Physik für das erste Halbjahr erstmal den Taschenrechner ganz weglasse, um mit ihnen Anwendungs bezogene Grundlagen zu wiederholen (übrigens entgegen den Vorgaben - nach denen muss ich in jeder Klausur den graphikfähigen Taschenrechner einsetzen)
bekommen sie Panikund schieben alle Fehler und jedes Unverständnis auf das Fehlen des Rechners - wieso sollen sie auch handschriftlich/imKopf rechnen, dass tuen sie seit der 7 Klasse nicht mehr.
Fazit: Klar ist an dem was der Prof sagt etwas wahres. Aber er pauschalisiert und er benennt die Ursachen nur sehr oberflächlich/vereinfacht
P.S.: Rechtschreibung in den Foren ist wie Umgangssprache imGespräch - nimms nicht so pingelig
|
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|