Mich kotzt die Haltung der Industrie einfach nur noch an.
Es ist doch schon jetzt so, dass die Bildungpolitiker auf jedes Gestöhne der IHKs und des BDI mit wildem Aktionismus reagieren.
Als wir vor 15 Jahren verstärkt Teamarbeit und Gruppenarbeiten im Unterricht einführten, da gab es Geschrei: "Dummes Zeug, die sollen Lieber Mathe und Deutsch lernen!"
Jetzt gibt es das Genöle in den Industrien: "Teamarbeit ist alles! DAS muss ein Schüler schon können!" und schon wird geklippert, was das Zeug hält.
Unsere Kerncurricula machen nur noch in Kompetenzen statt in Wissen und spielt dabei dem Aktionsrat Bildung in die Tasche, der ja davon überzeugt ist, dass Persönlichkeitsbildung nicht viel in der Schule zu suchen hat, sondern dass die auch im Beruf erlangt werden kann (wer's nicht glaubt, muss nur mal die einschlägigen Publikationen dieser Bildungsverbrecher anschauen!)
G8 wurde eingeführt, weil der Industrie der Nachwuchs fehlt.
Auf Druck der Handwerksbetriebe wurde das Berufsgrundbildungsjahr eingeführt und nun auf Druck der Handwerksbetriebe wieder abgeschafft.
Jahrelang hatten wir die bestausgebildetsten Taxifahrer der Welt und Ingenieure für Feinwerktechnik und Elektro verkauften Versicherungen oder arbeiteten in Computerläden, während die Industrie sich weigerte, Nachwuchs einzustellen. Die Gehälter waren aus Geizgründen größtenteils geringer als die der Bandarbeiter und viele qualifizierte Leute gingen ins Ausland, weil sie dort wesentlich besser verdienten.
Gleichzeitig kappte fast jedes große Industrieunternehmen ihre Anzahl von Werksstudenten. On-the-Job-Training findet nur noch selten statt und sie verlangen fertige Könner, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sich langsam zu entwickeln.
Nun hören wir wieder: "Die POLITIK muss dafür sorgen, dass mehr Nachwuchs da ist!"
Genauso ist es doch mit den Auszubildenden. Wer denn verdammt noch mal sonst hat die Möglickeiten, die Auszubildenen für die Ausbildung fitzumachen als die Betriebe?
Sind wir in den Schulen etwa in die Lage versetzt worden, notorische Schulschwänzer oder Zuspätkommen ernsthaft zu ändern?
Sind wir es, die mit den sinkenden Ansprüchen an die Lerninhalte einverstanden sind?
Haben wir die echte Handhabe, Nicht-Woller zu ändern?
Wenn es denn so ist, dass wir in Zukunft verstärkt Nachwuchsprobleme in der Wirtschaft in allen Bereichen haben werden, dann soll die Wirtschaft gefälligst auch ihren Teil dazu beitragen.
Die Schule muss schon seit 15 Jahren in einem immer schneller werdenden Rhythmus der Industrie zuarbeiten. Nur leider wird die Decke ja nicht länger. Wenn man am einen Ende zieht (sprich: eine den Arbeitgeber genehme und von ihnen gewünschte Kompetenz entwickelt), wird das Kind automatisch amanderen Ende nackte Füße haben.
Schule ist nicht allein Zulieferbetrieb für den Arbeitsmarkt. Wir haben mittlerweile viele andere Aufgaben. Wenn die Industrie besser ausgebildete Leute haben will, dann soll sie sie gefälligst ausbilden.