Also überraschend kann man das Ergebnis der Studie nicht nennen. Die Förderung der MINT-Fächer spart [...] Geld in den Unternehmen.
Wohl kaum. Schüler, die in der Zehnklassenschule nicht nachhaltig mit dem Themenfeld MINT in Berührung gebracht werden, ergreifen erstens kein entsprechendes Studium und verfügen zweitens über unzureichende Fähigkeiten und Fertigkeiten in punkto Mathe, Naturwissenschaften und Polytechnik.
Nachzuschulen ist sowas nicht.
Leichte Dellen kann man ausbügeln, ja, nicht aber systematisch aufgrund eines überdifferenzierten Neigungskurssystems verkümmerte Anlagen.
Beobachtbare Folgerung 1.
Deutschlands ohnehin zu hohe Abiturientenquote unterliegt einer immensen Schieflage; statt Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Mathematik werden extremst überproportional brotlose Künste studiert.
Ergänzung.
Häufig verläuft eine derartige geisteswissenschaftlich oder wirtschaftswissenschaftlich geprägte Studienkarriere unstetig, also mit Fächerwechseln .
Interessant wäre eine Aufschlüsselung, was diese überflüssigen Partystudenten den Staat sinnloserweise kosten, währenddessen simultan Mittel für förderungswürdige, aber sozial schwache Leute gebunden bleiben, ergo für diese Menschen fehlen. Der im Anschluß auftretende zweite soziale Schaden wegen (natürlich absehbarer) Arbeitslosigkeit oder Geringverdienersituationen dürfte auch nicht im Centbereich liegen.
Beobachtbare Folgerung 2.
Auf Grund der stark nichttechnischen Studienverteilung entstehen enorme Verzerrungen der Volkswirtschaft, die ebendiese so langsam zu spüren bekommt. Momentan heult die Industrie zwar noch mit einer gewissen Portion Prophylaxe, doch steht die Verschärfung vor der Tür.
Beobachtbare Folgerung 3.
Das Mißverhältnis an den allgemeinbildenden Schulen zwischen Mathematik-Naturwissenschaften-Polytechnik einerseits und Geisteswissenschaften andererseits, d.h. das deutliche prozentuale Übergewicht der Schönen Künste, Gesellschaftswissenschaften und Sprachen in der Stundentafel, zeigt somit inzwischen meßbare Spuren.
Hier zehren auch die Neuen Länder ausschließlich von der Substanz, die vor 1990 aufgebaut wurde, denn hierzulande heißt das Zauberwort der letzten knapp 20 Jahre "schrumpfen".
Schulen werden nicht eröffnet, sondern vernichtet bzw. zusammengelegt; Kinderbetreuungen werden nicht eröffnet, sondern eisenhart in den Zwang zur ökonomischen Wirtschaftlichkeit gepreßt ("natürliche Auslese"), was sowieso nicht funktioniert. Maximal reaktiviert man hier und da - zumeist erst nach großem Wirbel/ bürgerlichem Druck - eine nach 1990 übereifrig geschlossene Einrichtung.
Gesund ist das also auch nicht, obwohl es in den Diagrammen natürlich spektakulär überlegen aussieht.
Ebenso ist die Kleinkinderbetreuung ein wesentlicher Punkt für die Unternehmen, denen das Fachpersonal ausgeht. Die Unternehmen brauchen deshalb die gutausgebildeten Frauen als Reserve.
Auch reichlich kurz gegriffen, denn eigenständige (= arbeitende) Frauen, genauer gesagt Mütter, sollten eine Selbstverständlichkeit eines modernen Deutschlands sein, so daß das Überwinden der mancherorts immer noch anzutreffenden Hausfrauenidylle zentrales Thema der Gesellschaft sein müßte. Diese hochqualifizierten Frauen und Mütter (die statistisch noch immer bedeutend häufiger in den Neuen Ländern vorhanden sind) als verläßliche Arbeitskraft sind somit nur ein Nebeneffekt, der gerade günstig für die Unternehmen kommt.
Es handelt sich aber nicht um ein einseitiges Kolportieren, sondern um Überschneidungen von Interessen, die mehrheitlich von der Gesellschaft ausgehen (sollten).
Bezeichnend, hier auf eine hübsch anzusehende Studie, die interessante Aufschlüsselungen enthält, erstmal die Bluthunde mit Verdacht auf Ökonomisierung oder Lobbyismus loszulassen, obwohl es tausend bessere Beispiele dafür in den einzelnen Bildungssystemen unserer Republik gibt.