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Forum: "Prof. Gunnar Heinsohn über Sozialtransfer und seine Folgen"
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| Zwei Lager | | von: bger
erstellt: 14.02.2010 23:40:12 |
Wieso muss es zwei quasi "feindliche Lager" geben? Wenn man mehrere HartzIV-Bezieher kennt (und nicht aus der Distanz sieht, also wie Zootiere beäugt), stellt man meist fest, dass da sehr individuelle Lebensweisen oder auch Schicksale dahinter stehen. Ja, es gibt sie, die Sozialschmarotzer, die gibt es nicht erst seit HartzIV. Schon früher gab es regelrechte Sozialhilfedynastien. Woher sollten die Kinder denn eine Einstellung zum Arbeiten entwickeln, wenn in der Familie keiner arbeitet? Natürlich waren auch viele dieser Familien bildungsfern und entsprechend wurde die nachkommende Generation erzogen.
Aber ganz sicher gibt es auch Leute, die durch widrige Lebensumstände zum HartzIV-Bezieher wurden; die gern arbeiten würden, wenn sie denn einen Job bekämen. Denn es ist auch sehr schwer, nach einigen Jahren Arbeitslosigkeit wieder einen Job zu bekommen, der gut genug bezahlt ist, um keine Leistungen mehr zu beziehen. Man kann z.B. auch durch Berufsunfähigkeit in jungen Jahren schnell in so eine Lage kommen.
Natürlich sind es immer die Schwarzen Schafe, die das Bild in der Öffentlichkeit - nicht zuletzt durch diverse TV-Formate - prägen. Ich denke nur an diesen Arno Soundso, der in den letzten Tagen wieder durch diverse Talkshows geisterte und sich fröhlich zum Nicht-Arbeiten-Wollen bekannte...
Das Problem ist doch klar: Wie schafft man Bedingungen, dass die wirklich "armen Schweine" in Notlagen unterstützt werden, während den Sozialschmarotzern kein Anreiz geboten wird? |
| Eine Anekdote | | von: bger
erstellt: 14.02.2010 23:49:21 |
am Rande, um zu zeigen, was ich symbolisch für Schmarotzertum halte: Bei uns in der Gegend leben etliche junge HartzIV-Bezieher, die leider in sämtliche Klischees passen: lange schlafen, den ganzen Tag über PC- und Konsolenspiele machen, saufen, kiffen... Mein Sohn (25) kennt einige davon noch aus der Grundschulzeit. Heute klingelt das Telefon und ich werde gefragt, ob ich bereit sei, ein R-Gespräch von (leise gehauchter, unverständlicher Name) zum Preis von ein Euro und-noch-was pro Minute anzunehmen. Verdattert sage ich Ja. Und am anderen Ende ist einer dieser HartzIV-ler, der meinen Sohn sprechen möchte. Übrigens: der hoffnungsvolle Knabe wohnt in Sichtweite....
Das zeigt doch schon eine gewisse Denkweise: Warum soll ich Geld ausgeben, wenn andere für mich bezahlen können???? |
| Es ist schon bemerkenswert, wie jemand mit einem klitzekleinen Studium, | | von: lupenrein
erstellt: 15.02.2010 01:27:11 geändert: 15.02.2010 01:40:11 |
das für eine Universitätskarriere wohl nicht ganz reichte, so tut, als sei er den anderen haushoch überlegen, nur weil er vermutlich einen Arbeitsplatz sein eigen nennt, auf dem ihn nach besagtem Studium sein Arbeitgeber gesetzlich versprochen ein Leben lang alimentiert.
Ich konnte auch feststellen, dass sich Kryprokommunismus und Asbach-uralt- Sozialismus, gepaart mit Tränen in den Augen beim Absingen der Internationale und dem Arbeiterlied: "Die Gedanken sind frei!" am längsten bei denen hielten, die über einen staatlich garantierten Arbeitsplatz verfügten.
Wirtschaftlicher Sachverstand ist nicht nötig, die 4 Grundrechenarten werden außer Kraft gesetzt.
Hauptsache, alles passt zur Theorie.
Man leistet es sich, ein Freund der "Arbeiterschaft" zu sein (man fühlt sich ihnen irgendwie seelenverwandt...) und schwadroniert darüber, dass man mit dem diskutieren ja noch gar nicht angefangen habe.
Möglicherweise verlangen dieselben unbedarften "Helden der Arbeit" (nicht der eigenen, wohlgemerkt!) höhere Sätze bei H4.
Hält man ihnen vor, dass dann aber das Lohnabstandsgebot nicht eingehalten wird - wer arbeitet, soll gefälligst mehr übrig behalten als der, der nix tut -, verlangt man Mindestlöhne. Auf den Einwand, dass die mit diesen Mindestlöhnen produzierten Waren und Dienstleistungen mangels Nachfrage nicht gekauft werden (zu teuer), schimpft man auf die Globalisierung.
Wagt man, zaghaft, einzuwerfen, dass Deutschland mit seinem hohen Exportanteil doch neben guter Qualität auch ein gutes bezahlbares Preis-/Leistungs-Verhältnis anbieten muss, bekommt man oft zu hören, dass der Chef der amerikanischen Notenbank eh mit dem Drehen an der Dollarschraube alles kaputt macht. Sagt man dann, schon leicht verzweifelt, dass der größte Exportanteil in Europa abgesetzt wird, ist klar das Lohndumping der ausländischen und spätestens dann das der Multis schuld sei.
Wagt man dann noch einen letzten Einwand, dass aber doch der weitaus größte Anteil aller deutschen Arbeitsplätze in kleinen und mittleren Firmen existiert, sind es "die Unternehmer", die zusammen mit den Bankern der arbeitenden Bevölkerung Hungerlöhne zumuten. Und überhaupt: Jetzt muss man endlich an die Vermögen der Reichen ran!"
Spätestens dann gibt man auf und wünscht sich, dass der Diskutant mit der lebenslangen Arbeitsplatzgarantie wenigstens 5 Jahre lang versucht, ein Unternehmen mit 5 - 10 Mitarbeitern am Leben zu erhalten, damit er anschließend in der Schule nicht so gequirlte Sch... erzählt.
Mir wird speiübel bei dem Gedanken, mit welcher Arroganz - dokumentiert durch selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit - solche im "Zoo der lebenslangen Alimentation sich sicher fühlenden" Zeitgenossen ihren Schülern die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft nahebringen wollen.
Das geht so leider gar nicht! Und: unternehmerischer Geist erwächst daraus bei den Schutzbefohlenen auch nicht.
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| persönliche Betroffenheit? | | von: missmarpel93
erstellt: 15.02.2010 08:07:29 |
Sopaed, ich glaube hier können nicht wirklich viele mitreden. Wie bereits mehrfach angesprochen gibt es kaum Beschäftigte im öffentlichen Dienst, die unter dem Damoklesschwert drohender Arbeitslosigkeit gearbeitet haben. Mitreden dürfen also nur die persönlich Betroffenen, junge Berufskollegen mit befristeten Arbeitsverträgen, freie Dozenten und Angestellte in der Probezeit.
Erst einmal heißt die Transferleistung, von der hier schwadroniert wird ALG II. Dies ist bei weitem höher als die alte Sozialhilfe, aber in vielen Fällen niedriger als die alte Arbeitslosenhilfe. Nun war es allerdings bei der AlHi schon so, dass das Einkommen von Ehepartnern angerechnet worden ist. Nur bis in die 90er Jahre des letzten Jahrtausends haben ergo die Ein-Verdiener-Familien von der AlHi profitiert, speziell diejenigen, die mit 55/56 altersbedingt gekündigt worden sind.
Solch geschlossene Arbeitsbiografien wie Beschäftigte im ÖD haben heute die wenigsten. Frag dich doch einmal wie lupenrein und ich zum Lehramt gefunden haben. Mit so einem Erfahrungshintergrund kommst selbst Du zu einer Neueinschätzung der Sozialsituation in D.
Übrigens jeder, der über Steuerhinterzieher herzieht, bekommt Applaus. Jeder der seine Haushaltshilfe auf der Basis BAT (Bares auf Tatze) beschäftigt, gilt als gerissener Bürger. Nur wenn jemand es wagt auf das Lohnabstandsabgebot und den Missbrauch staatlicher Transferleistungen hinzuweisen, dann ist er ein "ignorantes Kapitalistenschwein mit Hang zum Neoliberalismus". So schön einfach wie Du dir die Welt vorstellst, ist sie nun auch wieder nicht.
Und da wir gerade Karneval feiern noch eine Anekdote, die weiterhilft:
Ein gutsituierter geschäftsmann kommt jeden Morgen an der Platte eines Obdachlosen vorbei und spendet diesem einen Euro. Das geht Jahr ein, Jahr aus so bis der Geschäftsmann nach Jahren nur noch 50 Cent gibt. Der Obdachlose erkundigt sich daraufhin nach dem Grund. Der geschäftsmann begründet seine veränderte finanzielle Situation und der daraus resultierenden Minderung der Gabe mit dem Start seines Sohnes in ein Studium. Darauf entrüstet sich der Obdachlose mit folgenden Worten:
"Ja gibt es denn so etwas, jetzt lässt der seinen Sohn auf meine Kosten studieren!"
Für den Fall, dass sich hier wieder einige aufregen müssen, Humor ist eine Folge von geschultem Verstand und Klugheit. Für die anderen gilt:
Humor ist, wenn man trotzdem lacht |
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