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Forum: "Unterrchtszeit früher und heute!"
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| Unterrchtszeit früher und heute! | | von: haberlein
erstellt: 13.04.2011 10:11:26 |
Ich frage mich immer wieder,ob früher die Schulstunden
länger waren als heute.Immer wieder höre ich den
Satz:"Dazu haben wir keine Zeit mehr " Oder " Dazu ist im
Unterricht keine Zeit!"
Früher ging das aber,z.B.:Vokablen abhören,HA
kontrollieren oder abfragen,Lautschrift erklären und
lernen,von der Tafel abschreiben.Statt dessen wird aber
unheimlich viel Zeit mit Reden, über all möglichen "Mist"
,der faktisch,erst mal nicht zum Unterricht gehört,
vertan.Und wertvolle Zeit wird in Vertretungsstunden
verplemmpert!Dann könnte man ja die Vertretungsstunden für
Dinge nutzen,für Die sonst keine Zeit ist.Vorgefertigte
Materialien könnten in einem Vertretungsstunden-Erste-
Hilfe-Kasten bereitgestellt werden.Warum hört man immer
diese,für mich, Ausreden?Gruß Haberlein |
| Nur ... | | von: teacher-redo
erstellt: 13.04.2011 13:22:03 |
... ein paar wenige Beispiele aus meinem Grundschulbereich:
- Wir bekommen jeden Montag gegen 11.15 Uhr eine Lieferung Schulobst (prima Idee). Da ich anschließend in meiner Klasse eine Doppelstunde Sport habe, kann ich das Obst da nicht verteilen. Also mache ich das am Dienstag kurz vor der Pause, damit meine Süßen es dann auch essen können. Gut funktioniert das, wenn das Obst für jedes Kind reicht. Leider wird aber nicht nach Stück geliefert, sondern nach Gramm, so dass es viele Tage gibt, an denen ich das Obst teilen muss. Wann bitte soll ich das machen, wenn das Obst nicht braun und unappetitlich aussehen soll?
- Da Grundschüler offensichtlich zu wenig Bewegung bekommen (weil z.B. der Sportunterricht gekürzt wurde), sollen wir einmal am Tag 20 Minuten AM STÜCK für Bewegung sorgen. Das nennt sich dann "Voll in Form". Wann???
- Mehrfach im Jahr tauchen verschiedene Sammlungen (Schullandheim, Jugendherbergswerk, BUND, Vogelschutz, Kriegskräberfürsorge, ....) auf oder einmal im Monat eine Bücherbestellung über "Gänsefüßchen". Eine Vorviertelstunde reicht leider nicht, um Listen zu übertragen und Geld zu zählen.
Und so häufen sich viele sinnige und unsinnige Nebentätigkeiten, die mir meine Unterrichtszeit klauen ... und auch ich frage mich, wie ich es früher geschafft habe, im Schuljahr 5 Aufsätze und 14 (Kurz-)Diktate zu schreiben, lautes Lesen zu üben und ...
Zum guten Schluss gibt es aber auch Dinge, die ich mit meinen Schülern unbedingt machen möchte, auch wenn sie vordergründig nicht nach "Unterricht" aussehen. So haben wir Parallel-Kollegen alle zwei Jahre (in der 3. Klasse) ein Musical-Projekt, das während der Unterrichtszeit läuft. Die Kinder erfahren Gemeinschaft, können sich auf völlig anderen Gebieten beweisen, bekommen direkte Erfolgsmeldungen und lernen nebenbei auch noch Texte, Melodien und "schauspielerische" Fähigkeiten.
Nun könntest du mir vorwerfen: "Na, siehst du, da liegt der Hase im Pfeffer! Selber Schuld, wenn dann die Zeit nicht reicht!"
Ja!!! Und stolz drauf!
Wie schreibst du so schön in deinem Motto: Nimm dir Zeit und nicht das Leben ...
So viel dazu! |
| Nur.. | | von: haberlein
erstellt: 13.04.2011 14:20:24 |
Hallo Teacher-redo,das mit dem Musikprojekt finde
ich toll und auf jeden Fall
unterstützungswert,vorausgesetzt man motiviert
alle Kinder und es sitzen nicht Welche lustlos in
der Ecke rum.Unsere Lehrer vertreten die
Einstellung:Ein Kind ,das nicht will ,kann man
nicht motivieren.So sieht das dann bei der
Vorführung auch aus
Wenn das Obst um 11Uhr 15 kommt,ist das doch kurz
vor der kleinen Pause.Dann kann man das doch
mitnehmen,wenn man die Zeit der Pause für den Weg
zu Sport braucht-so verstehe ich das grade!Und
dann im Sport verteilen und teilen.Sind ja eh
Babymengen!Die Sammlungen in der Schule, haben
meiner Meinung nach, Nichts in der Schule zu
suchen!Alle nicht!Auch nicht die für
Schullernmaterial!Ich bin der Meinung ,es fehlt an
Übersicht und Organisation.Ich kenne nur eine
Lehrerin,und Die hat auch noch selbst drei
Kinder,die ein Büchlein führt indem sie alles
aufschreibt.Das ist ein dickes Ding und sie
schreibt auch wirklich Alles auf!Das finde ich
toll! |
| . | | von: palim
erstellt: 13.04.2011 15:47:38 |
Unterrichtsinhalte sind doch heute ganz andere als früher. Ich finde, darüber sollte auf JEDEM ELternabend genau informiert werden.
Ein Beispiel:
Eltern meiner Ex-Klasse brüskieren sich darüber, dass an der neuen Schule zu Beginn des Jahres "Methodentraining" gemacht wird und die Schule nicht "richtig" anfängt.
Dann erkläre ich ihnen, dass ich ebenfalls zu Beginn der 2. und 3. Klasse Methodentraining gemacht habe, was durchaus sinnvoll ist. Dies war bei mir aber in der Einheit "Apfel" oder "Kartoffel" versteckt, in der wir die wichtigsten Methoden mit erlernt haben.
Unterricht läuft heute anders ab, muss er auch - andere Kinder, andere Inhalte.
Auch bei mir wird hochselten etwas abgeschrieben, "nur" im Buch oder Arbeitsheft gearbeitet. Offene Aufgabenformen, Themen, in die Methoden integriert werden (Plakate erstellen, Umgang mit neuen Medien, Planen und Evaluieren von Vorgehensweisen etc.) brauchen Zeit und haben ihre Berechtigung. Sie müssen gelehrt werden, weil man von trägem Wissen wegkommen muss, wobei ich zustimme, dass das Üben dabei nicht zu kurz kommen darf.
Allerdings stehen da Anspruch und Wirklichkeit konträr gegenüber. Bei SchülerInnen, die immer weniger zu Schulbeginn mitbringen und immer mehr Probleme mit sich herumtragen, sind gestiegene Anforderungen nur schwer umzusetzen.
Viele neue Inhalte müssen untergebracht werden. Fragt mal eure Eltern, welchen Unterricht sie in der Grundschule hatten. Da ging man ein wenig auf den Hof, um sich zu bewegen, schrieb und rechnete viel und ein wenig Heimatkunde oder Biologie gab es auch. Heute forschen wir bereits im Kindergarten, führen Experimente durch und erwarten, dass in allen Fächern Experten in Fähigkeiten und Wissen sitzen.
Bei einer Schülerin der 10. Klasse habe ich die Vorbereitung für die Physikarbeit gesehen - Speichermedien, Entwicklung des PCs etc. Damit musste man sich früher nicht beschäftigen. Und trotz der Neuerungen können ältere Sachen nicht wegfallen, denn Mechanik ist trotzdem wichtig und Grundverständnisse in vielen Bereichen werden auch erwartet.
Hinzu kommen, wie oben angesprochen, viele zusätzliche Veranstaltungen. Nicht so sehr Ausflüge, aber
- Untersuchungen
- Prophylaxe
- Bewegungsprogramme
- Gewaltpräventions-Programme
- Ernährungsprogramme
(bei denen wir immer "Experten" in die Schule holen, die nicht immer eine pädagogische Ausbildung haben)
- Wettbewerbe
- erheblich mehr Projekte
- Schnuppertage in der nächsten Institution
- Schulveranstaltungen, Aufführungen
... ach, die Liste könnte noch lange erweitert werden.
Und dann war da noch das Organisationschaos. Wir sammeln Geld und Unterschriften ohne Ende:
Für meine Grundschule:
- Betreuung
- Kopiergeld
- Ausleihen von Schulbüchern + Geld
- Informationen zu Eisfreitagen, Hitzefreiregelungen
- Erlasse für Eltern
- Genehmigungen, dass Kinder auf der Homepage erscheinen dürfen
- ...
Und das alles sind nur die Sachen, die am Vormittag mehr Zeit brauchen. Am Nachmittag finde ich es noch viel schlimmer, da sind ebenfalls lange Listen von Aufgaben hinzugekommen.
Palim |
| Früher | | von: klexel
erstellt: 13.04.2011 16:16:45 geändert: 13.04.2011 20:01:03 |
> gab es weniger Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kamen. Da musste dann auch nicht gefrühstückt werden.
> wurden die meisten Kinder gesünder ernährt, das musste man nicht auch noch in der Schule lernen
>waren viele SuS motorisch schon viel weiter und geschickter. Sie wussten, wie man mit einem Stift oder einer Schere umgeht.
> waren viele Kinder schon viel selbstständiger und wussten z.B. wie man sich die Schuhe zubindet.
>gab es keine oder kaum Kinder, die kein Deutsch sprachen. Man konnte zügiger arbeiten. Die Gruppen waren homogener.
>gab es hauptsächlich Frontalunterricht - das geht zügiger, ist aber weniger effektiv und als ausschließliche Methode für die Kinder heutzutage nicht mehr realisierbar und nicht mehr wünschenswert.
>gab es weniger verhaltensauffällige Kinder, die besondere Aufmerksamkeit brauchten.
>waren die meisten Kinder weniger abgelenkt von TV und PC etc, und konnten sich besser konzentrieren, auch über längere Phasen
> tobten die meisten Kinder nachmittags draußen und hatten viel Bewegung. Sie waren ausgeglichener und man musste nicht auch noch Bewegungspausen in den Unterricht einbauen..
> haben sich Eltern mehr um ihr Schulkind gekümmert, auch darum, ob und wie die Hausaufgaben erledigt werden. Die Kontrolle wer was warum nicht gemacht hat zu Beginn der Stunde dauert immer länger.
>unterstützten die Eltern die Lehrer bei ihrer Arbeit und stellten nicht jede Entscheidung und jede Methode infrage...
>....
>..... |
| Ergänzung | | von: rhauda
erstellt: 13.04.2011 16:19:34 geändert: 13.04.2011 16:22:02 |
der Schulfotograf kommt. Eine Stunde geht drauf fürs Fotografieren eine Stunde fürs Austeilen der Fotos und Annahme vo Reklamationen und weitere 2 Wochen lang sammelt man jeden Tag kleckerweise Geld ein, bis man von allen alles beisammen hat.
Allein die Organisaton der Schulpraktika in den Klassen 8 und 9 verschlingt eine Unsumme an Unterrichtszeit.
Ich mache an unserer Schule den Vetretungsplan und für Aktionen, Ausfläge, Museumsbesuche, Experten, kurz, alles, was nicht Vertretung krankheitshalber ist, haben wir ein kurzes Formblatt, das mir ausgefüllt vorgelegt wird, damit ich entsprechende Umplanungen vornehmen kann.
Ich habe einmal gezählt und jetzt, vor den Osterferien - also das Schuljahr ist noch nicht eimal vorbei - hatte ich 116 solcher Formblätter für 17 Klassen.
Das heißt dass in unserer Schule bisher 116 Male irgendwelche Aktionen gelaufen sind, die in irgendeiner Weise unterrichtsbezogen sind, die auch ausdrücklich von uns verlangt werden per schulformbezogenem Erlass, die Abschlussarbeiten aber keine Rücksicht nehmen. Da wird verlangt, was eben verlangt wird.
Zudem ist es so, dass zunehmende Demokratisierung von Schule und Verstärkung der Elternrechte sowie die Justiziabilität aller unserer Entscheidungen es nötig machen, für jeden Furz und Feuerstein eine Elterninfo rauszugeben, sich Dinge per Unterschrift bestätigen zu lassen und jede Einzelfall noch mal mit den Schülern durchzugehen, damit die Eltern hinterher nicht mit Beschwerden auf der Matte stehen.
Ich kann mich aus meiner eigene Schulzeit erinnern, dass Tagesausflüge angekündigt wurden mit Abfahrtszeit und Ziel und dann an spätestens zwei Tagen danach alles Geld eingesammelt war.
Heute verbringt man schon eine ganze Stunde mit folgenden Aussagen:
"Meine Mutter sieht aber nicht ein, dass wir da hin fahren."
"Meine Eltern können mich aber nicht zum Bus bringen, die haben kein Auto."
"Ich darf aber nicht mit."
"Ich darf aber nur mit, wenn wir da Mittagessen kriegen."
"Können Sie mir noch mal den Elternbrief dazu geben, den hat meine Mutter vorloren."
"MUSS ich da mit? Ich will aber zum Fußballtraining"
Denken Sie sich bitte noch 15 weitere solcher Fragen und Aussagen aus, mmit denen wir unsere Zeit verplempern.
Ganz wichtiger Punkt:
Die prozentuale Lehrerversorgung ist schon seit 7 oder 8 Jahren entsetzlich schlecht. Lehrer, die krankheitshalber ausfallen, werden in den seltensten Fälle ausreichend vertreten. Dieser Unterricht fehlt dann aber ebenfalls. Ich kannmich an Zeiten erinnern, wo das nicht so gravierend war. Da hatte man immer jemanden, der einspringen und den Unterricht fortführen konnte.
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| . | | von: palim
erstellt: 13.04.2011 16:28:34 geändert: 13.04.2011 16:31:12 |
Vertretungs"UNTERRICHT"
Für die Grundschulen gilt:
Vertretungs"UNTERRICHT" wird nicht von Lehrerinnen gegeben, sondern von "pädagogischen Mitarbeitern", die, je nachdem, wen man gefunden und eingestellt hat, mehr oder weniger Vorbildung besitzen und mehr oder weniger geeignet sind.
Auch dazu gibt es Erlasse, die deutlich sagen, dass diese Vertretungskräfte Unterricht nicht eigenständig planen und durchführen, sondern Klassen beaufsichtigen.
So toll unsere "pM" sind, den differenzierten Unterricht, den ich täglich leiste, würde ich ihnen nicht hinlegen. Da gibt es "Selbstläufer" wie z.B. vorab vorbereitetes Stationenlernen oder Wochenplan oder eher Frontalunterricht.
Durch diese Regelung an den Grundschulen kommt es dazu, dass nahezu jede Stunde vorab geplant ist - wir bemühen uns zumindest, unsere "pM" nicht im Regen stehen zu lassen. ... fällt also auch in den Bereich Nachmittagsvergnügen.
Die Idee, des 1. Hilfe-Ordners hatten wir auch, aber Schüler in der Grundschule sind von Monat zu Monat wirklich unterschiedlich weit. Außerdem müsste man für jede Klasse eine Liste anhängen, in die eingetragen werden kann, wer wann dieses AB oder die Aufgabe bereits durchgeführt hat - sonst gibt es schnell in den Vertretungsstunden böses Erwachen.
Palim |
| Wenn ich mich zurückbesinne, | | von: rfalio
erstellt: 13.04.2011 17:46:48 |
hatten wir in der Grundschule wirklich mehr Unterricht als heute: etwas mehr als 25 Zeitstunden (die Pausen schon rausgerechnet), da wir Samstags Unterricht hatten + einen Nachmittag.
Auch am Gymnasium war es mehr Zeit, da die ersten 4 Stunden je 50 Minuten dauerten, also 20 Minuten mehr pro Tag + fünf 45-Minuten-Stunden am Samstag!
Dafür waren die Pausen kürzer.
Auch die Zahl der Schulwochen war höher, denn es gab keine Herbstferien, keine Faschingsferien, nur kurze Pfingstferien und die etwas längeren Sommerferien glichen das nicht aus.
Umschnitt:
Interessant in der Diskussion waren bisher vor allem die Tipps zur Organisation, die manche Abläufe doch erheblich vereinfachen.
Auch ein Tipp von mir:
Seit einigen Jahren machen wir die Klassenfotos in Eigenregie; das geht wesentlich schneller, ich brauche etwa für 24 Klassen 2,5 Schulstunden (vielleicht sind die Fotos dann nicht ganz so perfekt, aber bei einem Preis von 1,50€ kann man das schon verkraften), jede Klasse bekommt ein Musterbild + Liste zum Eintragen, Geld wird eingesammelt und Bilder dann bestellt. Der Überschuss wandert als Spende in ein soziales Projekt.
rfalio
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