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Forum: "Unterrchtszeit früher und heute!"
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| @haberlein | | von: ishaa
erstellt: 13.04.2011 20:47:37 |
Ich finde deine Anfrage berechtigt und rege mich da jetzt nicht so darüber auf, wie mein Vorschreiber.
Ich kann dir einige Punkte aus der Hauptschulperspektive beschreiben. Vokabeln abfragen oder Hausaufgaben kontrollieren z.B. sind zwei Dinge, die in meiner 6. Klasse mit 29 meist problembeladenen Kindern gar nicht gehen. Das hieße nämlich, die anderen wären in der Lage halbwegs ruhig und selbständig zu arbeiten. Sind sie aber in einem Ausmaß nicht, das du dir vielleicht nicht vorstellen kannst.
Viele Kinder sind schon jetzt gänzlich unmotiviert und nicht lernbereit. Sie geben sofort auf und ziehen sich auf die Behauptung zurück, sie wüssten nicht, was sie tun sollten. Das bedeutet, dass ich mit allen Kindern absolut kleinschrittig Aufgabenstellungen durchkaue, anstatt dass alle Kinder einfach ganz viele Aufgaben im Unterricht bearbeiten.(Die Kinder behaupten auch gerne zu Hause, das habe ich ihnen gar nicht erklärt und die Eltern beschweren sich umgehend bei der Schulleitung....)
Viele Kinder sind gar nicht mehr in der Lage, Dinge selber zu regeln. Jeder Pups und Killefizz muss im Unterricht geklärt werden. Mache ich das nicht, klingelt wieder bei der Schulleitung das Telefon heiß, es passierten schlimme Dinge und ich kümmerte mich nicht...(Abgesehen davon kann sowieso kein Unterricht stattfinden, wenn sich Kinder heulend oder um sich schlagend in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten aufhalten.)
Vielleicht eher hauptschultypisch: Damit unsere Schüler auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben, müssen bei vielen ganz stark die sozialen Kompetenzen gefördert werden. Das sieht aus Elternsicht oft nach Ringelpiez mit Anfassen aus, ist aber unabdingbar.
Ich bin oft ehrlich gesagt selber gefrustet am Ende eines Schultages oder einer Woche, wie wenig Input und Üben da eigentlich war und kann deine Anfrage daher sehr gut verstehen. |
| Nicht viel anders | | von: bger
erstellt: 13.04.2011 22:56:22 geändert: 13.04.2011 22:58:10 |
ist das bei uns an der RS, da kommt mir doch manches bekannt vor.
Beispiel von gestern: Nach meiner Stunde in einer 5. Klasse sollte eine Kollegin Vertretungsunterricht dort geben und bat mich, ihnen eine Aufgabe zu stellen. Ich gebe ihnen Aufgaben aus dem Buch und erkläre diese auch noch lang und breit (obwohl sie die Aufgabenstellung verstehen müssten), und zwar mehrmals, gehe eine Aufgabe auch mündlich mit ihnen durch. Bei einer anderen Aufgabe erläutere ich ihnen genau, wie ich das haben will, schreibe das so an die Seitentafel und die Kinder in ihr Aufgabenheft. All das dauert fast zehn Minuten. Und nach der Vertretungsstunde bekomme ich das Feedback, die halbe Klasse habe nicht gewusst, was zu tun sei. Die Kinder kamen dann doch noch zum Arbeiten, weil die Hälfte, die aufgepasst hatte, ihrerseits nochmals die Aufgaben erklärte...
Fazit: In der Zeit, in der die Aufgaben erklärt wurden, hätte man etwa eine halbe Heftseite voll schreiben können. Da so etwas dauernd passiert, kann man ausrechnen, wie viel weniger effektive Arbeitszeit übrig bleibt! |
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