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Forum: "Unterrchtszeit früher und heute!"
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| Unmut | | von: missmarpel93
erstellt: 14.04.2011 16:55:35 |
Hugo11 kapiert es einfach nicht.
Es ist überhaupt keine Ausrede. Ich mache keinen Unterricht, weil ich schlichtweg keine Lust habe.
Mit Geld einsammeln und langwierigen Erläuterungen zu einfachsten Aufgabenstellungen kriegt man die Arbeitszeit prima rum. Wenn ich überhaupt keine Lust habe zum Arbeiten, schreibe ich einen kurzen Dreizeiler an die Tafel und lasse den abschreiben. das reicht für eine Doppelstunde.
In der ersten klären wir, ob das alle abschreiben müssen, mit welcher Farbe das abgeschrieben werden soll, in welches Heft das eingetragen werden soll, warum es überhaupt ein Mitteilungsbuch gibt und ob das wirklich jeden Tag mitgeführt werden muss etc.
Wenn das mit jedem durchgesprochen worden ist, es hat eben jeder Anspruch auf individuelle Betreuung, dann kann abgeschrieben werden, vorausgesetzt es ist die Frage geklärt, ob man ausnahmsweise eben noch auf die Toilette darf.
Da kurz vor Ende der Doppelstunde absehbar ist, dass lediglich die Hälfte der Klasse den Tafelanschrieb ansatzweise ins Heft übertragen hat. geht die nächste Stunde mit dem Verteilen des nachgereichten kopierten "Dreizeilers" weiter. Wenn ich große Lust auf "Unfug" verspüre, lasse ich den Erhalt dieses Dreizeilers von den Eltern per Unterschrift bestätigen und sammele diese Abschnitte wieder ein. Das sind dann weitere sechs mehr oder weniger unterrichtsfreie Stunden.
Die SuS üben sich in freier Rede, zum einen mit den Mitschülern bevorzugt auf der anderen Raumseite und zum anderen beim Votrag der üblichen Entschuldigung bezüglich der vergessenen
Unterschrift. |
| Ich lach mich weg! | | von: dinni82
erstellt: 14.04.2011 17:12:15 geändert: 14.04.2011 17:15:18 |
@missmarpel: GENIAL!!!
@all: Weshalb reagiert ihr eigentlich auf solche Kommentare von Nichtlehrern? WIR wissen ganz genau, weshalb man zu wenig Zeit hat und müssen uns nicht rechtfertigen.
Beispiel: Einige Lehrer unserer Schule sind mehrfach ausgefallen, weil sie bei der SEGEL-Fortbildungsreihe waren (SElbstGEsteuertesLErnen). Das ganze Konzept wurde der Elternschaft erläutert und in der Gesamtkonferenz beschlossen. Dennoch gab es letztens Beschwerden von Eltern, die es unmöglich fanden, dass Unterricht ausfällt, nur damit die Lehrer stattdessen ihre Tage mit Wassersport verbringen ;)
Und zur zuverläsigkeit der Elternkorrespondenz:
Gefühlte
60% der Eltern bekommen es trotz Absprache nicht hin, ihren Kindern Geld in einen beschrifteten Briefumschlag mit zu geben.
30% der Eltern bekommen es nicht hin, die zur Verfügung gestellten Entschuldigungsvorlagen zu benutzen.
80% der Eltern wünschen sich, dass man als Lehrer die Hausaufgaben kontrolliert und idealerweise unterschreibt - schaffen es aber selber NICHT in das Hausaufgabenheft ihres eigenen Kindes zu schauen. In den meisten Hausaufgabenheften steht nichtmal das Datum, Einträge werden von den Eltern nicht gesehen/unterschrieben.
85% der Eltern denken, dass wir ihre Kidner unfair behandeln und reagieren mit Gegenwehr gegen jegliche Kritik oder Erziehungsmaßnahmen. Beispiel: 10 Klässler erpresst Geld von einem 6.Klässler, beschädigt Schuleigentum und veröffentlicht rechtsradikale Parolen. Unsere Reaktion: Sofortige Suspendierung bis zur Konferenz und dem Beschluss weiterer Maßnahmen.
Elternreaktion: Der Anwalt meldet sich...
Ich bin gerne bereit zu guter Korrespondenz mit Eltern. Wenn man mich allerdings angreift und gleich als Feind wahrnimmt, dann weiß ich mittlerweile, dass es sinnlos ist sich zu rechtfertigen, da man als Lehrer in Deutschland sowieso nur mit Vorturteilen abgefertigt und schlecht gemacht wird.
Wie sollen Kinder Respekt haben, wenn sie von Elternhäusern sowas vorgelebt bekommen?
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| KLassenleitung | | von: galadriel
erstellt: 14.04.2011 17:28:47 |
Für die Nichtlehrer (und natürlichauch alle anderen) eine kleine realistische Zeitrechnung bei meiner Klassenleitung in der 7. Klasse (Gym).
Ich habe 4 Stunden Unterricht, je eine Doppelstunde Dienstags und Mittwochs. D.h. von Mittwoch bis zum nächsten Dienstag läuft ALLES an Klassengeschäften auf.
Eine Stunde (also 45 min) geht Dienstags für die Hausaufgaben/Vokabelkontrolle weg, da die Kinder mit einem Wochenplan arbeiten. Bleiben also noch 3 x 45 Minuten.
Realistisch kann man noch 15 Minuten abziehen, denn bis alle ausgepackt haben und da sind und später ihren Kram weggeräumt haben geht auch einige zeit drauf.
Bleiben also noch 120 Minuten. In denen müssen alle Beschwerden, Probleme, Planungen abgearbeitet werden. Wenn man da einen Durchschnittswert annähme wären das etwa 30 Minuten.
90 Minuten Unterricht bleiben also effektiv übrig, um etwas weiter zu kommen. Das ist praktisch gar nix. Reicht gerade einmal aus, um ein neues Grammatikthema einzuführen. Geübt werden muss oft mit den Aufgaben des Wochenplans. Und dann war es das auch schon wieder in der Woche.
Abziehen muss man dann noch die 5 mio Projekte, in denen die Kinder schulintern involviert sind.
aktuell gerade der Frankreich Austausch, nach den Ferien dann Spanien-Austausch, Schulmeisterschaftssport, Robotik-Wettbewerb, Suchtprävantionswoche, Projektwoche, Schulfest, Musicalproduktion, Theaterkurs, Schulsanitätsdienst, Junior SV, Klassenfahrtsvorbereitung, etc....
Wenn ich nachrechne verbringe ich mehr als das doppelte der Zeit mit solchen Nebenprojekten, Korrekturen, Elterngesprächen und Fortbildungen als mit meinem Unterricht.
Und als Krönung kommt dann abends um kurz vor zehn noch der Anruf einer Mutter mit dem ersten Satz: Warum kann man sie eigentlich nie erreichen!?!?
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