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Forum: "Frontalunterricht! Abschaffen?"
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 | Wissenschaftliche Untersuchungen |  | von: rhauda

erstellt: 15.08.2011 17:46:53 geändert: 15.08.2011 17:51:29 |
Wahrscheinlich haben wir hier wieder eine Foristin/einen Foristen, der/die die Begriffe "lehrerzentrierter Unterricht" und "Frontalunterricht" nicht richtig zu definieren weiß - wie übrigens jede Menge sogenannter "Bildungsexperten", die in den diversen Kreisen ihr Unwesen treiben.
Sei's drum, ich nehme mal an, dass hier der Unterricht gemeint ist: Lehrer steht vorn und erklärt und dann beginnt das Frage-Antwort-Spiel.
Zur Empirik:
Frontalunterricht hat Deutschland über 100 Jahre an die Spitze der Nobelpreisnationen gebracht und ein Volk gebildet, das es in die Top 3 - 4 der Industrienationen geschafft hat und das schon seit Jahrzehnten. Das reicht mir eigentlich schon an Empirik.
(und bevor hier jetzt wieder jemand die 2 Weltkriege anbringt, ich weiß, dass zumindest der 2. Weltkrieg nicht stattgefunden hätte, wenn man damals in den Schulen nur genügend doppelte Stuhlkreise durchgeführt hätte)
Frontalunterricht ist eben so wenig nur böse wie offene Lernmethoden nur gut sind.
Es kommt immer auf die Lerngruppe an, ebenso wie auf die Lehrerpersönlichkeit, auf das zu bearbeitende Thema, die räumlichen Gegebenheiten, das Vorwissen.
In Projekten oder Portfolioarbeit kann man sich durchaus differenziert Themen nachhaltig erschließen, oft besser als im reinen lehrerzentrierten Unterricht.
Dass man den frisch gebadeten Hamster aber nicht in der Mikrowelle trocknet oder keine Stricknadeln in Steckdosen steckt, müssen sich die Schüler nicht unbedingt konstruktivistisch im Live-Versuch erschließen. Das kann man in einem Lehrervortrag mit dem Aufbau des nötigen Drohpotentials durchaus wunderbar an den Schüler bringen
Die Mischung macht's.
Ach ja: die Nachhaltigkeit von Klipperts Methoden sind nirgendwo empirisch erfasst. die Tatsache, dass ER sagt, das sei besser und ihm alle nach dem Mund reden, macht's nicht wissenschaftlich haltbar. |
 | Oh |  | von: caldeirao

erstellt: 15.08.2011 22:20:23 |
das ist ja richtig böse.
Ich bin ein bisschen geteilter Meinung und eher ein Verfechter der Methodenvielfalt. Unterricht in dem beide Elemente eine gleichberechtigte Rolle spielen und guter Frontalunterricht ist alle mal besser als unstrukturierter schülerzentrierter (oder wie man das hier auch immer bezeichnen will) Unterricht.
Ich persönlich halte nichts von einem breitgestreuten Wissensangebot, in dem sich der/die SoS aussuchen kann was er, sie, es gern lernen will. Ich hätte da mit Sicherheit einiges ausgelassen und ich war weder doof noch lernunwillig. Der Mensch geht aber eben den Weg des geringsten Widerstandes.
Andererseits und ich bin überwiegend bzw. fast ausschließlichen mit Frontalunterricht groß geworden habe in der Schule das Lernen nicht gelernt. Ich konnte es halt auch so. Da musste ich weder ständig zuhören noch fleißig sein. Das ist mir später beim Studium auf die Füße gefallen.
übrigens stelle ich mir so eine empirische Untersuchung äußerst schwierig vor.
Ich brauche 2 LoL vom gleichen Niveau, eben dazu auch 2 Versuchsklassen vom gleichen Niveau und damit das Ergebnis auch an Allgemeingültigkeit gewinnt, brauche ich im ländl. Bereich diese Klasse, im städt. Bereich, im sozialen Brennpunkt, im Nobelviertel (die Reihe ließe sich endlos fortsetzen) und ein Versuchspaar würde wieder nicht reichen, weil ja das Ergebnis zufällig wäre. Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. |
 | Methodenvielfalt |  | von: missmarpel93

erstellt: 16.08.2011 07:51:54 |
Was wozu?
Das dürfte die entscheidende Frage sein. Hizu kommt dann noch wie viel zeit steht mir zur Verfügung, wie groß ist die Gruppe, wie ist die soziale struktur der Gruppe, welche Vorerfahrungen hat die Gruppe, welche räumlichen Gegebenheiten stehen mir zur Verfügung etc.
Millionen Menschen haben einen Führerschein erlangt. Die häufigste Form der theoretischen Unterrichtung ist dabei Frontalunterricht durch den Fahrlehrer gewesen. Anders als im Schulunterricht gibt es keine Klassen. Es gibt eine heterogene Schülerschaft bezüglich des Alters, der Schulabschlüsse, der Herkunft und des Ausbildungsstandes. Das heißt es sitzen zetgleich fahschüler mit der ersten Theoriestunde und solche kurz vor der Prüfung in einem Kurs zusammen. Warum funktioniert das, warum hat das noch keiner untersucht?
Warum sind Experten so überzeugt, dass Unterrichtsmethoden und Arrangements wie sie auch bei Fortbildungen von Fach- und Führungskräften mit erheblichem Vorwissen in der Wirtschaft eingesetzt werden, als Allzweckwaffe schulischen Unterrichts einsetzbar sind.
Und warum vermitteln die Konstruktivisten ihre Erkenntnisse in Seminaren, die sie frontal führen? Letzteres kann eigentlich gar nicht funktionieren, ist es doch ein widerspruch an und in sich |
 | @missmarpel |  | von: caldeirao

erstellt: 16.08.2011 18:17:41 geändert: 16.08.2011 18:25:22 |
aus meiner Sicht machst Du es Dir zu einfach. Ich will nicht den Frontalunterricht verteufeln. Ich praktiziere ihn auch in verschiedenen Unterrichtssituationen und nicht unbedingt selten.
Aber den Frontalunterricht als Non plus ultra hier hinzustellen, halte ich nicht für richtig.
Dein Vergleich mit der Fahrschule hinkt auch gewaltig, weil soweit ich mich erinnern kann das Wissen mehr oder weniger im Kreis unterrichtet wird. Es ist weniger aufbauend. In Mathematik kann ich das Rechteck nur schwer vor dem Zeichnen eines rechten Winkels und der Strecken einführen. Und ich kann erst mit dem Rechnen beginnen, wenn ich eine Mengenvorstellung habe. Außerdem wird in der Fahrschule nur Faktenwissen vermittelt- diesbezüglich eignet sich der Frontalunterricht. Aber ich hätte nur die Hälfte der Zeit gebraucht, wenn ich mir das Wissen im Buch hätte anlesen dürfen. Soweit dazu.
Der Frontalunterricht hat aus meiner Sicht den Nachteil, dass alle mehr oder weniger im Gleichschritt lernen, die Kreativität kaum gefragt wird. Der Handlungsspielraum der SuS stark begrenzt wird, viele SuS sich Zeit nehmen zum Abschalten und ein Unruhepegel in der Klasse schon fast ein KO zum Lernen und der Wissensvermittlung ist. Ich nehme mir als Lehrerin unheimlich viel Druck diesbezüglich und Du kannst Dir sicher sein, bei mir ist Ruhe im Unterricht und ich werde auch zum Teil geholt, wenn einige nicht mehr klar kommen, aber ich bin nicht autoritär.
Bei einer Methodenvielfalt spreche ich verschiedene Lerntypen an. Außerdem gebe ich bei offenen Formen die Verantwortung zum Lernen dem SbzwS. Ich will ja schließlich nicht lernen, denn ich kann es schon. SuS lernen lieber in offenen Formen (jedenfalls die, die ich gefragt habe), sind motivierter und freudvoller. Ich denke es kommt auf die Unterrichtsinhalte, den Wissensstand, der Hetrogenität der Klasse usw. an, um dann die richtige Methode zu finden, so wie Andere das schon schrieben.
Das mit dem Beamtenstatus meinst Du hoffentlich nicht ernst. Es ist einfach ein Pauschalurteil, dass auf mich und vielen andere LuL, die ich kenne, nicht zutrifft. Es gibt auch schlechte angestellte LuL, so wie es schlechte Beamte-LuL gibt. Es ist einfach unsachlich und kontraproduktiv in einer Diskussion.
Auch mit schlechten äußeren Bedingungen kann man sich arrangieren. Natürlich sind kleine, enge Räume für die Gruppenarbeit nicht förderlich und verlangt ein hohes Maß an Disziplin. Aber es schließt sich nicht aus. |
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