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Forum: "Staatlich geprüfte Söldner und Söldnerinnen in der Armee zur Vertreibung unschuldiger Kinder aus dem Paradies"
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| @kfmaas | | von: jamjam
erstellt: 27.09.2004 14:30:55 geändert: 27.09.2004 14:31:33 |
ich frage mich bei deinem beitrag, wann die kinder denn im paradies waren?
noch nicht mal im mutterleib ist alles frieden und zuckerschlecken. ausserhalb schon mal gar nicht.
und das finde ich auch gut so. wäre es nicht eine schreckliche vorstellung, wenn alle "gleichgeschaltet" wären: jede mag jeden. alle lieben sich. alle sind immer nett und freundlich. niemand ist kritisch. niemand muss handeln. alles ist zufrieden.
die konsequenz wäre doch, dass wir nicht wüssen, was echt freude ist, was glück ist, was tiefe liebe ist. denn nur wo auch trauer, pech und hass existieren kann sich die andere seite zeigen.
Nein kfmaas, wir vertreiben die kinder nicht aus dem paradies
- dort waren sie nie -
wir zeigen ihnen auch nicht das leben
- das tun sie nämlich schon -
wir zeigen ihnen "nur" wie sich in unserer kultur und gesellschaft zurechtfinden (betonung auf unserer) und
- im idealfall -
wo die tür des paradieses in ihrem innern ist. denn nur mit sich selbst sollte man wirklich im reinen sein, in der aussenwelt wäre das langweilig.
- klingt alles sehr pathetisch-
jamjam
p.s.: allerdings habe ich deine frage eher ironisch verstanden und vermute, dass du ähnliches sagen wolltest!? |
| Keine Ausflüchte | | von: kfmaas
erstellt: 27.09.2004 16:10:10 geändert: 27.09.2004 16:11:24 |
"Fang nicht an zu streiten;
Vorbereiten auf das Leben in der Gesellschaft;
die Bitte, es doch um Himmels willen nicht ernst zu meinen,
selbst im Mutterleib ist nicht alles paradiesisch"
sind allesamt Versuche um vielleicht noch um eine klare Stellungnahme herum zu kommen, obwohl aus jedem Satz die Konnotation hervorlugt: eigentlich hast du recht, aber ich kann doch nicht mein ganzes Leben in Frage stellen, nachdem ich mich mühsam kompromisbereit (kompromittierend) arrangiert habe.
Oder haben wir die Kinder am Ende der Klasse 4 oder später nicht mit Zeugnissen versehen, die ihnen sagten: du bist 2 oder 3 oder 5.
Wir haben sie für das Leben vorbereitet?
- Wir haben ihnen gezeigt, wie man sich fair nach 15 Ehejahren trennt und den Zugewinnausgleich in Cent ausrechnen kann: [(1 200 002 - 8 009 990) : 2] ;
- oder wie man die Zeit herum bringt, wenn man arbeitslos ist oder erst gar keinen Job bekommt;
- Wir haben ihnen beigebracht, was ihre Lebensaufgabe ist und welches ihr größtes Talent ist, weil wir uns sehr intensiv mit jedem einzelnen beschäftigt haben, während Vater und Mutter ganztags arbeiten gingen um im Urlaub auf die Malediven fliegen zu können;
- Wir haben ihnen gesagt, dass das, was sie im Fernsehen zu sehen bekommen, in Wirklichkeit ganz anders ist;
- Wir haben ihnen die Möglichkeiten an die Hand gegeben herauszufinden, wenn jemand lügt;
- Wir haben ihnen beigebracht, was sie sagen können, wenn sie jemandem ihre Liebe gestehen wollen...............
Also fangen wir einmal an ernsthaft darüber nachzudenken, was es heißt Schule neu zu erfinden. Macht jemand mit?
kfmaas |
| @kfmaas | | von: jamjam
erstellt: 27.09.2004 19:59:48 |
nun ich stehe ja nun am anderen ende der beruflichen Laufbahn wie du - nämlich am anfang.
ich habe noch überhaupt keine schüler ins "leben entlassen" (nur meine zwei kinder bei der geburt.
aber du willst etwas anderes.
ich gebe dir recht, dass ein schubladendenken (und das sind noten zwangsläufig) falsch ist. jedes kind hat seine stärken und schwächen. so werden z.b. handwerklich und künstlerisch sehr begabte kinder von unserem schulsystem ziemlich vernachlässigt. auch ist es keine seltenheit, dass hochbegabte nur als störenfriede auffallen und bei einem wenig engagierten elternhaus auch auf der haupt-oder sonderschule landen.
schule sollte was anderes sein.
wir haben mal anlässlich unseres referendariats ein schulgebäude, wie wir es uns wünsche in kleinen gruppen entworfen: interessant fand ich, die gemeinsamkeiten der gruppen. zusammengefasst hatten alle gruppen ein vergrößertes wohnhaus entworfen. jede klasse hatte einen festen raum mit angegliederter essecke und kochgelegenheit. es gab frei zugängliche sport-und spielmöglichkeiten. ebenso wie frei zugängliche fachräume.
in so eine schule wären lehrer ansprechpersonen und impulsgeber. in beratungsgesprächen werden die interessen der schüler aufgedeckt und ihnen alternativen gezeigt, diese weiterzuentwickeln. gleichzeitig haben die schüler durch vorbilder (lehrer aber auch berufstätige eltern etc.) die möglichkeit zu erkennen, dass auch noch anderes wissenswert sein kann. oder besser ausgedrückt: das allgemeine interesse der schüler hat eine chance sich zu entfalten, weil sie nicht so überfordert werden, dass sie sich auf ein spezialgebiet zurückziehen.
diese schüler sind schon von klein auf eigenständige menschen, die ruhe und zeit haben in ihrem eigenen tempo "erwachsen" zu werden. Vielleicht ist der eine oder andere erst mit 25 so weit, doch deshalb ist er nicht dümmer als andere, sondern vielleicht einfach nur gründlicher oder phantasievoller.
später mehr... |
| Schule neu erfinden, wo fangen wir an...? | | von: ruedi
erstellt: 27.09.2004 20:08:46 |
Die letzte Frage kfmaas würde ich gerne aufgreifen "was heißt es Schule neu zu erfinden" um mal nen Einstieg zu finden.
Tja, was heißt es Schule neu zu erfinden. Ich kann alle Punkte nachvollziehen die du oben beschreibst, auch wenn ich noch relativ am Anfang stehe und noch nicht auf zahlreiche Erfahrungen zurückgreifen kann. Aber gerade in deinem letzten Beitrag klingt für mich sehr heraus, das wir als Gesellschaft unseren Kindern nicht die nötigen Rahmenbedingungen bieten, und somit als Instiution Schule in diesem Sinne den du beschreibst eigentlich versagen müssen. Die Schule als Teil der Gesellschaft hat sich den rasanten Bedingungen der Gesellschaft in den letzten Jahren nicht angepasst, hier wird die gesellschaftliche Institution zum schwerfälligen, gewohnheitsträgen Apparat.
Dieser Fakt, die sich gravierend ändernden Sozialisationsbedinungen, würden einen Strukturwandel im Bildungswesen wohl unbedingt erforderlich machen, schon rein unter dem organisatorischen Aspekt. Nur, hilft es da Ganztagsschulen einzuführen als Beschäftigungstherapie für die Kids, damit die Eltern den nächsten Urlaub hinkriegen (wie oben schon angeklungen)? Findet nicht Sozialisation auch und vor allem in der Familie statt und kann die Schule das überhaupt übernehmen? Also, ich denke hier ist die Einstellung zum Kind das entscheidenende, und zwar maßgeblich von seiten der Eltern. Schule kann nur Erziehung nur ergänzen, nicht ersetzen.
Das wäre schon mal das erste gesellschaftliche Defizit was ich sehe. -> Erste Anforderung für die Schule da aufzufangen (isses das wirklich?).
Den Konsumgedanken der Schüler würde es auch gelten auszuräumen. Nein, ich denke nicht Hosen, Jacken etc. zu konsumieren. Wenn ich neue Klassen übernehme fällt mir oft auf, dass die Schüler das Wissen konsumieren wollen, sprich ich ihnen was vorgebe was sie einfach schlucken können. Das ist eh bald vergessen, weils die kinder nicht berührt. Vom Leben lernen, das könnte ne Alternative sein. Die Schüler bringen gemachte Erfahrungen mit in den Unterricht und erzählens den anderen. Da wird Neugierde geweckt, ich sags euch. Ab und an schieb ich solche Sachen zwischen meinen curricularen Eilschritt, und das sind tolle Stunden weil von den Schülern eingebracht. Wobei das enge Korsett des Curriculums dann eh neu überdacht werden müsste, um offene Schule zu gestalten. Da wirken sich Bildungsstandards eher kontraproduktiv aus, weil die ja wieder evaluiert werden müssen.
Und das ist der Grundansatz, wir müssen raus aus einem engen System das vorgegeben wird. Lernen zum Erlebnis machen, fürs Leben halt. Das hört sich jetzt Phrasenhaft an, ich weiß, aber es gilt hier konzeptionell zu arbeiten. Lehrpläne nach der Lebenswelt der Kinder auszurichten, an Erfahrungshorizonten und Erlebenswelten. Aber: kann Schule Kinder, deren Erfahrungswelt sich auf die Medien beschränkt da abholen wo sie sind? Nur dann wenn sie von z.B. Klassenkameraden dort abgeholt werden. Diskrepanz Stadtschule-ländliche Schule. Also doch nicht allgemeingültig?
Hmm, ganz schwierig, ich merks grad selbst. Als Grundtendenz denke ich, das Schule sich noch so sehr abstrampeln kann, wenn sich die Gesellschaft nicht auch grundlegend ändert. Und da schließt sich voerst der Kreis, wir müssen sie dorthin entlassen (wie du oben ja schön beschreibst kf). Jeder Jugendliche macht das Beste daraus, das haben wir wohl auch damals so gemacht, aber ich denke der Traum der perfekten Gesellschaft, gar mit paradisischen Umständen, ist erstmal ausgeträumt. Trotzdem isses jedem Menschen vergönnt, sein privates Glück zu finden, ob arbeitslos oder was auch immer. Vielleicht sollten wir Konzepte entwickeln unsere Schüler dahin zu bringen?
So, nun aber erst mal ihr. Habs jetzt einfach mal runtergetippt was mir in den Kopf geschossen ist, muss selber erstmal ordnen.
ruedi *kopfqualm* |
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