Ein großes Problem sehe ich auch darin, dass es an Lehrern mangelt. So weiß ich von mehreren Schulen, dass dort sehr oft eine Doppelbesetzung in der Klasse vorgesehen ist. Allerdings wird diese oft abgezogen, um an anderer Stelle Krankheitsausfälle aufzufangen.  Dies wiederum führt oft dazu, dass den Kindern, die besonderer Förderung bedürfen, Material zum Bearbeiten in die Hand gedrückt wird - der wirkliche Unterricht jedoch fehlt. 

Ich hatte im Rahmen von Nachhilfestunden "Förderhefte" in der Hand, die wohl nur äußerst sporadisch korrigiert wurden. Fehler müssen doch zeitnah verbessert werden - und nicht erst nach mehreren Wochen oder gar Monaten! 

Auch finde ich es problematisch, wenn Kinder die kaum Deutsch sprechen, zwar nach dem regulären Unterricht Förderstunden erhalten - jedoch bereits eine zweite Fremdsprache - Englisch- lernen müssen. Da kommt die Inklusion doch an ihre Grenzen....

Lehrkräfte zur Doppelbesetzung innerhalb der Inklusion sind in manchen Bundesländern gar nicht vorgesehen. In Niedersachsen jedenfalls nicht. Das ist quasi ein Mythos, den sich die Gesellschaft so vorstellt: Die Lehrkraft ist fast vollständig auf sich allein gestellt.

Die im Erlass zugesprochene Grundversorgung von 2 Std. pro Woche pro Klasse kann auf Grund des Lehrermangels gar nicht in der Schule ankommen und steht auch nicht genau einzelnen Klassen zur Verfügung, sondern wird von der Schulleitung übergreifend verteilt.

Hinzu kommt allgemeiner Lehrermangel, sodass nicht einmal für den regulären Unterricht in der Klasse die notwendigen Stunden zur Verfügung gestellt werden. Um dies überhaupt auffangen zu können werden Quer- und SEiteneinsteiger, Referendare oder Vertretungskräfte mit und ohne pädagogischer Ausbildung in den Unterricht gestellt. Diese müssen sich zunächst überhaupt um den Unterricht, das Geschehen in der Klasse etc. kümmern und einarbeiten.

Im Vertretungsfall bedeutet dies auch, dass die Lehrkräfte an der Schule den Unterricht für die Vertretung vorbereiten müssen. Da ist es denkbar, dass erarbeitete Aufgaben nicht zeitnah nachgesehen werden, da die Lehrkräfte dies zusätzlich zu den anderen, ohnehin schon zu vielen, Aufgaben übernehmen sollen.

Das alles ist aber unabhängig von eingesetzten Methoden oder Lehrwerken, der Unterricht und die Förderung erhalten in diesen Fällen nie die notwendige Unterstützung, die sinnvoll wäre.

Ich kann mich nur auf NRW beziehen. Aber ich finde es gruselig, dass immer mehr Förderschulen geschlossen und die Kinder auf Regelschulen verteilt werden. 

Momentan glaube ich, dass besonders die Kinder gut lernen können, deren Eltern sich die Zeit nehmen, nachmittags noch einmal den Stoff zu wiederholen, Vokabeln abfragen und Unverstandenes wiederholen. Ich sehe, wie viel Unterricht ausfällt. Und die meisten Grundschüler sind in der "Stillarbeit" nicht allzu motiviert. Die überfüllten, lauten Hortgruppen machen konzentriertes Arbeiten oft unmöglich. Und abends ist die Luft zum Lernen raus.

Ich glaube, wir steuern mit dem Lehrermangel auf eine mittlere Katastrophe zu. An wie vielen Schulen geht es mittlerweile um Schadensbegrenzung.

Der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz hat auch schon für einen enormen Erziehermangel gesorgt. Und wenn ich sehe, was für "Bildungsorte" bereits den Kleinsten zugemutet werden, wird mir schlecht.

Es sollte auch kein Vorwurf sein, dass viele Arbeiten liegen unkorrigiert bleiben. Schlimm finde ich es trotzdem.

Damals war ich gegen "home-schooling". Mittlerweile wäre ich dafür.

Weißt du, ob in dieser Situation Lehrer auch Überlastungsanzeigen schreiben?

"Weißt du, ob in dieser Situation Lehrer auch Überlastungsanzeigen schreiben?"

Ja, weiß ich.

Schon vor Jahren.