Ja, wir werden ständig mit neuen Erkenntnissen konfrontiert, die tendenziell vorläufigen Charakter haben.

Dennoch finde ich, dass sich einige Erkenntnisse als eingermaßen belastbar herausgestellt haben. Und diese Erkenntnisse haben praktische Bedeutung.

Da ist zum einen, dass die Ansteckungsgefahr an der freien Luft eher gering ist, wobei für viele praktische Situationen hinzukommt, dass für eine Ansteckung selbst im Nahbereich eine Mindestkontaktdauer erforderlich ist. Auch wenn man die benannten 15 Minuten nicht wörtlich nimmt, bedeutet das, dass die i.d.R. flüchtigen Kontakte beim Vorbeigehen/-fahrradfahren nicht besorgniserregend sind, auch wenn die Abstandsregel missachtet wird.
Mit Abstrichen gilt das auch in Geschäften, sofern nicht ein dichtes Gedränge im ganzen Laden herrscht. 

Es deutet vieles darauf hin, dass die Maskenpflicht einen größeren Nutzen hat als ursprünglich angenommen.

Kinder haben i.d.R. einen günstigen Verlauf bei Infektionen, und ähnliches gilt wohl für das Ansteckungsverhalten. In Island und in Schweden wurden die Schulen für jüngere Schüler nicht geschlossen, und seit geraumer Zeit sind sie auch in Norwegen und Dänemark wieder geöffnet. Nirgendwo hat das zu einem Hotspot geführt, auch nicht in Schweden mit seinen fragwürdigen Maßnahmen.

Längere Aufenthalte mit vielen Personen in geschlossenen Räumen sind problematisch, selbst wenn das Abstandsgebot eingehalten wird. Als Grenzwert werden 2 Stunden angenommen.

Ich denke, das sind Erkenntnisse, die ziemlich umfassend unser persönliches Verhalten steuern können. Sie können auch wesentlich in die Wahl der Maßnahmen einfließen, die im Falle einer zweiten Welle zu treffen sind. 

Bezüglich Herdenimmunität:
Der Beginn dieses Forums war ziemlich früh. In Großbritannien hat man damals wohl noch Herdenimmunität angestrebt. Inzwischen ist das aktive Streben nach Herdenimmunität aber wohl nirgendwo mehr relevant. Schulöffnungen führen tendenziell zu einer größeren Durchseuchung in der Bevölkerung, aber das wird wohl eher als akzeptabler Kollateralschaden angesehen - akzeptabel, solange es keine bedenkenswerten negativen Erfahrungen gibt.

Aus irgeneinem Grund kann ich keinen neuen Beitrag erstellen. Daher an dieser Stelle:

https://www.openpetition.de/petition/online/gesundheitsschutz-fuer-kinder-und-beschaeftigte-an-schulen-statt-unkalkulierbares-risiko

eigentlich sehe ich 4Teachers eher als Diskussionsplattform und nicht als Medium zum Bewerben von Petitionen.

Mit der Herdenimmunität wird es wohl nichts mehr, nur wenige junge Leute sind vermutlich dem Corona-Virus ausgesetzt worden. In unserer Gegend gibt es auch keine neuen Kranken mehr, wir folgen halt den Hygiene-Einschränkungen, weil wir müssen und brave Deutsche sind und weil es eben doch sein könnte, dass ....

Marie-Sophie2: das Risiko ist durchaus kalkulierbar, mittels normaler Stochastik, wie wir sie unseren Schülern gerne beibringen möchten, wenn wir sie öfter sehen könnten.

Rechne doch mal: in unserem Kreis gibt es 75000 Einwohner und 137 Infektionen, davon 129 genesen. Angenommen, die Zahl der unentdeckten Virusträger ist doppelt so groß. Mit welcher Wahrscheinlichkeit trifft man einen Virusträger, wenn man täglich 50 Menschen begegnet? Falls eine Ansteckung in 30% aller Begegnungen erfolgt, wie wahrscheinlich ist eine Infektion?

Die Nettiquette habe ich gelesen. Wenn ich nichts übersehen habe, ist es nicht verboten, auf eine Petition aufmerksam zu machen. (Falls es doch verboten ist, bitte ich die Moderation diesen Link zu löschen.)

Dein Rechenbeispiel finde ich schief. Schließlich begann auch die Katastrophe in Deutschland mit zwei Infizierten in Bayern. Oder einem infizierten Paar in Heinsberg.

Es dürfte auch einen Unterschied darstellen WO die Begegnung mit den Infizierten stattfindet. Im Supermarkt, mit Maskenpflicht, wo man sich verhältnismäßig kurz begegnet - wenn überhaupt? Oder in einem Klassenzimmer, welches bereits vor Corona als massiv beengt empfunden wurde? Im Supermarkt bin ich eine knappe Viertelstunde. Selbst bei meiner Hausärztin bin ich max. 10 Minuten. Im Klassenzimmer ist kein Abstand möglich.

Die Schulen können doch nicht ewig geschlossen bleiben oder im Krampfmodus verharren.

Die aktuelle Infektionssituation ist gut, wenn auch nicht perfekt. Bei ernsthaften Problemen, falls sie denn auftreten sollten, werden die Schulen sicher wieder geschlossen.

Es ist einfach, Bedenken zu äußern. Was es aber braucht, sind Wege aus dem Schlamassel. Ganz ohne Risiko geht das nicht. Natürlich steht es jedem frei, das als nicht akzeptabel zu betrachten, nur sollte man sich dann die Frage stellen, wie es denn weitergehen soll. Etwa warten, bis das Virus einmal total bekämpft sein sollte?

Ich würde die Schulpflicht aussetzen. Zumindest die Grundschüler die ich so kenne, profitieren eher vom Eins  -zu - Eins Unterricht. 

Hier werden aktuell gerade wegen Infektionsfällen wieder immer mehr Schulen / Klassen unter Quarantäne gestellt. Und das dürfte erst der Anfang sein.

wie lange? Bzw. unter welchen Voraussetzungen geht es dann 'normal' weiter?

Ich kümmere mich in der Schule um die leistungsschwächeren Schüler. Da kenne ich reichlich Kinder, die zu Hause schlechte oder gar keine Unterstützung haben.

@ marie-sophie2

"Mittlerweile wurden Schulen und Kitas in Gütersloh bis zu den Sommerferien geschlossen, um den Infektionsherd in den Griff zu bekommen, erklärte der Kreis. Unter den Infizierten befänden sich demnach zahlreiche Mütter und Väter schulpflichtiger Kinder. Die Schließung trete bereits mit Donnerstag, dem 18.06.2020 in Kraft" https://www.kleinezeitung.at/international/corona/5827294/Schulen-geschlossen_400-neue-Faelle-bei-Fleischkonzern-in-Deutschland

Liest man diese Zeilen, kann ich dich gut verstehen!

@halb27

Außergewöhnliche Ereignisse verlangen außergewöhnliche Lösungen. Gesundheit geht – meiner Meinung nach – vor alle anderen Interessen!

Ich weiß ja nicht, ob du regulär an einer Schule unterrichtest.

Du könntest doch mit entsprechender Genehmigung an einem neutralen (entsprechend adaptierten) Ort mit den lernschwächeren Schülerinnen und Schülern arbeiten. Voraussetzung: negative Tests von allen Beteiligten, also Schülern und dir. So wären ihnen geholfen und die Schulen könnten wirklich geschlossen halten.

Das ist für mich eine Möglichkeit, die ich in den letzten Jahren für die Einzel-Unterstützung genutzt habe. Aber ich trage ja nur einen kleinen Teil zum schulischen Gelingen bei, das hat also wenig mit der aktuellen Problematik zu tun. Auch meine punktuelle Hilfe ist nicht möglich, denn ich bin m Urlaub auf Usedom. Der Grundschulstart in NRW hat mich überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet. Macht für mich keinen Sinn so kurz vor den Sommerferien. Da passiert jetzt nicht viel, und das Wenige vergessen die Kids weitgehend in den Ferien.

Und: ja, natürlich ist Gesundheit ein sehr hohes Gut. Das entbindet aber nicht von einer Vorstellung, wie es denn weitergehen soll. Mit nur Nein-Sagen kann es ja auf Dauer nicht getan sein.

Mit einer Kein-Risiko-Haltung hätten wir immer noch den Lockdown mit seinen massiven Maßnahmen-Schäden. Tatsächlich hat das Abgehen vom Lockdown die Verbesserung des Infektionsgeschehens nicht behindert. Der heutige Situationsbericht des RKI zeigt, dass das allgemeine Infektionsgeschehen sich von Woche zu Woche stetig verbessert hat, auch vorige Woche. An dieser Entwicklung haben die unschönen lokalen Hot Spots nichts geändert, wie wir sie gerade in Form eines besonders spektakulären Falls erleben.

Die Aufhebung des Lockdowns war natürlich mit einem Risiko verbunden, genauso wie es jetzt die Schulöffnungen sind. Ohne Restrisiko geht es nun mal nicht, wenn wir nicht im Koma verbleiben wollen. Und seien wir froh über das Erreichte, welches das Restrisiko beschränkt hält.

Und damit wären wir wieder bei meiner Frage, die Du bislang nicht beantworten konntest:

Was machst Du eigentlich mit den Eltern, die aufgrund eines, vorsichtig ausgedrückt, sehr konservativen Frauenbildes, das sich mit dem unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung in keinster Weise in Übereinstimmung bringen läßt, ihre Tochter ebenfalls Zuhause "unterrichten" (heißt, auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter in einer arrangierten Ehe reduzieren)?

Wir haben hier eine freiheitlich-demokratische Grundordnung, in deren (weiten) Rahmen wir uns verwirklichen können; ein paar Pflichten gibt es allerdings, wie eben die Schulpflicht - und das ist auch gut so!

LG  

Hesse