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Forum: "Schule - Vermittler eines falschen Unternehmerbildes ?"
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| @bakunix | | von: emiliach
erstellt: 04.10.2008 11:30:55 |
Da braucht sich doch kein Unternehmer beschweren! Doch die können anscheinend nie genug kriegen. Womit das Wesen des freien Unternehmertums hinreichend beschrieben wäre.
Von dieser einseitigen Betrachtungsweise, die in keiner Weise IRGENDEINEM Weiterkommen dienlich sein kann, wende ich mich Grausen ab und lieber konstruktiveren Beiträgen zu. |
| @Ishaa | | von: emiliach
erstellt: 04.10.2008 11:53:13 |
Und damit stellt sich doch gleichzeitig die Frage, wer (außer Unternehmern) den Schülern denn dieses Wissen nahe bringen soll.
Ganz einfach, liebe Ishaa: Es könnten Leute machen, die genau dieses eben studiert haben und über eine ausreichende praktische Erfahrung verfügen.
Praktische Erfahrung deswegen, weil es neben der Vermittlung des relevanten Basiswissens eben vor allem darauf ankommt, zu beleuchten, warum und mit welchen Konzepten bestimmte Unternehmen Erfolg haben. Nicht selten sind nämlich auch Firmen dabei, denen bei Gründung äußerst schlechte Prognosen gestellt wurden und die heute zu weltweit führenden Konzernen aufgestiegen sind. IKEA ist hierfür ein schönes Beispiel. Niemand hätte damals gedacht, dass das Konzept des "Möbel-selbst-Aufbauens" in Deutschland angenommen würde. Wie sehr IKEA jedoch damit ins Schwarze getroffen hatte, ist ja hinreichend bekannt.
Diesbezüglich finde ich es sehr schade, dass die Schulen oftmals doch mehr Wert darauf legen, dass die Vermittlung dieses Wissens fast ausschließlich von "studierten Lehrern" zu erfolgen hat, anstelle auch mal "Lehrkräfte" hinzuzunehmen, die in diesen Sachen einfach kompetenter sind. |
| @vobiscum | | von: emiliach
erstellt: 04.10.2008 20:26:44 geändert: 04.10.2008 20:28:11 |
Sicher ist es so, dass auch vermeintliche "Wirtschafts-Profis" nicht immer automatisch auch in der Lage sind, Wirtschaftswissen spannend zu vermitteln. Hinzu kommt erschwerend, dass gerade die Grundlagen ziemlich trocken sind, angefangen von der Darstellung der Kreisläufe bis hin zum Rechnungswesen (Buchführung, etc.). Aber auch hier gibt es Möglichkeiten, diese Grundlagen einigermaßen spannend rüberzubringen, was jedoch eindeutig am Engagement der jeweiligen Lehrkraft liegt, egal ob jetzt Lehrer oder nicht Lehrer.
Wenn man dies dann aber erfolgreich hinter sich gebracht hat, fangen die spannenden Prozesse doch eigentlich erst an. Hier tauchen doch unglaublich viele Aspekte auf, unter denen Wirtschaft beleuchtet werden kann. Z.B.: Welche Marketingstrategie wende ich an, wie finanziere ich, an welchen Kundenkreis will ich mich wenden, wo sind ggf. Marktlücken, usw. usf.
Und bei dieser zweiten Stufe bin ich davon überzeugt, dass ein "Praktiker" hier sehr viel mehr leisten kann, als ein "Nur-Lehrer", da dem "Nur-Lehrer" einfach die Erfahrung fehlt, wie sich z.B. Fehlplanungen unmittelbar und sofort auf die Weiterentwicklung eines Unternehmens auswirken können, ggf. auch dessen Untergang sehr schnell herbeiführen können.
Ich habe vor meiner Dozententätigkeit jahrelang in verschiedenen großen und mittelgroßen Unternehmen gearbeitet und bin sehr froh, dass ich die Vermittlung der Fachtheorie meistens mit nachvollziehbaren Beispielen aus der Praxis "unterfüttern" kann.
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| ... | | von: vobiscum
erstellt: 05.10.2008 06:28:11 geändert: 12.10.2008 10:10:20 |
Also neulich berichtete der Gymnasialdirektor stolz über den Erfolg des Unterrichtsbesuches eines Personalmanangers in seiner Schule: "Jetzt glauben die Schüler uns Lehrern auch mehr, dass es wichtig ist, beim Vorstellungsgespräch eine Krawatte zu tragen." (Bericht im Handelsblatt). Nun gut, bin überrascht und finde das niedlich, möchte das als ehrliches Argument gelten lassen ! (Ironie) Aber im Übrigen:
Natürlich kann man jetzt weiterhin Argumente finden, die den Wirtschaftsstandort des Artikel-Autors einnehmen, erläutern, verteidigen. Mir selbst war aber vielmehr an einer pädagogisch-kritischen Betrachtung / Bewertung des für mich erstaunlich selbstherrlichen und ideologisch-offensiven Beitrags gelegen: kritisch-argumentative Emanzipation statt grundlegend zustimmender Flankenschutz. Anschaulich ausgedrückt: wenn mein humanistisch-sozialer Instinkt mir rät, versuche erst nachzudenken, Gefahren abzuschätzen oder gar zu bremsen, dann laufe ich im Zug nicht noch nach vorne zum Heizer, um mit Kohlen in den Ofen zu schüppen. In diesem Sinne Danke an Bakunix für die klare Stellungnahme. |
| @emeliach | | von: bakunix
erstellt: 05.10.2008 11:26:19 |
Je mehr Du schreibst, desto intensiver stellt sich mir die Frage: Weshalb soll in der Schule Betriebswirtschaft gelehrt werden? Ich sehe darin keinen Sinn.
Wenn schon Wirtschaft: dann Volkswirtschaft! Hier könnten zumindest die kapitalistischen Zusammenhänge herausgearbeitet werden, damit sich die Schüler bewusst werden, in welcher Konsumwelt sie leben, welcher Stellenwert ihnen zugemessen wird in diesem System. Es könnte mit ihnen diskutiert werden, weshalb der Bürger nicht mehr der Mensch ist, um den sich das Leben dreht, sondern der Kostenfaktor, das Humankapital oder das Weichziel, von dem die Militärs sprechen.
Das wäre eine ureigene Aufgabe der Lehrerschaft. Ein Räsonieren darüber, ob betriebswirtschaftliche Praktiker in den Unterricht kommen, um über innerbetriebliche Optimierungsstrategien zu dozieren (Freisetzungen von Mitarbeitern, um den betriebswirtschaftlichen Jargon aufzunehmen), ist nichts anderes als neoliberales Denken ohne Reflexion auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge in den Unterricht zu implantieren. |
| @bakunix + Vobiscum | | von: emiliach
erstellt: 05.10.2008 13:23:21 geändert: 05.10.2008 13:28:26 |
Der Sinn für Wirtschaftsunterricht könnte z.B. darin bestehen, zunächst einmal die kleinste Wirtschaftseinheit, nämlich den privaten Haushalt, zu beleuchten. Offenbar scheinen hier massive Wissenslücken zu bestehen, ansonsten erklärt es sich mir nicht, dass in Deutschland Millionen von Haushalten überschuldet sind.
Allgemein halte ich es zudem für wichtig, zu wissen, wie gewisse Mechanismen in der Wirtschaft funktionieren können, nicht nur, um sie ggf. selbt anzuwenden sondern auch, um sie zu erkennen und um sich vor möglichen Auswirkungen selbst zu schützen. Bsp.: Manipulation in der Werbung: Hier wird mit psychologischen Tricks gearbeitet, dass es nur so kracht. Auch das ist Wirtschaft und je mehr ich darüber weiß, umso mehr durchblicke ich, was da mit mir geschehen soll.
Ich könnte derlei noch viele Beispiele aufzählen, die aufzeigen, dass es Sinn macht, über ein fundiertes Grundwissen in Sachen Wirtschaft zu verfügen, aber mir scheint, dass es hier vordringlich darum geht, die Debatte dahin zu lenken, dass die Vermittlung von Wirtschaftswissen grundsätzlich abzulehnen ist.
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