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Forum: "Bildungspaket"
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| Situation in der Kita | | von: klexel
erstellt: 25.05.2011 20:07:11 geändert: 25.05.2011 20:07:37 |
Irgendwie ist ja Kita mit Schule vergleichbar.
Heute in der Zeitung (Nds, Hannoversche Allgemeine)
Bürokratie statt Bildung
Die Träger der Kindertagesstätten in Hannover schlagen Alarm: Das Bildungspaket des Bundes, das Kindern aus armen Familien mehr Teilhabe ermöglichen soll, löst großen bürokratischen Aufwand aus. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) geht davon aus, dass sie zusätzliches Verwaltungspersonal einstellen muss. Ein Hauptproblem liegt offenbar darin, dass die Betroffenen das Geld für Mittagessen, Ausflüge oder Nachhilfe selbst einzeln beantragen müssen und dafür oft Hilfe benötigen. Die Kita-Träger rechnen außerdem damit, dass monatliche Abrechnungen deutlich aufwändiger werden. Die AWO veranschlagt dafür 20 bis 30 Minuten pro Kind und Monat. „Diese Riesenverwaltung kostet am Ende mehr als das ganze Essen“, sagt Burkhard Teuber, Geschäftsführer der AWO Region Hannover. In Kitas zum Beispiel im Sahlkamp oder am Mühlenberg, wo zahlreiche Familien staatliche Leistungen beziehen, würden sich die Kita-Leiterinnen bald vor allem mit der Rechnungskontrolle beschäftigen, schätzt Teuber. „Es darf auch nicht sein, dass Eltern abgeschreckt werden und Geld für die Kinder verfallen lassen.“ „Hochkompliziert, undurchsichtig und schlecht vorbereitet“ sei das Bildungspaket, urteilt Uta Funke, Kita-Fachberaterin des Stadtkirchenverbandes. „Unsere Mitarbeiter haben die meisten Informationen aus der Zeitung bekommen.“ Die betroffenen Eltern seien oft sehr schlecht informiert und bräuchten Hilfe bei den Anträgen. Birgit Núnez Castro kennt das aus eigener Anschauung. Sie leitet die Kita der evangelischen Bonhoeffer-Gemeinde am Mühlenberg. „Unsere Eltern sprechen kaum Deutsch. Eigentlich ist es unmöglich, ihnen das Verfahren zu erklären. Sie vertrauen uns einfach, wenn wir ihnen ein Formular in die Hand drücken.“ Und so hat Núnez Castro vergangene Woche für einen Tagesausflug zum Abschied für die angehenden Schulkinder Geld eingesammelt und gleichzeitig allen Eltern einen ausgefüllten Zuschussantrag gegeben. „Viele gehen aber auch damit nicht los, weil sie sich nicht trauen und sich nicht wieder dieser Bürokratie aussetzen wollen.“ Die Eltern zahlen Beträge dann weiter selbst – oder schicken das Kind nicht mit auf den Ausflug oder in den Schwimmkursus. Genau dies sollte das Bildungspaket verhindern. Die Kita-Leiterin weiß noch nicht, ob Eltern nun Geld für den Ausflug beantragt haben und ob dieses Geld auf dem Konto der Kita landet, die den Beitrag ja schon von den Eltern kassiert hat. „Wenn wir die Erstattung bekommen, ist hoffentlich der Name des Kindes vermerkt.“ In der Bonhoeffer-Kita sind fast alle 87 Kinder von den Kitabeiträgen befreit. Die Eltern von 34 Kindern sind so arm, dass sie nicht einmal das Essensgeld von 30 Euro pro Monat zahlen. Der Härtefallfonds der Stadt springt bisher für sie ein. Spätestens ab August sollen diese Eltern zunächst einen Zuschuss aus dem Bildungspaket beantragen. Für Kinder in der Kita dürfte sich dieser Zuschuss in Hannover auf zehn Euro belaufen, denn bei 20 Mahlzeiten pro Monat und einem erwarteten Eigenanteil von einem Euro pro Mahlzeit müssen die Eltern 20 Euro selbst bezahlen. Für besonders Bedürftige kommt dann wieder der Härtefallfonds zum Zuge. Wie die Abrechnung des Essensgeldes für die anderen Hilfeempfänger erfolgt, ist Kita-Leiterin Birgit Núnez Castro ebenfalls noch nicht klar. Denn wenn die Eltern nach mehreren Gängen zwischen Jobcenter und Kita den Zuschuss endlich bewilligt bekommen haben, braucht Núnez Castro dafür eine Bestätigung. „Von diesen Eltern kassiere ich in Zukunft nur noch 20 Euro. Solange aber nichts feststeht, möchte ich 30 Euro bekommen.“ Auch die Caritas betreibt Kitas, in denen fast alle Kinder von Sozialleistungen leben. „Wenn davon nur die Hälfte der Eltern Hilfe bei den Anträgen braucht, ist das kaum zu leisten“, sagt Thea Heusler, Abteilungsleiterin Kinder und Familie. Auch sie spricht von einem erheblichen Verwaltungsaufwand allein schon für das Essensgeld. Ein Teil des Geldes kassiert die Caritas weiterhin von den Familien. Für die restlichen zehn Euro muss der Gutschein, den die Eltern abgegeben haben, erfasst und als Forderung eingebucht werden. Dann wird eine Rechnung an die Region gestellt und mit dem kopierten Gutschein verschickt. Die Mitarbeiter müssen den Zahlungseingang verfolgen und die Forderung wieder ausbuchen. „Und die Abrechnung verursacht ja auch der Region Arbeit.“
25.05.2011 / HAZ Seite 13 Ressort: HANN |
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