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Forum: "Anstrengungsbereitschaft und Frustrationstoleranz bei Schülern"
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 | @rolf |  | von: rhauda

erstellt: 10.02.2007 12:19:12 geändert: 10.02.2007 12:21:23 |
aber sicher sind die Schüler heute unkritischer! Der Grund liegt darin, dass sie kaum noch lesen oder mit der erstbesten Info zufrieden sind, die sie auf einer Internetseite finden.
Wenn du mit "kritischer" aber "mauliger, meckeriger" meinst, dann kann ich dir zustimmen.
Ein Beispiel: ich mache seit Jahren am Ende der 10.Klasse in Englisch eine Einheit über die Todesstrafe in den USA.
Neben Sachinformationen sind einige Materialien, die ich zur Verfügung stelle, teilweise stark subjektiv und unterstützen die Pro oder Contra-Seite mit teilweise haarsträubenden Argumenten.
Obwohl die Schüler/innen sehr an dem Thema interessiert sind, wird es für die Kinder von Jahr zu Jahr schwieriger, die verschiedenen Argumente sachlich einzuordnen, Gegenpositionen zu finden, Unsachlichkeiten zu erkennnen. Da wird unkritisch einfach etwas übernommen, eswird nicht nachgeprüft, nicht nachgedacht.
"Kritisch" bedeutet, etwas sachlich zu bewerten. Was ich allerdings erlebe, ist eher ein generelle Rumkritteln ohne andere Argumente als ein "oaaah...näääääää." |
 | Hallo |  | von: n8wandler

erstellt: 10.02.2007 13:24:12 geändert: 10.02.2007 13:25:42 |
hier Erde, hallo an Märchenplanet Rolf.
Thema des Forums war Frustrationstoleranz. Mal davon abgesehen, ob wir lenken, unterrichten, oder wie du anbieten und begleiten. Kinder früherer GEnerationen oder auch unserer konnten zum großen Teil mit Problemen umgehen, sie angehen und sie lösen, sich mit ihnen auseinandersetzen. Der konsens der Kollegen in diesem Forum ist, dass wir in einem großen Teil auf Kinder und Jugendliche treffen, die Schwierigkeiten aus dem Wege gehen, die sofort die Schuld bei Eltern Mitschülern und Lehrern sehen (und darin von ihren Eltern bestens unterstützt werden), die schon vor der kleinsten Aufgabenstellung resignieren. Das haben nicht nur Lehrer "verzapft". Sie (die Kinder) erfahren rechtzeitig, dass Schmutz dreckig macht, aber aus dem Mund der Eltern, nicht aus eigener Erfahrung, das der Streit der Eltern laut sein muss, nicht lösbar, das die Herdplatte heiß ist und man deshalb als Kind nicht kochen darf und nicht einfach nur etwas vorsichtig sein muss. Sie "erfahren" von ihren Eltern vieles aus zweiter Hand und nicht selber. Meine recht subjektive Erfahrung auf dem Planeten Erde, auf dem Kinder mit Husten sofort zum Arzt müssen, keine 500m laufen dürfen sondern abgeholt werden. |
 | Ein Beispiel |  | von: meike

erstellt: 10.02.2007 13:39:26 |
Ich habe das Referendariat an einer Schule gemacht, die als Schwerpunkt das Kooperative Lernen hatte.
Dort habe ich viel über selbstentdeckendes, selbstbestimmtes Lernen gelernt.
Nun bin ich im 3. Jahr an einem Berufskolleg.
In einer meiner Erzieherinnenklassen (Jg. 12, alle haben Fachabitur) haben wir auf Wunsch der gesamten Klasse eine Projektphase durchgeführt.
Die Schülerinnen konnten sich frei ein Thema wählen, die Präsentationsart frei wählen und hatten die Möglichkeit, während der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit an Orte zu gehen, an denen sie gut arbeiten konnten.
Auf Wunsch habe ich Materialien und Infos bereitgestellt.
Ich habe mit zwei von sechs Gruppen stundenlang diskutiert und ggf. Hintergründe erklärt. Diese beiden Gruppen haben mich mit thematischen Fragen bombadiert, wollten alles ganz genau wissen. Bei diesen beiden Gruppen ist mir auch aufgefallen, dass sie mir ihre Sichtweise und auch ihr Erlerntes zeigen wollten. Sie waren stolz auf ihre Ergebnisse.
Diese beiden Gruppen haben eine Präsentation hingelegt, die spitze war! Hier hat man gesehen, wie viel intrinsische Motivation doch bewegen kann.
Die anderen vier Gruppen haben "Dienst nach Vorschrift" gemacht. Die Themenwahl war einseitig, stellenweise haben sie einfach nur aus wikipedia abgeschrieben. Obwohl alle Schülerinnen keinen klassischen Unterricht wollten, wurde mir aus diesen vier Gruppen rückgemeldet, Frontalunterricht sei besser. Da würde man Blätter kriegen, einen klaren Arbeitsauftrag haben und der Umfang der Arbeit wäre klar umrissen. Sie empfanden es als schwierig, ein Thema zu wählen, einzugrenzen und zu bearbeiten.
Dazu muss gesagt werden, dass dies an unserer Schule von Anfang an angeboten wird, die Klasse im freien Arbeiten also geübt ist.
Wie soll man denn damit umgehen, wenn man von Schülern gesagt bekommt, das eigenverantwortliche Arbeiten sei anstrengend und man würde lieber Klausuren schreiben, da man dafür nur kürzer lernen müsste? Mir wurde letzte Woche auch gesagt, der Arbeitsaufwand für eine Klausur sei viel kleiner.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass Schüler im Unterricht totgekuschelt werden.
Und ich frage mich immer noch, worin die Ursachen für diese geringe Frustrationstoleranz liegen. Denn darum ging es in diesem Forum. |
 | Sind denn alle Kinder gleich? |  | von: hugo11

erstellt: 10.02.2007 13:44:55 |
Es wird immer von den Kindern gesprochen. Es mag sicher Kinder geben, die so sind wie sie hier beschrieben werden. Es gibt aber sicherlich Kinder, die durchaus ihren Schulweg alleine meistern können und nicht bei jedem kleinen Schnupfen zum Arzt müssen. Viele Lehrer haben ein ungeheuerliches Schubladendenken. Da werden Meinungen über das Elterhaus der Kinder kundgetan, dass man sich nur wundert. Meinen den die Lehrer, dass sie sich tatsächlich ein richtiges Bild über jedes Elterhaus machen können - wohl kaum. Ich sehe es ein, dass es frustrierend ist, wenn Kinder den toll vorbereiteten Unterricht nicht so annehmen, wie es der Lehrer erwartet. Aber wo bleibt denn hier die Frustrationstoleranz der Lehrer? Die Lehrer sind die Erwachsenen mit Erfahrung, nicht die Schüler. Vielleicht war der Unterricht doch nicht so toll? Ein wenig Selbstkritik von seitens der Lehrer würde manchmal auch nicht schaden. Es gibt bestimmt Schultage, da haben die Schüler bereits fünf Stunden Gruppenarbeit, Referate, Schulaufgaben, etc, hinter sich gebracht und haben in der letzten Stunde keine Lust mehr auf Mitarbeit. Sie wollen nur noch im Klassenzimmer sitzen und den Worten der Lehrer lauschen. Vielleicht geht auch noch ein kleiner Hefteintrag. Ich kann mich an meine Schulzeit noch erinnern und mir ging es gelegentlich so. |
 | @hugo11 |  | von: n8wandler

erstellt: 10.02.2007 13:55:43 geändert: 10.02.2007 13:56:00 |
ich sprach nicht von allen kindern, aber willst du abstreiten, dass es solche Beispiele gibt. Wenn meine Frustrationstoleranz so gering wäre, hätte ich aufgesteckt und würde nicht täglich meine Arbeit überdenken und nach neuen Ideen für meine Schüler suchen. Feedback meiner Schüler und Eltern ist, "wo nehemn sie nur die Ruhe her?"... Soviel dazu. Aber darf man sich nicht Gedanken darüber machen, das viele Kinder entweder verwahrllosen oder überbehütet werden. Je nach Einzugsgebiet recht unterschiedlich. Mit diesen Gedanken stelle ich nicht in Frage, dass Schule sich Gedanken machen muss, aber bitte doch nicht nur Schule. Dann haben wir eine einseitige Suche nach Schuldigen und die Hilft nicht. Wenn du , hug, meine Beiträge liest, würdest du merken, dass ich in viele Richtungen denke, aber nicht solche wirklich nur einfachen Lösungen eines Rolf akzeptiere. Er übergeht Erfaahrungen anderer und antwortet nur in Parolen. |
 | @rolf |  | von: n8wandler

erstellt: 10.02.2007 15:01:43 geändert: 10.02.2007 15:02:24 |
nicht von uns gegenüberliegende Meinung, von dir, denn wenn man dich ließt, ist nur deine Arbeit richtig, das ist es was mich stört, nicht deine wirklich tolle Arbeit, die ich schätze, aber du kommst nicht glaubhaft rüber, weil nur deine Meinung für dich zählt.
@hugo: ... seine Aufgaben waren anstrengend, aber schnörkellos ... das lassen wir mal so stehen, danke |
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