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Forum: "Schule - Vermittler eines falschen Unternehmerbildes ?"
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| @ emiliach | | von: bakunix
erstellt: 13.10.2008 11:19:40 |
Auch bei nochmaligem Nachprüfen, konnte ich nicht feststellen, Dich falsch zitiert zu haben.
"Tatsache ist, dass sich heutzutage quasi niemand mehr auf einen sicheren Job verlassen kann und jeder Heranwachsende gut beraten ist, wenn er durchaus auch ins Auge fasst, mit welchem Können er sich ggf. mal selbst am Markt positionieren könnte."
Dieses Zitat habe ich Deinem Beitrag vom 12.10.08 entnommen und dieses mit Anführungszeichen gekennzeichnet. Andere Zitierweisen kenne ich nicht.
Gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, meinen letzten Satz meines vorherigen Beitrags, diese Leute sollten jetzt in der Schule das Denken des Unternehmers lernen, um sich von ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien, durch ein weiteres Zitat von Dir zu belegen: "ABER: Was ist dagegen einzuwenden, z.B. mal "Unternehmer" zu spielen, mal Ideen zu beleuchten und ggf. Marktlücken zu finden?" |
| Champagnerlaune | | von: bakunix
erstellt: 13.10.2008 11:55:37 |
Für alle, die den Kapitalisten gerne die Füße küssen, zwei Zitate:
„Die Finanzkrise hat die Banken fest im Griff: Weltweit müssen die Staaten immer mehr Institute mit Milliarden-Rettungspaketen vor dem Aus bewahren. Doch selbst das bringt die betroffenen Unternehmen offenbar nicht dazu, liebgewordene Gewohnheiten, wie teure Partys oder Luxusreisen für Topmanager, zu überdenken. So feierten erst kurz nach der verzweifelten Rettungsaktionen des belgischen Staates die betroffenen Banken Dexia und Fortis teure Partys in Monaco. Der Champagner floss in Strömen.“
„Auch in den USA sorgte ein ähnlich gelagerter Fall zuletzt für Schlagzeilen: Nur wenige Tage nach der milliardenschweren staatlichen Rettungsaktion hatte der US-Versicherer AIG mehrere hunderttausend Dollar für einen Aufenthalt von Mitarbeitern in einem kalifornischen Luxusferiendomizil ausgegeben. Auf der Rechnung in Höhe von insgesamt 440.000 Dollar (324.000 Euro) standen unter anderem Wellness-Behandlungen, Golf-Trips und Galamenüs. In einem Brief an Finanzminister Henry Paulson sagte AIG-Chef Edward Libby zu, "die Kosten aller Aspekte unserer Operationen im Licht der neuen Umstände neu zu bewerten". Die Konzernführung erklärte, das "Geschäftsereignis" sei schon seit Monaten geplant gewesen.“
Nachzulesen bei:
http://wirtschaft.t-online.de/c/16/49/89/66/16498966.html |
| @bakunix | | von: emiliach
erstellt: 13.10.2008 13:13:12 geändert: 13.10.2008 13:18:12 |
Gerne nehme ich die Gelegenheit wahr, meinen letzten Satz meines vorherigen Beitrags, diese Leute sollten jetzt in der Schule das Denken des Unternehmers lernen, um sich von ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien, durch ein weiteres Zitat von Dir zu belegen: "ABER: Was ist dagegen einzuwenden, z.B. mal "Unternehmer" zu spielen, mal Ideen zu beleuchten und ggf. Marktlücken zu finden?"
Ich distanziere mich ausdrücklich davon, den von mir geschriebenen und von bakunix aus dem Zusammenhang gerissenen Satz "Was ist dagegen einzuwenden, z.B. mal "Unternehmer" zu spielen, mal Ideen zu beleuchten und ggf. Marktlücken zu finden" als Beleg dafür anzusehen, dass sich Menschen aufgrund einer vermeintlich selbstverschuldeten Unmündigkeit (Zitat bakunix) jetzt durch Unternehmerdasein von selbiger befreien sollen.
Hier findet eine Wortverdreherei, gepaart mit massiven Unterstellungen statt, die schon langsam nicht mehr feierlich ist. |
| @emilliach | | von: missmarpel93
erstellt: 13.10.2008 14:23:38 |
Nomen est omen.
emilliach bei bakunix ist der Namen halt Programm. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich mit ihm nicht einmal über die "Wirtschaft" reden könnte, auch wenn damit 'ne Kneipe gemeint ist.
Im übrigen scheint der Wirtschaftshorizont einiger Foristen stark verengt, da sie von der Finanzwirtschaft (Banken und Versicherungen) auf die Realwirtschaft schließen. Wenn in der Wirtschaft "dunkle Mächte" vermutet werden, dann wohl kaum in der Realwirtschaft, auch wenn AGs stark von den Investmentbankern gegängelt worden sind (Stichwort: Quartalsberichte).
Ferner schreien zur Zeit die am lautesten, die wegen ein paar Prozent ihr sauer Erspartes in Finanzprodukte gesteckt haben, die nicht einmal die Anlageberater verstanden hatten. Die gleichen Leute haben nämlich vor einiger Zeit noch ein müdes Lächeln über gehabt für Leute die "Bundesschätzchen", Rentenpapiere oder Inhaberschuldverschreibungen gekauft hatten.
Es wird also Zeit, dass den Schülern "Wirtschaft" näher gebracht wird, und wenn es nur der Unterschied zwischen Soll und Haben ist. Das Erstellen eines Business-Planes in der 10ten ist beileibe kein Teufelszeug. Dass die Wirtschaft als Arbeitgeber "unternehmerisch denkende" MA einstellt, sollte sich herum gesprochen haben. Zur Erläuterung, dies soll heißen im Sinne des Unternehmens bei dem man angestellt ist zu denken und zu handeln. Wirtschaften bedeutet in diesem Sinne lediglich den effizienten Umgang mit Rohstoffen, Energie, Maschinen, Kapital und der menschlichen Arbeitskraft anzustreben und keine Resourcen zu verschleudern. Das, was hier den Streitpunkt darstellt, ist der Unterschied zwischen Betriebsabrechnung und Finanzrechnung bzw. Bilanzierung. Das hat das Niveau von Ausatmen ist schädlich, da der CO2-Haushalt negativ beaufschlagt wird. |
| @missmarple | | von: emiliach
erstellt: 13.10.2008 15:04:41 |
Wirtschaften bedeutet in diesem Sinne lediglich den effizienten Umgang mit Rohstoffen, Energie, Maschinen, Kapital und der menschlichen Arbeitskraft anzustreben und keine Resourcen zu verschleudern. Das, was hier den Streitpunkt darstellt, ist der Unterschied zwischen Betriebsabrechnung und Finanzrechnung bzw. Bilanzierung. Das hat das Niveau von Ausatmen ist schädlich, da der CO2-Haushalt negativ beaufschlagt wird.
Genau so ist es, dem gibt es nichts hinzuzufügen!
Mal wieder ein toller Beitrag, der nüchtern und fundiert auf den Punkt bringt, worum es zunächst einmal geht. |
| Ich setz´noch einen drauf! | | von: lupenrein
erstellt: 13.10.2008 15:50:32 geändert: 13.10.2008 16:12:03 |
Eigentlich haben wir es mit der Möglichkeit zu tun, zwischen zwei Extremen und allen anderen Zwischenformen zu wählen:
1) alle arbeiten unkündbar als Staatsdiener und helfen mehr oder weniger solidarisch aber ohne eigene Verantwortung mit, den staats (Plan? -) -wirtschaftlichen Karren gemeinsam gaaaaanz tief in den Dreck zu ziehen. Es gibt ja Staatsknete für alle, oder? Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?
2) Alle sind selbständig, arbeiten für ihr eigenes Wohlergehen und kümmern sich einen Dreck um das, was um sie herum geschieht, solange es ihr eigenes Geschäft nicht stört.
Diese Extreme nennt man dann wohl den Unterschied zwischen Staatssozialismus und freier Marktwirtschaft.
Alle anderen Spielarten liegen irgendwo dazwischen - auch die Soziale Marktwirtschaft bundesdeutscher Prägung -.
Mir drängt sich hier im Forum der Eindruck auf, daß man um so lauter nach Alternativen zu dieser immerhin bisher erfolgreichsten Form des Wirtschaftens ruft, je sicherer und unkündbarer man selbst an der breiten Brust von "Vater Staat" gebettet ist.
Wenn mein Eindruck stimmt, ist das entweder ein wenig schizophren oder heuchlerisch, weil man mit sicherer Staatsknete gut über Alternativen reden kann - Es passiert einem ja nix! |
| Für solche, die gern noch einen draufsetzen! | | von: bakunix
erstellt: 15.10.2008 10:52:21 geändert: 15.10.2008 10:57:23 |
Auch wenn ich hier im Blog mit Namenswitzen drangsaliert wurde und mir fälschicherweise unterstellt wurde, ich hätte eine Bloggerin nicht richtig zitiert, erlaube ich mir noch einen Einwurf.
Ich sag’s mit Norbert Blüm (CDU): „Eine Wirtschaftsordnung, welche die Arbeit lediglich als Produktionsmittel behandelt, verletzt die Würde des Menschen. Das spekulative Finanzkapital umkreist den Erdball ohne Beziehung zu Wertschöpfung und realen Gütern, getrieben lediglich von spekulativem Gewinn. Die Gewinnchancen sind offenbar am größten, je mehr Arbeitnehmer entlassen werden. Eine Wirtschaftsordnung, die Entlassungen regelmäßig mit Gewinnsteigerungen prämiert, ist ein Schlag in das Gesicht jeglicher Vernunft, die sich auf Humanität beruft. Sie wird keinen Bestand haben….Der Prototyp des flexiblen Arbeitnehmers ist der Tagelöhner, immer abrufbar, aber heimatlos und einsam.“
Leider haben es sich einige angewöhnt, das Problem der Arbeitslosigkeit zu individualisieren, also so zu tun, als seien die Menschen an diesem „Schicksal“ selbst schuld und ein wenig Betriebswirtschaft könne ihnen auf die Sprünge helfen. Was zurückbleibt: Die strukturellen und ökonomischen Hintergründe werden auch mit Hilfe mancher Lehrerstammtischargumente ausgeblendet. - Das ist der Punkt, den ich kritisiere! Unterricht kann nicht daraus hinauslaufen, dass ich Wirtschaftsexperten in den Klassenraum hole, die praktische Betriebswirtschaft lehren, die angeblich zeigen können, wie man sich selbstständig macht.
Unterricht muss den derzeitigen Neoliberalismus in den Blick nehmen, der nur funktionieren kann über Egoismus, Gleichgültigkeit gegen menschliche Katastrophen, der sich nur am am ökonomischen Prinzip orientiert, das nur vordergründig positiv wirkt und dies auch nur für eine Minderheit des Menschen.
Wenn ich den Schüler/innen das Funktionieren des Systems nahebringen kann, mit ihnen die ethischen Folgen für das gedeihliche Zusammenleben in dem derzeitigen Wirtschaftssystem erörtere, habe ich sicher mehr erreicht, weil ich als Lehrer im alten Sinne des Wortes Bildung gehandelt und nicht nur betriebswirtschaftliches Wissen aufgepfropft habe.
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