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Forum: "Prof. Gunnar Heinsohn über Sozialtransfer und seine Folgen"
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| @volleythomas | | von: bakunix
erstellt: 14.02.2010 14:52:54 |
volleythomas schreibt: „Die Zornesröte treibt es mir ins Gesicht, wenn ich daran denke, dass Schulabgänger für nicht arbeiten mehr Geld bekommen als Schulabgänger, die jeden Tag arbeiten gehen. (400 € für nicht arbeiten, 250 € für eine Ausbildung zur Fotografin).“
Ein typisches Beispiel, wie die Fakten für den Stammtisch zurechtgebogen werden. Und darauf beruhen dann die Urteile. In Deutschland gibt es insgesamt 2.100 Ausbildungsstellen für Fotografen, ein Nischenlehrberuf. Im Durchschnitt der drei Jahre Ausbildungszeit erhält man 290 Euro monatlich. Das wird auch von der Bundesagentur für Arbeit als außergewöhnlich niedrig eingestuft.
Ein Schulabgänger, der keine Ausbildungsstelle erhält, bekommt keine 400 Euro für seine angebliche soziale Hängematte, sondern exakt 287 Euro. Diese werden für zu Hause lebende Kinder im Alter von 14 bis 17 Jahren gezahlt. Damit wird mit dem Fotografenbeispiel schon mal ein Gleichstand erzielt.
Die Zahlungen in den Ausbildungsberufen weichen jedoch deutlich von denen der Fotografen ab.
Das Hotel- und Gaststättengewerbe zahlt
im 1. Ausbildungsjahr 508 Euro
im 2. Ausbildungsjahr 602 Euro
im 3. Ausbildungsjahr 675 Euro
Die Eisen-, Metall- und Elektroindustrie zahlt
im 1. Ausbildungsjahr 766,04 Euro
im 2. Ausbildungsjahr 804,18 Euro
im 3. Ausbildungsjahr 860,84 Euro
im 4. Ausbildungsjahr 935,27 Euro
Wenn ich jetzt das Beispiel von volleythomas auf reale Zahlen übertrage, so steht die Hartz-IV-Regelsatz von 287 Euro einem Anfangsgehalt von 508 bzw. 766,04 Euro gegenüber.
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| @lupenrein und Adepten | | von: bakunix
erstellt: 14.02.2010 15:39:41 geändert: 14.02.2010 15:44:46 |
Lupenrein und seine Adepten haben sich auf den Zug aufgeschwungen, der seit Anfang des Jahrtausends durch die Lande rollt und mithalf, die Hartz-Gesetzgebung publizistisch vorzubereiten, also die Wende weg von der Statussicherung hin zur verminderten Existenzsicherung. Ziel war: Das Einkommen der Langzeitarbeitslosen dem der Sozialhilfeempfänger nach unten anzupassen. Dazu verbunden mit Sanktionsmöglichkeiten wie härtere Zumutbarkeitsklauseln, Kontrollen oder Leistungsentzug. Die Hartz-Gesetzgeber nennen das die ‚Aktivierung der Eigenverantwortung’. Hier liegt der Gedanke zugrunde, dass nicht die Globalisierung des Wirtschaftens und die damit verbundene Verschärfung des Konkurrenzgedankens, sondern zu hohe staatliche Leistungen die Herausbildung eines Sozialhilfeadels begünstigen würde. Deshalb, so die vermeintlich politisch korrekte Antwort, müsse der Unterschicht der Krieg erklärt werden.
Um das sich zu verbildlichen, also stammtischkompatibel zu machen, werden in Variationen folgende Szenarien entworfen: Tattoos und Piercings, dicke Kinder, Bewegungsmangel und Fehlernährung, Videotheken, Gameboy und Sky-Abonnement, Tabak, Alkohol und Lottospiel, ungezügelte Vermehrung bei Unfähigkeit zur Erziehung („Armut macht Kinder“), Unterschichtenfernsehen.
Mehrerer solcher Varianten hat lupenrein sich bedient, als er etwa den rauchenden Hartz-IV-Empfänger beschrieb, der „mal eben schlappe 120,- Euronen im Monat“ verqualmen würde.
Passend ebenfalls sein zweites Beispiel, nämlich das der verfettenden Kinder, die dann aufgrund ihres eigenen Fehlverhaltens in späteren Jahren die Krankenkassen abzocken würden, weil sie sich wegen ihres Zustands neue Gelenke auf Kosten der Allgemeinheit einsetzen ließen:
„Viele ihrer Kids nuckeln pro Tag einen 1 1/2-l-Tetrapak mit Eistee o. ä. weg.
Das sind auch mal eben knapp 20kg Zucker zusätzlich pro Jahr. Quelle: Inhaltsangaben auf der Verpackung, Rest eigene Hochrechnung auf 1 Jahr. Das daraus entstandene Körperfett bekommen sie nie mehr von den Rippen und spätestens mit 50 sind die Hüft- bzw. Kniegelenke hin. Dann gibt´s neue.“
Es ist schwer nachzuvollziehen, dass Pädagogen solchen Gedanken nachhängen.
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| @ missmarpel | | von: volleythomas
erstellt: 14.02.2010 15:45:49 |
Das Gemeine an der Situation meiner ehemaligen Schülerinnen war zudem, dass die mit dem Ausbildungsplatz jeden Tag 25km einfach zur Arbeit fahren musste (Bus) und zur Blockschule nach München, das sind nochmal etwa 100km einfach. Das alles musste sie von ihrem Gehalt bezahlen, da die Eltern das nicht stemmen konnten.
Die andere war in einem Sonderprogramm der Arbeitsagentur und hat deshalb 400€ bekommen - und alle ausgelacht, die jeden Tag arbeiten gingen. Übrigens hat die sich, nachdem das Programm abgelaufen war, schwängern lassen (der Kindsvater übrigens auch Hartz IV-Empfänger) und lebt seither ganz gut so...
Ich rede hier, falls das jemand missverstehen sollte, nicht von den Leuten, die auf das Geld wirklich angewiesen sind. Da gibt es genügend und denen gönne ich das Geld, gerne auch mehr. Ich rede nur von denen, die das System ausnutzen - und davon gibt es leider immer mehr. Und ich habe sie jeden Tag vor mir sitzen...
Th |
| @bakunix | | von: sth
erstellt: 14.02.2010 15:59:35 |
Gibt es wirklich nur schwarz und weiß, gut und böse?
Viele deiner Argumente sind schlüssig und in einigen Punkten gebe ich dir durchaus Recht. Dennoch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Sozialhilfe Sozialhilfeempfänger schafft, dass Empfänger damit prahlen, auf Kosten des Sozialstaates Karriere zu machen und so weiter. Zu einem guten Teil hängt es sicher vom eigenen Umfeld, von der Klientel in der Schule ab, welche Eindrücke überwiegen, wie man seine Meinung bildet. Neulich war in der SZ ein Artikel zu lesen, über einen Berliner Bürgermeister, der von seinen Bürgern und deren Problemen erzählte (hab' den Bezirk vergessen, war aber ein SPD-Mann, nur am Rande). Die Kernaussage war- es ist schlimmer, als alle sagen, aber keiner will es wahrhaben, wenn er nicht direkt damit zu tun hat. Ähnliche Erfahrungen mache ich selbst immer wieder.
Unglücklich ist auch, dass jetzt alles Hartz IV ist, Sozialhilfe und ALG nicht mehr von einander zu trennen sind. Man kann Menschen anhand ihres Status nicht über einen Kamm scheren.
Bitte zeigt euere Bildung jetzt hier nicht, indem ihr Kollegen mit anderen Meinungen in Schubladen steckt und über sie herfallt. |
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