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Forum: "Prof. Gunnar Heinsohn über Sozialtransfer und seine Folgen"
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| @lupenrein und Adepten zum Zweiten | | von: bakunix
erstellt: 14.02.2010 16:43:36 |
Ich sag es mal mit einem Kommentar von ntv, ein Sender, der nicht als gewerkschaftsnah gilt. Für Westerwelle oder Koch kann man getrost lupenrein und seine Adepten einsetzen:
„Wo sind denn die Massen, die ihr hartes Los unter der Knute der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gegen das Leben in Saus und Braus eintauschen wollen, für das Westerwelle und Koch das Schicksal von Langzeitarbeitslosen offenbar halten? Sicher, einige wenige Arbeitsverweigerer gibt es. Aber diese Gesellschaft kann und muss sie aushalten. Es ist ohnehin nicht genug Arbeit für alle da, besser gesagt: nicht genug Arbeit im Sinne traditioneller sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Das ist zwar nicht unbestritten. Es bleibt dennoch wahr. Hartz IV garantiert, dass Langzeitarbeitslosigkeit weiterhin als individuelles Versagen, nicht als gesellschaftliches Problem diffamiert werden kann. Für die Politik ist das eine erhebliche Entlastung: Sie kann über Regelsätze streiten statt über Problemlösungen.“
Und das wird hier in Stammtischmanier praktiziert: Langzeitarbeitslosigkeit wird als individuelles Versagen hingestellt. Als gesellschaftliches Problem, das dieses System hervorgebracht hat, wird sie ausgeblendet. Es wird personalisiert auf Teufel komm raus. Es wird von Einzelfällen auf das Ganze geschlossen. In der Philosophie wird das Induktion genannt. Schon David Hume hat gezeigt, dass es einen erfahrungserweiternden Vernunftschluss nicht geben kann. Es werden Einzelfälle herangezogen, die es geben mag, aber daraus lässt sich nicht ableiten, deswegen die Zwinge für die öffentliche Unterstützung noch mehr anzuziehen. Die Beschimpfer der Hartz-IV-Empfänger mögen mal bitte, zumindest mit einem Auge, zum oberen Rand der Gesellschaft blicken und deren Gebaren nur mal ganz kurz reflektieren (Stichworte: Hedge-Fonds, Steuerhinterziehung, Derivathandel).
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| Nachtrag | | von: sth
erstellt: 14.02.2010 17:30:28 |
@klexel: Danke, genau den meinte ich.
Der gemeinte Artikel war ein anderer, aber der Link war auch sehr interessant.
@bakunix: Wenn jemand eine andere Meinung hat gibt dir das noch lange nicht das Recht, daherzuziehen.
Schätze dich glücklich, wenn dir das Elend der Republik aus dem Weg geht; wenn du Augen und Ohren verschließen kannst, herzlichen Glückwunsch. Aber stelle nicht diejenigen in ein schlechtes Licht, die in den "Schützengräben" ihre Arbeit leisten.
Eltern gewisser Schichten werden immer Geld für Zigaretten (und je nach Religion für Alkohol) haben, geeignetes Schulmaterial schenken ihnen aber regelmäßig die Lehrer, da kein Geld dafür vorhanden ist. Daran gewöhnt man sich, auch an so manches andere. Dass man aber noch "abgewatscht" und von Kollegen für denkunfähig hingestellt wird, das ist doch bestenfalls verwunderlich.
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| solche und solche | | von: rhauda
erstellt: 14.02.2010 18:57:33 geändert: 14.02.2010 18:58:41 |
Es geht hier doch üpberhaupt nicht um diejenigen, die sich redlich bemühen, Arbeit zu bekommen oder die aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage sind, zu arbeiten und ihre Kinder zu versorgen.
Es geht um diejenigen, die arbeiten könnten und es nicht tun. Diese leute verhindern es, dass genügend Geld da ist, um die in Not Geratenen ausreichend zu versorgen.
Der Beispiele gibt es viele: die Gaststätte neben uns hat 4 Monate lang versucht, eine Küchenhilfe zu finden. Diese Küchenhilfe hätte 10 Euro brutto bekommen als ungelernte Kraft - das ist wesenlich mehr, als viele bekommen, die eine Ausbildung haben.
Zusätzlich hätte diese einzustellende Küchenhilfe noch jeden Tag dort frei essen können. Leider gab es nur Bewerber, die schwarz arbeiten wollten neben H4. auch die Bewwerber, die das Arbeitsamt geschickt hat, machten von vorherein klar, dass sie nur zur Vorstellung kamen, weil sie das müssten.
Kann mir jemand erklären, warum es hier in der Gegend so viele ähnliche Stellen gibt, die unbesetzt beliben, obwohl die Arbeitslosenquote bei 9% liegt?
Solche Beispiele gibt es nicht wenig. Wenn dort viel härter durchgegriffen würde, wäre mehr Geld für die wiklcih Bedürtigen da.
Auch ja... in der Zeitung bei uns gab es ein Interview mit einer H4-Empfängerin, die sagte, die Sätze seien viel zu niedrig. sie würde für ihr Kind allein 1300 Euro im Jahr für Kleidung brachen. War wohl als Tränenzieher gedacht, der Artikel.
WHAT??? Ich kenne kaum jemanden, der für ein KLeinkind über 100 Euro MONATLICH für Klamotten ausgibt. Ich kenne jedoch eine Menge Leute, die sehr wohl untereinander Kleidung austauschen, dmit man etwas sparen kann. Das sind dann aber auch diejenigen, bei denen nicht die Welt zusammenbricht, wenn die Waschmaschine kaputt geht oder ein Kind einen neuen Ranzen braucht. Man ist halt sparsam.
Übrigens fragt niemand danach, wie es die Familein schaffen, ihre Kinder ausreichen zu versorgen, wenn sie nur 10 Euro mehr als H4-Satz haben und dafür aber den ganzen Monat arbeiten. |
| Na, ein Mosaiksteinchen für eine Lösung wäre, | | von: lupenrein
erstellt: 14.02.2010 19:01:19 |
- für nach dem zu verabschiedenden Gesetz kein Geld für Kinder mehr zu geben.
Dann wird man feststellen, dass auch die Hartz-IV-Bezieher sehr wohl verhüten können, die bisher über eine große Kinderzahl auf ein auskömmliches Einkommen spekulierten. In den USA hat das geklappt. Die Menschen hierzulande sind auch rational denkend: gibts keine Staatsknete für Kinder ohne Gegenleistung, lassen wir es eben bei ein oder zwei bewenden
- Die Sachleistungen für die Kinder dieser Republik ausweiten:
- Hort und Kindergarten mit Verpflegung kostenlos und Pflicht, dafür
- kein Kindergeld mehr
- Das bisherige Angebot: Schulbildung für alle kostet ja auch, ist also eine Sachleistung, mithin ein geldwerter Vorteil, den alle Steuerzahler zu bezahlen haben.
- auch andere Wege versuchen; beispielsweise Mütter mit kleinen Kindern in die Horte. Die Frauen sind ja nicht arbeitsunfähig. Und niemand kann mir ernsthaft sagen wollen, das eine Transferleistung des Staates - mithin der Steuerzahler - ohne Gegenleistung erfolgen muss.
Mir fällt sicher noch eine Menge dazu ein.
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| @lupenrein und Adepten zum Dritten | | von: bakunix
erstellt: 14.02.2010 19:14:33 geändert: 14.02.2010 19:50:52 |
Ich nenne noch ein paar Zahlen: Die Steuerreform von 2000 entlastete Einkommen von 20.000 Euro um 3,6%, für 70.000 Euro errechnen sich 5,3% und ein Einkommen von 200.000 Euro wurde um 7,7% entlastet. Hohe Einkommen wurden mehr als doppelt so stark entlastet wie niedrige. Diese unterschiedliche Entlastung drückt sich auch im Anteil an Lohnsteuern am gesamten Steueraufkommen aus. Während der Anteil 1960 noch knapp über 10% war, stieg sie bis 1980 auf über 30% um dann bis 2007 auf 26% zu sinken – seitdem steigt der Anteil wieder. Zusammen mit den Verbrauchssteuern machen diese inzwischen etwa Dreiviertel des Gesamtsteueraufkommens aus.
Spiegelbildlich entwickelten sich die Einkommens-, Körperschafts- und Gewerbesteuern: 1980 betrug der Spitzensteuersatz 56%, 1998 sank er auf 53%, inzwischen liegt er bei 42%. Langsam müsste doch dämmern, weshalb der Staat „schlanker“ wird.
Doch laut statistischem Bundesamt (2005) werden diese Steuersätze nicht mal gezahlt: Die 0,1 Prozent reichsten Steuerzahler (Jahreseinkommen von mehr als 638.000 Euro) zahlten nur einen 36%-gen Steuersatz. Die reichsten 1% mit einem Jahreseinkommen von mehr als 182.000 Euro kamen auf ca. 35,2% Einkommensteuer, und zwar deshalb, weil die Abschreibungen und sonstigen Möglichkeiten für diese Klientel so gestaltet sind, dass der Höchststeuerbetrag nur auf dem Papier steht. Das ist natürlich alles legal, weil die Gesetzgebung es so wollte. Trotzdem werden Milliarden nicht versteuertes Einkommen ins Ausland transferiert, weil die Steuersätze in der Bundesrepublik für die Leistungsträger zu hoch seien. Und weil die öffentlichen Finanzen ausbluten, beispielsweise wegen der HypoRealEstate-Bank, benötigt man Sündenböcke. Und diese sind dem Volk einfach zu vermitteln, es seien die faulen Arbeitslosen, die den Staat und die hart arbeitenden Jobinhaber beraubten.
Nachtrag: Deshalb noch drei Zahlen aus dem Januar 2010: 3.617.000 Arbeitslosen stehen 456.500 offene Stellen gegenüber. Auch wenn aus den Arbeitslosen alle offenen Stellen zu besetzen wären, weil sie zusammenpassten, wären das nur etwas mehr als 12%, die in Arbeit gebracht werden könnten. |
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