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Forum: "Prof. Gunnar Heinsohn über Sozialtransfer und seine Folgen"
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| Egoismus | | von: missmarpel93
erstellt: 20.02.2010 07:15:02 geändert: 20.02.2010 07:18:21 |
Ich halte Egoismus für eine lebensnotwendige Eigenschaft. In einer gesellschaft, die in erster Linie auf die Stärken des Individuums setzt, ist jeder zunächst einmal sich selbst verpflichtet.
Im allgemeinen wird jeder merken, dass es Grenzen für den eigenen Egoismus gibt und eine Kooperation mit anderen zweckmäßig ist. Es entwickelt sich also u.a. ein Fürsorgegedanken, der sich allerdings auf die Nächsten erstreckt. Das sind in der Regel Familie, Verwandte und Nachbarn sowie Bekannte. Auf diesem Weg entwickelt sich eine Gesellschaft und ein benötigter Sozialtransfer. Dies geschiehtaaber immer auf einem kleinen, begrenzten und überschaubaren Raum.
Dies war jahrtausende geübte Praxis bis zu dem Punkt, als die "Mitleidsindustrie" mit den vielen NGOs entstand. Auf einmal konnten gewaltige Geldsummen für Projekte am "Arsxx von Nirgendwo" entwickelt werden, denn der nächsten Nachbarschaft ging es im Vergleich ja gut. Im übrigen waren für deren notleidenden Teil ja die Geselschaft und die Kirchen zuständig. Aus den letzteren trat man aus fiskalischen Erwägungen aus, und überhaupt, war das Concordat nicht aus "brauner Zeit"? Der Gesellschaft konnte man sich nicht entziehen, aber die anderen Steuerzahler kann man wenigstens an der eigenen Spendenbereitschaft beteiligen (steuerliche Abzugsfähigkeit).
Und so hat man in der Sahelzone Brunnen bohren lassen, die zu einer Überweidung und somit existenzieller Bedrohung der dortlebenden Menschen führten. Und weil jetzt die ewig Gutmeinenden, aber selten etwas richtig Machenden jetzt das schlechte Gewissen plagt das große Lamento zu den "Wirtschaftsflüchtlingen" aus eben diesen Gegenden Afrikas.
Dieser Bereich ist aber nur ein Nebenkriegsschauplatz. In erster Linie geht es um die Bezieher von Sozialtransfers. Im großen und Ganzen dürften sich Nicht-Beantragung aus Scham und Missbrauch die Waage halten. Aber dass es Fälle gibt, die einem sauer aufstoßen, darf doch noch gesagt werden.
Wenn heute Rentnerinnen auf Grundversorgung angewiesen sind, weil das Unterhaltsrecht der sechziger Jahre eine Katastrophe war, so ist es doch in Ordnung.
Wenn die Hausfrau, die sich in den sechzigern ihre Beiträge zur Rentenversicherung als Ehestandsdarlehen hat auszahlen lassen, in den neunzigern nicht nachgezahlt hat, da ihr Einkommen durch "Putzen" oder ähnliches an den Kassen vorbei erwirtschaftet worden ist und somit nicht auftauchen konnte, so hält sich mein Verständnis von Sozialstatt in Grenzen, wenn die besagte hausfrau heute die Grundsicherung erhält.
Ähnliche Beispiele, wie den "Altmeister" habe ich schon zig aufgezeigt. Diese werden aber von einigen Diskutanten als Einzelfälle abgetan bzw. negiert. Ist auch schwieriger sich mit den Fakten zu befassen, als andere der emotionalen Kälte zu bezichtigen, und es passt auch besser ins eigene Weltbild.
Welches verquere Weltbild dahintersteht, konnte man auch nach 1990 sehen. Ein Teil der von der "Unrechtsgerichtsbarkeit" der DDR verurteilten (Klein-)Kriminellen wurde einer Amnestie unterworfen. Die neuen Bundesländer lernten dann sehr schnell, dass eben doch viele dieser Zeitgenossen sich durch den politischen Wechsel nicht zu einer anderen Lebensführung anspornen ließen. Und so war die bundesdeutsche Gerichtsbarkeit sehr schnell wieder mit dem gleichen Klientel befasst.
Noch eine Frage zum Schluss, was ist eigentlich an der protestantischen Arbeitsethik so verkehrt? |
| Danke, missmarple93, obwohl | | von: lupenrein
erstellt: 20.02.2010 11:37:48 geändert: 20.02.2010 11:46:17 |
ich - wieder eingetretener - Katholik bin.
Arbeitsethik, ob protestantisch oder welcher christlicher Gesinnung auch sonst folgend, bedeutet für mich erst einmal, für das Recht, regelmäßig Geld von meinem Arbeitgeber zu bekommen. auch meiner Pflicht nachzugehen; nach besten Kräften regelmäßig möglichst gut zu arbeiten, ohne bei jedem Anflug von möglichem Unwohlsein gleich zu Hause zu bleiben.
Das hat für mich etwas damit zu tun, dass ich gern mit mir und meinem Gewissen im Reinen bin - ein schönes Gefühl, wenn man das öfter schafft -.
Ich bin auch so gestrickt, meine Arbeitsblätter zu Hause vorzubereiten und in genügender Anzahl, gelocht selbstverständlich, rechtzeig zum Unterricht parat zu haben, statt in der Schule regelmäßig in der Schlange derjenigen (es sind seltsamerweise immer dieselben) stehen zu müssen, die - regelmäßig - plötzlich noch etwas kopieren müssen
Es ist so eine seltsame Eigenart von mir, das Vorherdenkbare auch vorherzudenken. Dafür ist das Gebilde zwischen den eigenen Ohren schließlich da.
Ich kann das einfach nicht abstellen. Es rührt wahrscheinlich noch aus den knapp 40 Jahren, in denen ich außerhalb des Öffentlichen Dienstes meine Brötchen verdient habe (angefangen habe ich 1963 mit 14). Dabei waren auch über 10 Jahre, in denen ich mit kleinem Fixum und erfolgsabhängiger Provision sehr viel Geld verdiente. Die Kohle wurde mir allerdings nicht geschenkt, denn: die Mutterfirmen kamen aus den USA. Und die sind nicht gerade dafür bekannt, Nicht-Leister für eine längere Zeit als die Kündigungsfrist durchzufüttern.
Ich denke so, obwohl ich (vielleicht: weil ich? Weiß man´s?) mein zweijähriges Referendariat erst 2006 erfolgreich beendet habe und als Angestellter keine lebenslange Arbeitsplatzgarantie von meinem Arbeitgeber, dem Land NRW, erhalten habe.
Aber das kennst du ja auch.
Manchem der hier etwas abgehoben diskutierenden Forenteilnehmer würde ich mal 2-3 Jahre Arbeit unter Akkord-/Provisions- oder ähnlichen Randbedingungen gönnen.
Deiner Rede vom nach allen Seiten offen sein möchte ich gerne noch hinzufügen: "Zu sozial ist unsozial!"
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