Hat sich die Schülerschaft an Gymnasien dergestalt verändert, dass eine stärkere pädagogische Ausrichtung der Arbeit der Gymnasialkollegien wünschenswert wäre?
Wünschenswert wäre das schon immer gewesen, da sich die Schülerschaft m.E. tatsächlich verändert hat, ist sie aber jetzt unabdingbar.
Oder sind Schüler, die eine stärkere pädagogische Betreuung brauchen, an anderen Schulformen besser aufgehoben, als an einem Gymnasium, das definitionsgemäß "fachwissenschaftlicher" und somit anders als andere Schulformen arbeiten und den "Stoff" an seine SuS herantragen muss.
Das zumindest scheint die Auffassung vieler Gymnasialkollegen zu sein, die die Kinder gleich vom Gymnasium zu uns an die HS durchreichen, damit sie dort "in einer kleinen Gruppe" besser gefördert werden können. Das Kind kommt dann aus einer 26er-Klasse zu uns als Nr. 31
Dass das Durchreichen zur Zeit etwas nachlässt, liegt leider nur am allgemeinen Schülerschwund und der damit zusammenhängenden Rechnerei; schließlich will niemand Planstellen abgeben...
Ich selber habe vor langer Zeit eine Ausbildung für die SekI und II absolviert. Schwerpunkt war immer die SekII, anders gar nicht möglich, und deshalb das Gymnasium. Seit 15 Jahren unterrichte ich jetzt an Hauptschulen. Und ich kann nur sagen: Ich habe in meiner Ausbildung nichts, aber auch gar nichts in pädagogischer Hinsicht gelernt, das ich jetzt gebrauchen könnte. In fachlicher übrigens auch nicht. (Was nur zum Teil daran liegt, dass ich natürlich größtenteils Fächer unterrichte, die mir weder im Studium noch im Referendariat über den Weg gelaufen sind.)
Und wenn ich den Unterricht betrachte, den der eigene Nachwuchs am Gymnasium genießt, dann muss ich feststellen, dass es dort eine Reihe von KollegInnen gibt, die auch in pädagogischer Hinsicht sehr versiert arbeiten, d.h., die könnten auch an meiner Schule unterrichten.
All die anderen Dinge, wie Umgang mit Teilleistungsstörungen und den diversen Institutionen, um nur einiges zu nennen, müssten sie sich allerdings wohl selber aneignen, so wie ich das auch musste.
Daneben gibt es aber auch solche, die nach 10 Minuten schreiend und mit gesträubtem Haupthaar aus der Klasse laufen würden.