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Forum: "Nachhilfe ist wichtig für viele!"
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| die eltern zahlen ja.... | | von: kataz
erstellt: 23.06.2005 17:22:08 |
meine mutter hatte damals diesbezüglich ein ideales konzept. ich musste in mathe nachhilfe nehmen, da mathe immer ein schwaches fach war und ich das schuljahr zuvor 4 wochen verpasst habe.
(hehe, nicht geschwänzt, keine bange)
um mich ein bisschen zu 'motivieren', dass ich die zeit vor, während und nach der nachhilfe nicht einfach nur absitze gab es folgenden 'deal' von ihrer seite:
ich musste meine nachhilfe bis zur arbeit selber bezahlen, vom taschengeld, und bei 10 dm pro stunde/pro woche: autsch. wenn die arbeit aber glatt vier oder besser war, dann habe ich das geld zurückbekommen.
es sei dazu gesagt, ich habe vorher immer 5er und knapper 4er geschrieben. nach der nachhilfe stand ich 3!
also ich kann nur sagen, dass das ein wirklich gutes konzept für störrische und faule pubis ist, bei mir hats zumindest geklappt.
liebe grüße
kataz |
| Licht von der anderen Seite | | von: keinelehrerin
erstellt: 23.06.2005 21:49:40 |
Hey,
wie ihr wisst, bin ich keinelehrerin.
Darum kann ich dieses Problem nur von der Elternseite her sehen, was allerdings nicht heißt, dass ich für die LehrerInnen-Seite blind bin.
Aber lasst mich von meinen ganz persönlichen Erfahrungen berichten.
Unser ältester Sohn besucht die 6.Klasse Gym (G8).
Sein französisch Lehrer hat sich Anfang des vergangenen Jahres - nachdem er fast die ersten drei Monate krank war - mit den Worten eingeführt: Ihr könnt ja gar nichts!
Seither hat sich dieser Ton nicht im wesentlichen geändert. Seine soziale Kompetenz ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden, Arbeiten legt er ohne Rücksicht auf die bereits vor ihm eingetragenen Überprüfungen der anderen Hauptfach-Lehrer.
Regelmäßig lässt er sich in nicht sehr freundlichem Ton über die miserablen Leistungen in den Klassenarbeiten aus. Der erhöhte Korrekturaufwand hindere ihn daran, am Wochenende spazieren zu gehen.
Vokabelüberprüfungen werden geschrieben, um Ruhe in die Klasse zu bekommen.
Unser Sohn bekommt seit eineinhalb Jahren Nachhilfe in diesem Fach, 1x wch. 90 min, Er steht im Moment - auf Holz klopf - auf einer 2.
Warum soll ich ihm diese Stütze rauben? Die Chemie mit diesem Fachlehrer stimmt halt ganz und gar nicht, dass unser Junge es bei zwei Schulstunden pro Woche gepeilt bekommt, zeigt uns, dass es nicht an ihm liegen kann.
Unsere Tochter hat Schwierigkeiten mit dem Erlernen der Schriftsprache. Da in diesem Bereich meine Nerven einfach blank liegen - ich versteh nicht, wie man dreimal Hund richtig schreibt und beim vierten mal falsch - haben wir uns entschieden, diesen Faktor, der viel Unruhe und Unfrieden zwischen uns bringt, auf einen neutralen Dritten zu übertragen. Dort bekommt sie Einzelunterricht, die Dame ist Lehramtsanwärterin, mit Erfahrung in solchen Problemen und ich kann wieder Mutti für mein Kind sein, und muss nicht therapieren.
Versteht das nicht als Angriff gegen die Engagierten unter euch. Diese gibt es auch an der Schule von unserem Großen (geniale Englischlehrerin) nur wenn man halt kein solches Glück beim Verteilen hatte, muss man sich und dem Kind doch so gut helfen wie es geht.
Das war mal ne andere Seite der Medaille "Nachhilfe"
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| Das meiste, | | von: ishaa
erstellt: 23.06.2005 21:52:22 |
was bei uns an der Hauptschule so auf der Nachhilfeebene passiert, ist rausgeschmissenes Geld. Besonders schlimm, da besonders teuer, ist es mit den großen Nachhilfeorganisationen (Schülerhilfe etc.). Manchmal passen die Kinder schultyp- und fächermäig so wenig zueinander (auf dem Land, kleine Außenstellen), dass ihnen nur so etwas wie "Konzentrationstraining" geboten wird, aber leider noch nicht einmal das auf professionelle Art und Weise. Oder Schüler des sechsten Schuljahres, die in Englisch gerade erste comparisons ( wenige Adjektive, nur mit -er und -est) lernen ,kommen mit seitenweise beschriebenen Blätter an, auf denen sämtliche Regeln stehen, auch für die Steigerung mit more and most nebst ausführlicher Erklärung welche zweisilbigen Adjektive jetzt wie gesteigert werden (ist an der Hauptschule auch in Klasse 10 B nicht gefragt....). Von einer kleineren Institution brachten Schüler mir Material mit, bei dem es schon in den tollen Erklärungen für die Eltern nur so von Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern wimmelte. Dann gibt es die tollen Organisationen, die gnädigerweise "kostenlos" auf LRS und Dyskalkulie testen (worauf eh jedes Kind einen Anspruch hat), um dann sündhaft teure Kurse anzubieten. Dann gibt es Kinder mit nicht diagnostizierter LRS oder Dyskalkulie, die bei der Oberstufenschülerin aus dem Dorf endlos Diktate schreiben und Rechenaufgaben lösen und immer mehr an sich verzweifeln. Und es gibt tatsächlich viele Eltern, die gerade wenn's schön teuer ist, das Gefühl haben, sich so "feikaufen" zu können. Sie haben was getan. Einer Mutter habe ich über 1,5 Jahre geraten ihr Kind aus der Nachhilfeorganisation abzumelden, bin ihr mit den Telefonnummern von schulpsychologischem Dienst und Erziehungsberatungsstelle nachgelaufen, ohne Erfolg. Erst nach intensivem Gespräch mit Schulleiter und Sozialarbeiter (den wir damals noch hatten), fand sich der Weg zur Schulberatungsstelle. Auf dem nächsten Elternsprechtag teilte mir die Mutter mit, man habe ihr als erstes geraten, das Kind aus der Nachhilfeorganisation abzumelden und das hätte sie jetzt getan....
In den allermeisten Fällen könnten eigentlich die Eltern helfen. Einige meiner Schüler haben eine Kollegin als Nachhilfelehrerin, die zur Zeit wegen kleiner Kinder nicht im Dienst ist. Auf Bitten von Eltern habe ich mit ihr Kontakt aufgenommen. Wir sind uns immer einig, welches nicht Können (nicht fachlicher Art!) und nicht Wollen seitens des Elternhauses die Kinder zu ihr bringt. Die Kollegin ist sehr engagiert und ich bin -wie viele meiner Kollegen meinen- auch so "blöd", das heißt, wir stehen in regem telefonischen Kontakt. Das bringt's dann. Aber ehrlich gesagt, wenn ich das für alle meine Schüler, die in irgendeiner Form Nachhilfe bekommen, leisten sollte, wär' ich doch arg überfordert. Es hat eh sehr zugenommen, dass Eltern mich bitten, mit Nachhilfeorganisationen Kontakt aufzunehmen. Hinzu kommen die ständigen Gutachten, die ich schreiben muss, wenn Schüler eine außerschulische Förderung wegen LRS oder Dyskalkulie erhalten sollen bzw. diese verlängert werden soll. Ein Psychologe bekommt für so etwas jedesmal richtig Schotter, ein Gymnasiallehrer muss sowas fast nie tun. Aber dafür kriegt er mehr Geld. Anderes Thema, ich weiß, bei mir trudeln nur gerade wieder diese Formulare ein, die im Schulahresendstress gerade noch mal eben ausgefüllt werden sollen. Und da hab' ich noch Zeit, euch hier endlos zuzuquatschen. Sorry, ich hoffe, es war nicht zu viel.
LG ishaa |
| ... und noch einmal zum Thema "Nachhilfe" | | von: siebengscheit
erstellt: 24.06.2005 08:41:51 geändert: 24.06.2005 08:43:41 |
Als Inhaberin, Leiterin und selbst unterrichtende Lehrkraft in den Fächern Mathematik und Englisch möchte ich mich doch auch zu diesem Thema äußern.
Sicherlich ist es die Idealvorstellung von Schule,in der alle Schüler motiviert dem ansprechend aufbereiteten Unterrichtsstoff folgen, ihn selbst anwenden können und die Lehrkraft mit perfekten Klassenarbeiten erfreuen.
LEIDER ist es in der Realität nicht so und für die entsprechende Kritik gibt es viele Ansatzpunkte: Schulsystem, Schüler, Lehrer, Eltern, usw.
Mein Lehrerteam und ich versuchen, den Spass, den wir an unseren Fächern haben, an die Schüler weiterzugeben. Wir unterrichten in den meisten Hauptfächern, aber jeder nur das, was er wirkllich beherrscht. So gibt es einen speziellen Grundschulbereich, den Bereich 6. - 10. Klasse,
die Oberstufe und einen BWL - Bereich - was wir aber nicht können, unterrichten wir auch nicht (in Gegensatz zu den weit verbreiteten großen Nachhilfe-Unternehmen).
Zu uns in die Nachhilfe kommen nicht nur "schlechte" Schüler, sondern z.B. auch schüchterne Mädchen, die sich nicht getrauen, bei Problemen ihren Mathe-Lehrer zu fragen, weil sie sofort "niedergemacht" werden. Bei uns dürfen sie, ja sollen sie sogar alles fragen und wir geben uns Mühe, das Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.
In nunmehr fast 13 Jahren Tätigkeit im Bereich "Nachhilfe", davon 8 Jahre selbständig -
musste ich feststellen, dass es vielzählige Gründe für Schüler gibt, Nachhilfe-Unterricht zu nehmen.
Wir wiederholen und erklären nicht nur den Lehrstoff, sondern "stützen" auch die Schüler in jeder Hinsicht - wir haben einfach ein offenes Ohr
für die großen und kleinen Probleme, die Kollegen an den öffentlichen Schulen häufig übersehen. Abgesehen von ein paar schwarzen Schafen, die den Lehrerberuf lässig als Job betrachten und für die Verantwortung für Schüler an der Schultür aufhört, fehlt den anderen wohl nicht die Motivation sondern einfach die Zeit.
Doch sollte "Nachhilfe" nicht grundsätzlich negativ bewertet werden. Es gibt - abgesehen von den großen Filialunternehmen, bei denen vorwiegend wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen - auch noch Nachhilfe-Institute, denen das Wohl der Schüler am Herzen liegt, die individuell arbeiten, nicht auf wirtschaftliche Faktoren fixiert sind, deshalb auch keine großen Reichtümer erarbeiten werden, sich aber konsequent mit guten Referenzen gegenüber den großen Konkurenten behaupten.
Wünschenswert wäre nur , dass die Zusammenarbeit mit den Lehrern der öffentlichen Schulen besser wäre und sich nicht gleich jeder Lehrer/in auf den "Schlips" getreten fühlt, nur weil einer seiner Schüler Nachhilfe bekommt. Es muss ja nicht unbedingt an ihm/ihr liegen.
Letztendlich sollte uns allen, die wir uns zu einer pädagogischen Aufgabe berufen fühlen, doch die Bildung und die Förderung der Schüler wichtig sein!
Grüßle "Siebengscheit" |
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