erst ein Zitat von dir:
Ok, aber wenn die Schülerin sich gemeldet hätte und gesagt hätte:
"Liebe Frau xy können sie mir bitte den Gegenwartsbezug und die Zukunftsbedeutung erklären, denn mit ist die Zielführung und deren Transparenz nicht ganz klar"
wäre das dann in Ordnung gewesen ?
Ich würde sie dann loben, weil sie so schöne Fremdwörter kann.
Zudem würde ich sie tadeln, weil es vom Ausdruck her nicht stimmt: es dürfte nicht: "denn mit ist die... nicht ganz klar" heißen. Statt mit müsste ein mir hin, oder?
Außerdem glaube ich kaum, dass eine Schülerin solch einen Wortschatz hat.
sage ich dann auch auf solch eine Frage: "Stell dir vor, du sitzt bei Herrn Jauch auf dem Stuhl und genau diese Frage kommt! Dann kannst du sie beantworten und ich wäre sehr stolz auf dich!"
Auch Schüler sollten Respekt vor älteren Menschen (z.B. auch Lehrer) haben. Sie haben auch gewissen Anweisungen Folge zu leisten.Und als Lehrer muss man nicht jede Anweisung begründen, es reicht, dass man das gesagt hat.
Wenn die Schüler im späteren Leben gegenüber ihren Vorgesetzten genauso so reagieren und genauso respektlos sind, dann sind sie wahrscheinlich nicht mehr lange in dieser Firma.
Anarchie ist nichts schlimmes. Du unterstellst nur implizit, das der Mensch schlecht ist und ohne Regeln und Strafe nicht zusammenleben kann.
Ich sagte ja extra: weniger Regeln, mehr denken. Wer denkt wird feststellen, dass Menschen als funktionierende soziale Gruppe besser dran sind. Wer denkt wird sogar einsehen, dass eine Umverteilung mehr Sinn ergibt, als die Gesellschaft/Welt in Arm und Reich zu spalten.
Weil ich als dein Lehrer das so will.
Weil ich mich gestern nachmittag hingesetzt habe, den Unterricht unter Berücksichtigung der Richtlinien, des Lehrbuchangebots, der didaktisch-methodischen Überlegungen, der Situationsanalyse der betreffenden Klasse im Allgemeinen und dieser einzelnen Schülerin im Speziellen, des vermuteten Interesses der Schülerinnen und Schüler (und meinem) usw. usw. vorbereitet habe. Weil ich möchte, dass du gute Noten auf dem Zeugnis bekommst und dir dafür (hoffentlich) später mal eine Lehrstelle "kaufen" kannst.
Und (verdammt noch mal) weil ich hier das Sagen habe und ich nicht in jeder Stunde jedem Schüler, jeder Schülerin jede meiner Entscheidungen begründen will und kann. Dann komme ich nicht mehr zum Unterrichten.
Dann werde ich die Schülerin anlächeln und sie tätscheln und ihr sagen: Gelle, und nun gehen wir an die Arbeit.
Denn, wenn die Schülerin wirklich nur frech und pubertierend sein und einen auf Verweigerung machen wollte, dann ist die Situation anders zu handhaben, als wenn die Schülerin trotz eventuell provokanter Intonation ernsthaft die Sinnhaftigkei einer Aufgabe in Frage gestellt hat.
Im Grunde genommen ist es eine sehr berechtigte Frage, die ich mir selber in abgänderter Version auch des Öfteren stelle, vor allem dann, wenn ich mal wieder ein neues Deutschbuch in die Hand gedrückt bekomme und es am liebsten auch gleich wieder wegschmeißen würde.
Ich erkläre den Schülerinnen manchmal, dass alles, was sie lernen - auch das scheinbar sinnlose Zeug - dafür sorgt, dass ihre Gehirnzellen in Schwung bleiben und sich ihre Merkfähigkeit und Auffassungsgabe stetig verbessert.
weil es gewisse Menschen gibt, die sich nicht in eine Gesellschaft integrieren können. Regeln sind auch zum Schutz der anderen Menschen da. Natürlich sind wir in Deutschland etwas bürokratischer, aber die meisten regeln sind schon sinnvoll.
Und du darfst ja nicht von dir auf andere schließen. Ich gehe davon aus, dass du genügend Grips hast und auch mit weniger Regeln klar kämst. Leider können in unserer Gesellschaft nicht alle so klar denken und verfügen über so viel Grips. Deshalb brauchen wir Regeln.
Zum einen frage ich mich, was wohl im Unterricht läuft, wenn solch eine Frage auftaucht!
Und zum anderen stelle ich mir ja wohl vor dem Unterrichten die Frage: "Warum soll ich das unterrichten?" Denn nur wenn ich die Antwort kenne, kann ich sinnvoll überlegen, wie ich es unterrichte!
Weil es im Bildungsstandard oder im Lehrbuch steht oder weil es immer so unterrichtet wurde - das ist ja wohl bloß der Grund, warum ich nachdenke es auch zu lehren!!
Die Antwort auf die Frage kann dabei vielschichtig und oft auch abstrakt sein - es muss ja nicht immer einen unmittelbaren Bezug geben, warum man etwas lehrt/lernt - häufig handelt es sich ja um die Exemplarik oder um das Lernen zu lernen.
Gerade im Mathematikunterricht enden die Anwendungen in der Erfahrungswelt meist mit dem Unterricht in Klasse 8. Trotzdem ist es wichtig für das analytische Denken für die Fähigkeit komplexere Strukturen zu erkennen also abstrahieren zu können.
Es gibt z.B. keinen expliziten Grund warum man den Beweis der irrationalität von Wurzel 2 lernen soll - aber der Beweis durch Widerspruch ist eine wichtige mathematische Denkweise und die Stelle bietet sich besonders zur Behandlung an!
Aber ganz formal: Die Frage "Warum soll ich das lernen." kann ja wohl nicht uns gestellt sein.
Denn wir formulieren ja wohl nicht, dass die Schüler dieses oder jenes lernen sollen, sondern bereiten ihnen ein Lernangebot. Und geben ihnen hinterher (bei Arbeiten und dgl.) die Rückmeldung, ob sie es gelernt haben.