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Forum: "Das Bild des Lehrers in der Gesellschaft"
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| @ sopaed: | | von: ysnp
erstellt: 10.10.2007 21:08:12 geändert: 11.10.2007 17:06:13 |
Ich gebe deinem Veto in so fern Recht, dass Schüler selbstverständlich Menschen sind und wir sie als solches primär sehen sollten.
Diese Botschaft kommt auch bei den Schülern an, wenn man voll und ganz diese Einstellung hat.
Zensuren gehören zu unserem Schulsystem und als ausführender Lehrer kann man das nicht verhindern.
Hättest du Vorschläge, wie man als Lehrer im Schulsystem agieren kann, ohne zu zensieren? Die Schulgesetze ignorieren?
Zur Schulinspektion: Wir werden als Beamte ständig (regel)beurteilt, jetzt kommt noch die Schulinspektion dazu. Das Sträuben ist darin zu sehen, dass doch fast alle die Erfahrung gemacht haben, dass bei Beurteilungen immer noch und nöcher weiter Haare in der Suppe buchstäblich gesucht werden. Warum kann man bei solchen Besuchen die Lehrer nicht in ihren positiven Seiten bestärken?
Nämlich die, die beurteilen, sind oft schlimmer in ihrem Urteil ,als das vielen Schülern widerfährt.
Deshalb ist bei den meisten überhaupt keine Vertrauensbasis da.
Ich bleibe dabei, es steht mir nicht zu den Anspruch zu haben, Verhaltensweisen von anderen Menschen objektiv zu beurteilen, vor allem, wenn ich ein abwertendes, geringschätzendes Urteil fälle. (Siehe mein harmloses Beispiel über die Definition des Engagements des Lehrers.) |
| @sopaed | | von: rhauda
erstellt: 10.10.2007 21:50:59 |
Wir relativieren bei unseren Beurteilungen ständig. Wir relativieren zwischen den Klassen, eine Klasse hat halt mehr Schüler, denen das lernen leichter fällt, als eine andere. Wir relativieren zwischen den Schülern, indem wir (laut Erlasse in verschiedenen Fächern) auch den individuellen Lernfortschritt einschätzen, wir relativieren zwischen den Schulen, eine Schule hat eben eine andere Klientel als die andere.
Dies habe wir als Lehrer getan, nur um uns jetzt sagen zu lassen, dass das nicht in Ordnung ist, sondern dass standardisierte Tests mit genauen Korrekturvorgaben den Schüler einordnen in eine Skala von 1-6.
It goes with the job. wir haben keine Wahl und versuchen, so weit es die Gesetzesvorgaben vorsehen, das Individum zu sehen. Es ist doch nicht so, dass die Lehrerschaft diese Entwicklung gut findet. Es ist nur so, dass, sobalb wir uns an diese Vorgaben nicht halten, die ganze Sache justitiabel ist. Und glaub ja nicht, dass Eltern da nicht sofort auf der matte stehen, um sich bei der Schulaufsicht über mangelnde Objektivität und standadisierte Vergleichbarkeit beschweren.
Nach dem Motto: Wenn mein Kind ne fünf hat, muss DER aber auch ne fünf haben - nicht etwa: ich fnde, dass mein Kind ne vier verdient hat. |
| Interessant hier weiter zu lesen | | von: caldeirao
erstellt: 10.10.2007 22:08:22 |
Manches scheint mir sehr profan.
1. Wie oft seid ihr dienstlich beurteilt worden? Ich bin seit 1990 Lehrerin und bin 1999 das erste Mal beurteilt worden, als ich Beamtin auf Probe wurde. Das zweite Mal bin ich dienstlich beurteilt worden, als ich Beamtin auf Lebenszeit wurde. Seitdem nie wieder. Mich hat weder ein/e Schulleiter/in noch sonstwer "kontrolliert" bzw. Beurteilt, bewertet ....
2. Was spricht gegen eine Evaluation des Lehrer-Schüler-Verhältnisses und der Lehrerarbeit. Dann gäbe es offizielle Zahlen, mit denen man argumentieren könnte. Es würden sich die fleißigen und guten LuL, wie ihr es sicher in der Mehrheit seid, vom Rest abheben.
3. Was spricht gegen ein Leistungsbezogenes Gehalt. Ich persönlich finde es zum K..., dass der Stundengeber, der sich vor allen zusätzlichen Arbeiten drückt, seit Jahren erfolgreich verhindert hat, dass er Klasenlehrer(in) ist usw., das gleiche Gehalt bekommt, wie ich.
Zur Bewertung: Es gibt zumindestens in Brandenburg die Möglichkeit bis zur Klasse 2 (aber ich glaube man darf sogar bis Klasse 4) statt Noten mit einem Worturteil bewerten. Spätestens in Klasse 3 gibt die Mehrheit Noten. In vielen Fällen sogar ab 2. Für mich völlig unverständlich. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man nicht mit einem bestimmten Schulkonzept, die Noten noch länger aussetzen darf.
@dzenata5 ich weiß nicht, wie gut und wie leicht deine Kinder gelernt haben. Es gibt genug Bücher, die sich damit auseinandersetzen, dass leichtlernende Kinder auch im schlecht durchgeführten Unterricht gut lernen. Aber ich denke an die vielen schwer lernenden Kinder, auf deren Bedürfnisse zu viele LuL nicht eingehen, die Angst haben vor bestimmten LuL, die vor Beleidigungen und Zynismus einiger LuL nicht sicher sind usw. Wenn es an der Schule deiner Kinder anders war, dann freut es mich für dich.
@Rhauda Toll dass es an deiner Schule so ist, ich kann das nicht bestätigen, finde es aber gut . |
| @sopaed | | von: ysnp
erstellt: 11.10.2007 16:16:57 geändert: 11.10.2007 17:05:54 |
Eigentlich wäre jetzt meine Frage darauf, ob du dir schon einmal Gedanken gemacht hast, wie die Lehrer, von denen du diesen Eindruck hast, in diese Haltung hineingeraten.
Müsste da nicht ein Betreuungskonzept für Lehrer (in Richtung burnout) so aufgebaut werden, dass Lehrer lernen mit Stresssituationen professionell umzugehen? In meinen Augen sind solche Verhaltensweisen, falls sie auftreten sollten, ein Ergebnis eines jahrelangen unbegleiteten täglichen Kampfes bei manchen Lehrern.
Ich bin schon lange im Schuldienst und weiß, wie wir alle ohne Ausnahme jung und voller Idealismus angefangen haben. Es ist dazwischen etwas passiert, dass bei solchen Leuten voller Idealismus plötzlich diese Verhaltensweisen zutage treten.
Du hilfst m.E. dem Lehrer mehr, wenn du ihn unterstützt und hilfst, mit schwierigen Situationen besser umzugehen.
Ich selbst mache die Erfahrungen, dass es Leute gibt, die mit Einzelbetreuungen von Schülern betraut sind, die sich die Situation, was der Lehrer vor einer Klasse zu leisten hat, zu einfach vorstellen.
Auch an mich wurden schon Wünsche in Bezug auf Zuwendung zu einem einzelnen Kind herangetragen, die ich unmöglich erfüllen kann und konnte. |
| @ allle | | von: rfalio
erstellt: 11.10.2007 16:54:48 |
Ich bin nicht mehr jung!
Das Bild im Profil schmeichelt.
Im Ernst: Obwohl über 25 Jahre im Dienst versuche ich immer wieder mich selbst un damit die Scüler neu zu motivieren, meine Stunden zu überdenken, neue Wege zu gehen ( und hier war in den letzten Jahren 4 tea eine große Hilfe für mich).
Einige wenige von bleiben stehen, die gibt es in jedem Beruf (leider aber prägen sie das Berufsbild in unserer Gesell schaft , Schröders " faule Säcke"!).
Ich denke, dass ich mir meinen Altruismus, meinen Schwung und mein Engagement jedenfalls zum Großteil bewahrt habe.
Andrerseits muss man schauen, dass man nicht in allem nach der " Mode " schwimmt. Unsere Schüler erleben in ihrem Umfeld ( Fernseher und Computer ) eine Schnellschussinformation, ohne nachhaltioge Wirkung. Wenn wir uns dem anpassen, sind wir erst einmal "in", auf die Dauer erkenne dann doch Schüler und Eltern die entstehenden Defizite ( Nachhaltigkeit!).
Selbstbestimmtes Lernen funktioniert, aber nur bis dahin, wo die "fremdgesteuerte" Wahrnehmungsfähigkeit der Schüler aufhört.
Heute erst hab ich das erlebt: Schülerinnen, die sich in der 5. Klasse um Zusatzaufgaben rauften, nahmen das Angebot des freien Arbeitens in der 6. Klasse erst einmal gerne an. Dann aber, nach ca 30 Minuten, klinkten sie sich aus, suchten Ablenkung.
Sie malten Herzchen mit dem Namen des "Angebeteten".
Zum Thema:
Unser Beruf ( von Berufung!) ist in den letzten Jahren sicher nicht einfacher geworden.
Wir fördern ( = fordern!) unsere Schüler gerne.
In der Gesellschaft ist aber "fordern" inzwischen ein negativ belegter Begriff, wenn vielleicht auch nicht in der öffentlichen Diskussion, so doch in der fallbezogenen.
Zum Nachdenken
rfalio |
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