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Forum: "Gemeinsame Schule für alle von der 1. bis zur 8. Klasse?"
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| "fördern" | | von: rolf_robischon
erstellt: 10.05.2005 12:38:35 |
klingt für mich immer nach "belehrbar machen", geeignet machen für die erbringung von schulleistung. die ist so schön zu messen. natürlich nur, wenn vorher normen festgelegt wurden, die dann von allen schulleistern gleich erreicht werden sollten. werden sie natürlich nicht. damit wird dann eine kurve angelegt, als beweis für das funktionieren der kontrolle. dass lernende unterschiedliches zu unterschiedlichen zeiten lernen und experten ihres eigenen wissens sind, das sich von dem wissen anderer unterscheidet, lässt sich nicht so leicht messen.
manchmal stellt sich heraus, dass wichtige dinge NICHT ergebnisse von belehrung waren: relativitätstheorie, porzellan, frottée, cordsamt, penicillin und vieles mehr..
eine schule, in der es räume für lerngruppen gibt und jede menge frei verfügbares lern- und arbeitsmaterial, die freiheit, lernräume und lerngruppen selber aufzusuchen, sich lerngelegenheiten selber zuzuwenden und begleitende erwachsene, die für fragen und für notfälle zur verfügung stehen, können sich viele nicht als "schule" vorstellen. weil die "zielscheibe" für treffer oder fehler für unerlässlich gehalten wird beim lernen.
"ich war heute in der schule fünfmal dran". "in was?" "das weiß ich nicht mehr, aber ich hab eine gute note bekommen." |
| @sopaed | | von: ishaa
erstellt: 10.05.2005 23:02:17 |
Wäre ich am Gymnasium, könnte ich dir vielleicht die Frage beantworten. Täte ich dann aber wahrscheinlich nicht, weil ich mich schämen würde. Hoffe ich jedenfalls. Mit diesem Eindruck verlasse ich jedenfalls immer den Elternsprechtag meines Sohnes. Man muss sich nicht kümmern, nix Neues ausprobieren, klappt doch alles, bei Lernstandserhebungen liegt die Schule vorne, man kann die Kollegen nicht umkrempeln, wer nicht klar kommt, gehört nicht dahin etc. pp.
Traf neulich einen Realschullehrer, wir fanden gemeinsame Schüler (erst dort, dann bei uns an der HS), da schaute er mich plötzlich ganz entgeistert an und fragte: "Wohin schickt ihr denn eigentlich die Schüler, die bei euch nicht klarkommen?"
Die oben schon öfter erwähnte finnische Schulleiterin hat auch sowas Ähnliches gesagt wie: Guter Unterricht ist der Unterricht, der alle mitnimmt, alle erreicht.
@rolf: Mein Vater hat als Volksschullehrer später Sonderpädagogik studiertund war dann lange Leiter einer Schule für Geistigbehinderte. Obwohl man ihn zu "höheren Weihen" abberufen wollte, ist er immer an seiner Schule geblieben und hat sein sich Wohlfühlen dort genau so beschrieben, wie du es oben ansprichst. Er hatte halt den Vergleich zu seiner früheren Tätigkeit und hat immer betont,dass bei ihm die Kinder im Mittelpunkt stehen können und ihre ganz spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten und dass ihn niemand zwingt, mit dem großen Kamm zu kommen und alle darüber zu scheren. Da fällt mir ein: Auch mein Bruder ist Sonderschullehrer und irgendwie zufriedener mit seinem Beruf als ich. (Warum musste ich auch so aus der Reihe tanzen?)
Eine Anmerkung noch: Zumindest in NRW werden aber die Sonderschullehrer besser bezahlt als solche an Grund- und Hauptschulen...
ishaa
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| Typisch deutsch! | | von: rfalio
erstellt: 12.05.2005 19:19:39 |
Das eigene System kritisieren und das andere loben, ohne die eigentliche Hintergründe zu sehen: Mehr Geld bzw. mehr Lehrer und höheres Ansehen der Schule in der Gesellschaft. Wenn ich im gegliederten Schulsystem kleine Klassen habe, wo ich Schwächere oder Störer zu Differenzieren in einen "Trainingsraum" schicken kann, wo sie individuell betreut werden, dann ahbe ich schon viele Probleme unseres Schulsystems gelöst. Es bringt nichts, 8 Jahre gemeinsamen Unterrichts zu verlangen und eben weiterhin große Klassen, mangelnde Differenzierungsmöglichkeiten und fehlende Einzelbetreuung in Kauf zu nehmen. Und wenn wir diese wichtigen Punkte geregelt haben, zusammen mit einer besseren Anerkennung der Schule, dann kan auch das gegliederte Schulsystem seine Stärken zeigen! Ihr bellt am falschen Baum, Kollegen!
Ein kleines Bild:
Eine Gruppe geht auf Wanderschaft. Es gibt mehrere Ziele: 10 km, 15 km, 20 km. Die erste Zeit sind viele beisammen, das Tempo ist gleichmäßig und jeweils 25 Wanderer werden von eiem Führer betreut. Trotzdem zeigt sich nach einiger Zeit, dass manchen das Tempo zu langsam ist und anderen zu schnell. Die schnelleren helfen den langsamen das Gepäck tragen, aber dadurch bleiben sie hinter ihren Möglichkeiten zurück. Nach 5 km beschließen die Führer daher, die Gruppen anders aufzuteilen: Die Schnelleren bekommen einen Führer, die Mittelgruppe und die Langsameren einen. So erreichen die Schnellen sicher das 20 km Ziel und auch für die anderen erscheint das gesteckte Ziel erreichbar. Wenn sich jemand verletzt, findet er Halt in der folgenden Gruppe, wenn jemand "die 2. Luft " bekommt, hat er eine vor sich, der er sich anschließen kann.
Der gemeinsame Marsch bis zu 15 km Ziel funktioniert nur dann, wenn mehr Führer da sind, die die schwächeren manchmal sogar tragen.
Mal nur kurz angerissen, diese Bild; es ist sicher noch ausbaufähig.
Ach ja, noch etwas: Wenn ich den Kindern Karten gebe und Material, damit sie sich den Weg selbst suchen, dann passiert gerne das, was ich auf einer Schulwanderung als Schüler selbst erlebt habe: Die Spitzengruppe ( hat sich selbst organisiert) verliert den Blickkontakt zu den folgenden und verpasst eine Abzweigung; sie läuft lange Irrwege und kann dadurch das Endziel nicht erreichen.
Also: Viel wichtiger als ein Streit über die Länge der gemeinsamen Schulzeit wäre der Einsatz für mehr Mittel und Lehrerstellen!
Wir geben doch einigen unserer Politiker nur eine Steilvorlage: Änderung der Struktur ohne zusätzliche Mittel und alles wird besser.
Denkste!
rfalio |
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